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ADB:Krumme, Wilhelm

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Artikel „Krumme, Wilhelm“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 409–410, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krumme,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 01:47 Uhr UTC)
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Krumme: Wilhelm K., Schulmann, wurde zu Gummersbach im Reg.-Bez. Köln am 5. December 1833 als einziger Sohn eines einfachen evangelischen Handwerkers Heinrich K. geboren. Er verlor den Vater schon im 3. Lebensjahre, und die tüchtige Mutter Marie Elisabeth geb. Bockemühl († Mai 1873) mußte nun mit ihrer Hände Arbeit sich und ihrem Sohne weiter helfen. Der aufgeweckte Knabe fand von verschiedenen Seiten Unterstützung, so daß er die Schulen seiner Heimath und von September 1851 bis Juli 1853 das Lehrerseminar in Neuwied besuchen konnte. Er trat dann als Lehrer an der evangelischen Elementarschule auf dem Pfarrhofe zu Köln ein, doch nur für kurze Zeit, denn sein reger und reicher Geist strebte nach Höherem. Mit Ertheilung von Privatstunden und Hülfe wohlwollender Gönner bestritt er seinen bescheidenen Lebensunterhalt; seine Hauptkraft verwandte er auf die Vorbereitung zum Abiturientenexamen, das er im August 1855 am Friedrich Wilhelms-Gymnasium in Köln bestand. Hierauf bezog er die Universität Bonn, um sich mit vollem Eifer dem Studium der Mathematik und der Naturwissenschaften hinzugeben. Er trat hier in ein näheres Verhältniß namentlich zu dem Lehrer der Mathematik, Professor Beer, und zu dem Physiker Professor Plücker, dessen Assistent er eine Zeitlang gewesen ist. Am 13. November 1858 wurde er auf Grund einer Abhandlung „De conditione magnetica compositionum quarundam cupri“ zum Doctor der Philosophie promovirt. Im Juni 1859 bestand er die Staatsprüfung. Die folgende Zeit benutzte er zu weiterer Ausbildung in der englischen Sprache, die er dann völlig beherrschte. Im October 1859 wurde er erster Lehrer und Leiter der evangelischen höheren Lehranstalt in Viersen bei Krefeld, ging aber schon im Herbst 1860 an die Realschule in Siegen, wo er die dritte Lehrerstelle erhielt, ein Jahr darauf an die zu Duisburg über, wo er Lehrer der Mathematik und der Naturwissenschaften wurde, im September 1863 den Oberlehrertitel bekam und eine ihm sehr zusagende erfolgreiche Thätigkeit fand. Hier in Duisburg begründete er auch einen eigenen Hausstand, indem er sich am 8. Mai 1864 mit Marie Luise Nieten, einer Bürgerstochter der Stadt, verheirathete. Im J. 1870 erhielt er einen Ruf als Director der „Gewerbeschule“ nach Remscheid, dem er um so lieber Folge gab, weil er hier Gelegenheit fand, seine Reformideen in leitender Stellung praktisch zur Anwendung zu bringen. Am 2. Mai 1870 trat er sein Amt an. Er erreichte es, daß die Anstalt entgegen den kurz vorher gefaßten Beschlüssen der städtischen Behörden seinen Absichten gemäß zu einer Realschule zweiter Ordnung umgestaltet wurde. Er suchte, indem er sich auf den Boden der Wirklichkeit stellte, den thatsächlich vorhandenen Bedürfnissen zu genügen und namentlich den Bildungsinteressen der großen Massen des Mittelstandes gerecht zu werden. Er wollte für diese eine abgeschlossene Bildung gewinnen, eine Schule, die zugleich den Ansprüchen des Lebens und Berufes dieser Kreise in zweckmäßiger Weise entgegenkam. Diese Aufgabe konnte nach seiner Ansicht am besten die höhere Bürgerschule ohne Latein erfüllen; in ihr sah er die dringend nothwendige Mittelschule, für die er mit warmem Eifer eintrat. Er suchte vor allem den Unterricht in den Realien mit aller Kraft zu fördern und war in erster Linie darauf bedacht, [410] für die Anforderungen des praktischen Lebens tüchtige Männer zu erziehen. Mit Entschiedenheit stellte er sich in dem Streite, der um die Gestaltung des deutschen Schulwesens entbrannte, auf die Seite derer, die das Realschulwesen heben und verbreiten und den Kreis der Berechtigungen dieser Schulen erweitern wollten. Emsig verfolgte er die reiche Litteratur, die im In- und Auslande auf diesem Gebiete erwuchs; unermüdlich war er mit Wort und Schrift für seine Sache thätig; er war bald einer der eifrigsten, kenntnißreichsten und angesehensten Vorkämpfer der Schulreform. Außer in Programmen und Tagesblättern behandelte er die hier auftauchenden Fragen besonders in dem „Pädagogischen Archiv“, dessen Redaction er 1873 übernahm und bis zu seinem Tode geführt hat. Neben seiner Schule nahm sich K. in Remscheid auch mit Eifer des Volksschulwesens an, und zugleich entwickelte er hier eine ausgedehnte gemeinnützige Thätigkeit. Er rief 1871 einen Bürgerverein, 1875 einen technischen Verein ins Leben und hat in beiden bis zu seinem Fortgange den Vorsitz geführt; ersterer hat später (1878) seine großen Verdienste dadurch anerkannt, daß er K. zum Ehrenmitgliede ernannte. Mit Leib und Seele war er ausübender Schulmann. Er lehnte daher ein höchst ehrenvolles Angebot des Cultusministers Falk, der ihn als vortragenden Rath in das Ministerium ziehen wollte, im Juli 1875 ab. Dagegen folgte er etwa ein Jahr darauf einem Rufe nach Braunschweig, wo er auf der Versammlung der Realschulmänner im October 1874 die Augen der städtischen Verwaltung auf sich gezogen hatte. Hier galt es wieder, eine neue Schule nach seinen Grundsätzen zu begründen. Im October 1876 übernahm er die Direction der Anstalt, die dann 1884 aus einer Realschule zu einer Oberrealschule ausgebildet wurde, und deren innere Ausgestaltung, die sein Werk war, als eine musterhafte allgemeine Anerkennung gefunden hat. Dieser Schule und der schriftstellerischen Behandlung allgemeiner Schulfragen war seine Hauptarbeit gewidmet. Was er irgend heranziehen konnte, suchte er diesen Zwecken nutzbar zu machen. Um den Unterricht nach Möglichkeit anschaulich zu gestalten, veranlaßte er die Anfertigung von Modellen, die sich auch anderwärts bald großer Beliebtheit erfreuten; dann war er bestrebt, praktische Lehrbücher zu bekommen; er selbst hat ein Lehrbuch der Physik verfaßt, das 1869 in erster, 1896 in dritter Auflage erschien; für andere Gebiete hat er Anregung und Anleitung zu neuen Arbeiten der Art gegeben. Bei seiner vorgesetzten Behörde erfreute sich K. vollen Vertrauens, bei seinem Lehrercollegium wie bei seinen Schülern allgemeiner Beliebtheit und Werthschätzung. Das kam zu ergreifendem Ausdrucke, als ihn plötzlich der Tod seinem rastlosen erfolgreichen Schaffen entriß; er starb am 9. Juli 1894 an einer Lungenentzündung. Ein bleibendes, sichtbares Zeichen der Dankbarkeit seiner zahlreichen Schüler und Verehrer bildet eine von ihnen gestiftete Broncebüste des Verstorbenen, die über dem Haupteingange der Oberrealschule am 22. October 1899 enthüllt wurde. Ein weiteres Andenken an ihn bewahrt die Bibliothek der Schule, die werthvolle Büchersammlung Krumme’s, die von seinen Nachkommen pietätvoll der Anstalt geschenkt ist, der er durch langjährige treue Arbeit den Stempel seines Geistes aufgedrückt hat.

Vgl. Ludwig Viereck, Wilhelm Krumme, ein Lebensbild. Beil. z. Jahresber. d. städt. Oberrealschule zu Br. 1895, ein Aufsatz, der auch zugleich im Buchhandel erschien und großentheils im Pädagogischen Archiv veröffentlicht wurde.