Zum Inhalt springen

ADB:Kratz, Johann Kaspar

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kratz, Johann Kaspar“ von Winand Virnich. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 783–784, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kratz,_Johann_Kaspar&oldid=- (Version vom 10. Dezember 2024, 00:01 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 25 (1887), S. 783–784 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Kaspar Kratz in der Wikipedia
Johann Kaspar Kratz in Wikidata
GND-Nummer 118715569
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|25|783|784|Kratz, Johann Kaspar|Winand Virnich.|ADB:Kratz, Johann Kaspar}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118715569}}    

Kratz *): Johann Kaspar K., Jesuitenmissionar und Märtyrer in Tongkin, geboren zu Golzheim bei Düren im alten Herzogthum Jülich am 14. September 1698. Seine Eltern waren schlichte Landleute und in ihren Berufsarbeiten auf die Unterstützung ihrer vier Kinder angewiesen. Erst nach dem Tode des Vaters im Alter von 15 Jahren gelang es dem jüngsten Sohne, Johann Kaspar, seinem sehnlichsten Wunsche, zu studiren, näher zu treten, indem er auf dem Jesuitengymnasium zu Düsseldorf und in dem mit demselben verbundenen Convicte Aufnahme fand. Nach Vollendung der humanistischen Studien hörte er bei den Franziskanern in Düsseldorf Philosophie und übernahm zugleich eine Hauslehrerstelle. Als Hofmeister einer adeligen Familie reiste er mit derselben 1721 nach Rom, dann nach Madrid, Lissabon und Paris, und nach längerem Aufenthalte in diesen Städten, wodurch er der italienischen, spanischen, portugiesischen und französischen Sprache vollständig mächtig wurde, kehrte er 1726 in die Heimath zurück. Doch die einmal in ihm erwachte Reise- und Wanderlust ließ ihn hier nicht lange Ruhe finden und schon im folgenden Sommer, nachdem er sich als Officier für die ostindische Compagnie hatte anwerben lassen, schiffte er sich in Amsterdam nach Batavia ein. Die religiöse Unduldsamkeit der Holländer den Katholiken gegenüber ließen es ihn aber bald bereuen, sich auf sechs feste Jahre bei der holländischen Regierung gebunden zu haben, jedoch gelang es ihm, nach Verlauf von drei Jahren einen ehrenvollen Abschied zu erhalten und in Batavia mit einem befreundeten französischen Kaufmann zusammen ein Geschäft anzufangen. Aber auch hier war keines Bleibens für ihn, das todbringende Klima schien alle seine Lebenskräfte aufzehren zu wollen, und als im Mai 1730 ein portugiesisches Schiff, auf dem sich ein rheinischer Jesuit, ein Landsmann, als Missionär an Bord befand, auf der Fahrt nach Makao den Hafen berührte, benutzte er die Gelegenheit und schiffte sich ein. Doch er war nun des Weltlebens satt geworden, worauf der vertraute Umgang mit Pater Philipp Sibin, seinem rheinischen Landsmanne, auf welchen er auf dem Schiffe angewiesen war, wohl nicht ohne Einfluß geblieben ist, und am 27. October 1730 trat er in Makao in das Noviziat der Gesellschaft Jesu. Am 28. October 1732 legte er die ersten Gelübde ab und empfing am 28. October 1733 die Tonsur und niedern Weihen und nach Vollendung [784] seiner philosophischen und theologischen Studien am 24. December 1734 die Priesterweihe. Seine Vertrautheit mit so vielen Sprachen hätte es wahrscheinlich gemacht, daß er dem Ordenshause der Stadt Makao, in welcher damals wegen ihrer Bedeutung für den europäischen und indisch-chinesischen Handel Leute aller Nationen verkehrten, zugesellt geblieben wäre, aber der Sinn des jungen Ordensmannes stand auf Höheres. Er erbat und erhielt die Erlaubniß, sich der gefährlichen, das Martyrium versprechenden Mission in Tongkin zu widmen. Am 13. Mai 1735 schiffte er sich mit vier portugiesischen Patres und einem eingeborenen Laienbruder nach Tongkin ein. Doch noch ehe sie die Küste betreten hatten, wurden sie von der Zollwache entdeckt und das Schiff in Beschlag genommen. Glücklicherweise gelang es den gefangenen Jesuitenmissionären diesmal mit dem Leben davon zu kommen. Sie wurden zu Lande mit ihren Begleitern von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt unter militärischer Escorte zur portugiesischen Colonialgrenze geführt und dort entlassen. Sie kamen am 24. December 1735 nach siebenmonatlichen Strapazen und Leiden wieder in Makao an. Aber die seeleneifrigen Priester fanden keine Ruhe, bis sie von neuem sich dem ihnen gesetzten Ziele widmen konnten, und nachdem sich ihnen noch ein sechster Jesuitenpater zugesellt hatte, machten sie sich am 10. März 1736 von neuem auf den Weg nach Tongkin und zwar diesmal auf dem Landwege, demselben, auf welchem sie vor nicht drei Monaten zwangsweise zurückgeführt worden waren. Anfangs ging die Reise, wenn auch unter steter Gefahr erkannt und gefangen zu werden, glücklich von Statten, und mit großer Freude wurden die Missionare von den heimischen Christen empfangen und begrüßt. Zwei von den Patres blieben mit dem Laienbruder in Lo Feu bei den dortigen Christen zurück, die übrigen vier Missionare, worunter Pater K., setzten die Reise fort, geriethen aber bereits am 12. April 1736 in einen Hinterhalt und wurden gefangen. Mit dem Kung und schweren Ketten beladen, wurden sie unter Hunger und Durst und Drangsalen aller Art nach mühseligem Marsche zur Residenz geschleppt, wo sie am 28. April anlangten. Dort wurden sie mehrfachen strengen Verhören unterworfen und bereits am 8. Mai zum Tode durch das Schwert verurtheilt. Aber erst nach neunmonatlicher harter Gefangenschaft und großen Leiden wurde das Urtheil am 12. Januar 1737 vollzogen. Die einheimischen Christen, welche ungekannt der Hinrichtung der Patres beigewohnt hatten, brachten ihre sterblichen Ueberreste in Sicherheit und ihre blutgetränkten Kleider nach Makao, wo, als am 24. August 1737 die Nachricht von ihrem Martertode eintraf, dies mit feierlichem Glockengeläute begrüßt wurde. Die Namen der drei Todesgefährten des Pater K. waren Pater Bartholomäus Alvarez, der Obere der Missionare, Pater Emmanuel de Abreu und Vincentius de Cunha, sämmtlich Portugiesen. Der Beatificationsproceß der Märtyrer wurde gleich nach ihrem Tode begonnen, aber durch die Aufhebung des Jesuitenordens zeitweilig unterbrochen. In Düren und Umgegend ist das Andenken des Märtyrers lebendig geblieben und auf dem Pfarrhause seines Heimathsdorfes sieht man noch heute sein in Oel gemaltes Bildniß, welches die Erinnerung an ihn nicht erlöschen läßt.

Vergl. Francisci Ortmann, S. J. presbyteri, Liber de vita et pretiosa morte V. P. Jo. Caspari Cratz ex agri Juliacensis oppido Goltzheim, Germani, ac sociorum ejus …, fidei christianae odio in Regno Tunkini obtruncatorum die XII. Januarii anno Domini MDCCXXXVII. conscripta ex litteris ipsius Ven. Martyris ad suos familiares et aliis gravium virorum testimoniis, qui omnium erant conscii. Augustae Vindel. et Oeniponti 1770, 12°, 243 S. – Floß, Johann Kaspar Kratz (in den Annalen des histor. Vereins für den Niederrhein, Bd. 35, S. 93–134).
Winand Virnich.

[783] *) Zu Bd. XVII, S. 57.