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ADB:Krabbe, Heinrich Gustav

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Artikel „Krabbe, Heinrich Gustav“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 355–356, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krabbe,_Heinrich_Gustav&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 13:30 Uhr UTC)
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Krabbe: Heinrich Gustav K., Botaniker, geboren zu Ohrbeck in der Provinz Hannover am 24. October 1855, † zu Brochterbeck in Westfalen am 3. November 1895. Bis zum siebenten Jahre von den Großeltern erzogen, kehrte K. nach dem Tode des Großvaters in das Haus seines Vaters, eines hannoverschen Landwirthes, zurück und besuchte die Landgemeindeschule seines Geburtsortes und von 1871 an das Rathsgymnasium in Osnabrück, das er 1878 mit dem Zeugniß der Reife verließ. Sein ursprünglich auf die Theologie gerichteter Sinn erfuht schon auf dem Gymnasium eine Wandlung, insofern er daneben auch eine besondere Vorliebe für die Naturwissenschaften, namentlich fur Geologie und Botanik faßte. Er durchstreifte die Umgebung Osnabrücks und sammelte eifrig, was er an Steinen und Pflanzen finden konnte. Von 1878 an studirte er dann zunächst in Tübingen, und nachdem er daselbst seine einjährige militärische Dienstzeit absolvirt hatte, die fernere Zeit ausschließlich in Berlin, und zwar nunmehr vorzugsweise Botanik als Schüler S. Schwendeners. Auf Grund seiner Dissertation: „Entwicklung, Sprossung und Theilung einiger Flechtenapothecien“ wurde K. 1882 zum Dr. phil. promovirt, habilitirte sich zwei Jahre darauf als Privatdozent für Botanik und wurde 1890 zum ersten Assistenten an dem unter Schwendener’s Leitung stehenden botanischen Institute ernannt; 1893 erhielt er den Professortitel. Bis zum Jahre 1887 erfreute sich K. trotz eines während seiner militärischen Dienstzeit entstandenen Herzklappenfehlers eines guten Gesundheitszustandes, später aber neigte er häufig zu Erkrankungen der Luftwege, die schließlich einen bösartigen Charakter annahmen. Nachdem er wiederholt die Bäder Lippspringe und Reinerz mit vorübergehendem Erfolge aufgesucht hatte, mußte er sich im Juni 1893 entschließen, Berlin zu verlassen, um ganz seiner Gesundheit zu leben. Im Winter 1894 hielt er sich in Corsika auf. Seine Absicht, auch den Winter des folgenden Jahres hier zu verleben, hinderte der Tod, der ihn infolge eines Blutsturzes im 40. Lebensjahre dahinraffte. Ein in der Stille, aber unermüdlich wirkendes bescheidenes Gelehrtenleben hatte hiermit, noch ehe sich die Hoffnung auf einen den Leistungen entsprechenden äußeren Erfolg erfüllen sollte, einen frühen Abschluß gefunden. Krabbe’s wissenschaftliche Leistungen beruhen fast ganz auf den Anregungen, die er von seinem Lehrer Schwendener erfuhr. Alle ihm gestellten Probleme aber erfaßte er mit verständnißvoller Sicherheit und führte sie energievoll durch. Nächst seinen Arbeiten über die [356] Flechten, die er außer der Dissertation noch in zwei besonderen Abhandlungen über die formenreiche Gattung Cladonia theils in Berichten der Deutschen botanischen Gesellschaft (1883), theils als besonderes Buch: „Entwicklungsgeschichte von Cladonia“ (1891) veröffentlichte, sind besonders seine Studien zu nennen, welche sich auf das Wachsthum der Zellmembran und auf die hiermit zusammenhängenden Folgen für die Gestaltung des Pflanzengewebes beziehen. Sie sind in den Sitzungsberichten und Abhandlungen der Berliner Akademie der Wissenschaften aus den Jahren 1882 und 1884 erschienen und führen beziehungsweise die Titel: „Ueber die Beziehungen der Rindenspannung zur Bildung der Jahrringe“ und „Ueber das Wachsthum des Verdickungsringes u. s. w. in seiner Abhängigkeit von Druckwirkungen“. Auf ähnlichem Boden bewegen sich seine Untersuchungen über die Zellhautstruktur in dem 1887 in Pringheim’s Jahrbüchern (Bd. XVIII) veröffentlichten Aufsatze: „Ein Beitrag zur Kenntniß der Structur und des Wachsthums vegetabilischer Zellhäute“. Neben diesen morphologisch-anatomischen Fragen beschäftigten K. auch rein physiologische. Dahin gehören seine Arbeiten über die Function der Wurzelspitze in den Berichten der Deutschen botanischen Gesellschaft 1883 und 1884 und seine Untersuchungen über den Lichteinfluß in der Abhandlung: „Zur Kenntniß der fixen Lichtlage der Laubblätter“ (Pringsh. Jahrb. Bd. XX, 1889), die ihre Fortsetzung fanden in den mit Schwendener gemeinsam verfaßten „Untersuchungen über die Orientirungstorsionen der Blätter und Blüthen (Abh. d. Berliner Akad. d. Wissensch. 1892) und in der Schrift: „Ueber die Beziehungen zwischen dem Maaß der Turgordrehung und der Geschwindigkeit der Längenzunahme wachsender Organe“ (Pringsh. Jahrb. Bd. XXV, 1893). Endlich lieferte K. noch Beiträge zur Kenntniß von der Wirkung der Diastase auf die Stärkekörner in Pringsh. Jahrb. Bd. XXI, 1890.

M. O. Reinhardt, Nachruf auf Krabbe in den Berichten der Deutschen bot. Gesellsch. XIV, 1896.