ADB:Krüß, Gerhard

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Artikel „Krüß, Gerhard“ von Andreas Hugo Krüß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 410–412, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kr%C3%BC%C3%9F,_Gerhard&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 15:13 Uhr UTC)
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Krüß: Gerhard K. wurde am 14. December 1859 zu Hamburg als Sohn des Optikers E. J. Krüß, des damaligen Inhabers des Optischen [411] Instituts A. Krüß, geboren. Seine Schulbildung erhielt er auf dem Realgymnasium des Johanneums seiner Vaterstadt, woselbst er zu Ostern 1879 das Zeugniß der Reife erwarb. Sodann bezog er die Universität in München und wandte sich dem Studium der Chemie zu. Ein Semester verbrachte er auch in Heidelberg als Schüler Robert Bunsen’s. Im Herbst 1881 machte ihn Professor Clemens Zimmermann zu seinem Unterrichtsassistenten, am 6. December 1883 erwarb K. den Grad eines Doctors der Philosophie. In den zur Promotion aufgestellten Thesen sowie auch in der Quaestio inauguralis findet sich schon deutlich die Forschungsrichtung, welcher sich der junge Gelehrte in Zukunft zuwandte. Nachdem er sich am 2. November 1886 als Docent der Chemie an der Münchener Universität habilitirt hatte, begab er sich für den Winter 1886/87 nach Stockholm, um unter Anleitung von L. F. Nilson seinen Gesichtskreis zu erweitern. Nach München zurückgekehrt begann für den früheren Schüler der Ludovico-Maximilianea eine Lehrthätigkeit an der gleichen Hochschule, welche für den Lehrer ebenso befriedigend wie für seine sehr zahlreichen Schüler fruchtbringend war.

Am 16. Mai 1890 wurde dem bisherigen Privatdocenten, nachdem er vorher einen Ruf an die Johns-Hopkins-University in Baltimore abgelehnt hatte, die verdiente Beförderung zum außerordentlichen Professor an der Universität München zu Theil, eine Stellung, welche ihn so sehr befriedigte, daß er einen 1893 an ihn ergangenen Ruf als Director des chemischen Staatslaboratoriums seiner Vaterstadt ablehnte.

Seine wissenschaftlichen Arbeiten erstreckten sich auf Atomgewichtsbestimmungen des Goldes, von Kobalt, Nickel und anderen Elementen. Angeregt durch seinen Lehrer und Freund L. F. Nilson und theils mit ihm, theils mit seinen eigenen Schülern und Mitarbeitern hat K. zahlreiche Arbeiten über die Constitution der sogenannten seltenen Erden ausgeführt; schon im J. 1888 hatte er zur Unterstützung dieser theils recht kostspieligen Untersuchungen eine Zuwendung von 300 Dollar aus dem Elizabeth Thompson Science Fund erhalten. Eine besonders stark ausgeprägte Richtung seiner Arbeiten war diejenige der Spectraluntersuchungen. Dieselben wurden gefördert durch das äußerst glückliche Zusammenarbeiten mit seinem älteren Bruder Dr. Hugo Krüß, dem Constructeur optischer Instrumente in Hamburg. Die Früchte dieser gemeinsamen Arbeiten der beiden Brüder sind in dem 1891 von ihnen erschienenen Werke: „Kolorimetrie und quantitative Spectralanalyse“ niedergelegt. Im J. 1892 rief er ein eigenes Organ, die „Zeitschrift für anorganische Chemie ins Leben“, welche unter seiner sorgsamen Leitung sehr bald eine angesehene Stellung in der chemischen Wissenschaft errang. Seine Schüler rühmten an ihm seine unermüdliche Thätigkeit, seine große Gewissenhaftigkeit, das freundliche Interesse an ihren Arbeiten und die stete Bereitwilligkeit, mit Rath und That zu helfen, die Liebenswürdigkeit seines Wesen.

Seit dem Jahre 1889 mit einer Tochter des Münchener Physiologen Geheimrath Karl v. Voit vermählt, führte er ein außerordentlich glückliches Familienleben; zwei Töchter sind seiner Ehe entsprungen. Nach längerem, wol durch Ueberarbeitung entstandenen, Leiden verschied Gerhard K. am 3. Februar 1895. Einer seiner Schüler und Mitarbeiter rief ihm folgende Worte aus einem Briefe seines Bruders in das frühe Grab nach: „Er hat es um uns Alle verdient, daß wir ihn nicht schnell vergessen, denn sein Hauptcharakterzug war der der Treue, Treue gegen seine Pflicht, gegen die ihm anvertrauten Schüler, gegen seine Mitarbeiter, Treue gegen seine Wissenschaft, Treue gegen seine Angehörigen und seine Vaterstadt. Also halten auch wir ihm die Treue“.

[412] Eine ausführliche Lebensbeschreibung Gerhard Krüß’ und das vollständige Verzeichniß seiner Schriften findet sich in der Zeitschrift für anorganische Chemie Bd. 8, S. 243 (1895) und Bd. 19, S. 327 (1899).