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ADB:Krauer, Nivard

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Artikel „Krauer, Nivard“ von Friedrich Fiala in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 64–65, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krauer,_Nivard&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 04:29 Uhr UTC)
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Krauer: Nivard K., Erzieher und Schulschriftsteller. – Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts hat sich die Cistercienserabtei St. Urban im [65] Kanton Luzern große Verdienste um die Volksbildung der katholischen Schweiz erworben. Es geschah dieses unter den Aebten Benedict Pfyffer von Altishofen (1768–81), Martin Balthasar von Luzern (1781–87) und Karl Ambrosius Glutz-Ruchti von Solothurn (1787–1825). Die Seele dieser Bestrebungen war der praktische Schulmann P. Nivard K. – Derselbe, 1747 in Luzern geboren, erhielt den Taufnamen Karl Rudolf Fidelis. Seine erste Bildung erwarb er sich an der Primarschule und am Jesuitencollegium der Vaterstadt. Schon im 18. Jahre trat er 1765 ins Noviciat der Abtei St. Urban und erhielt den Klosternamen Nivardus; am 11. Novr. 1766 legte er die feierlichen Ordensgelübde ab. Nachdem er die theologischen Studien in seinem Kloster vollendet, empfing K. 1771 in Luzern die Priesterweihe. Zuerst als Lehrer an der Klosterschule thätig, verwaltete er 1779 und 1780 die Pfarrei St. Urban und das Amt des Subcustos. Als Abt Benedict den Entschluß faßte, eine Normal- oder Musterschule in seinem Kloster zu errichten, ertheilte er K. und drei anderen tüchtigen Ordensmännern den Auftrag, sich mit der Normalmethode des Abtes Felbiger und den Normallehrbüchern desselben in allen Theilen bekannt zu machen. Im J. 1781 wurde die Normalschule eröffnet; K. war ihr Director, und wenn ihm auch 1783 die Verwaltung der Pfarrei St. Urban wieder übertragen wurde, blieb er die leitende Seele der Anstalt, welche, die erste Lehrerbildungsschule der deutschen katholischen Schweiz, lernbegierige Jünglinge, Männer, auch Geistliche von allen Seiten anzog und bald als eigentliche Musterlehranstalt galt. Im Anschluß an dieselbe wurden namentlich in den Kantonen Luzern und Solothurn und im Fürstbisthum Basel vielfach Normalschulen errichtet, die ihren Leiter und Lehrer von St. Urban empfingen. Für diese Normalschulen verfaßte K. eine Reihe von Lehrbüchern mit großem praktischem Geschick; mehrere derselben erschienen in neuen Auflagen bis in die zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts und bildeten die Grundlage auch der neueren schweizerischen Lehrmittel. Hervorzuheben sind insbesondere das „A-B-C oder Namenbüchlein nach Anleitung der Normalschule in St. Urban“ (neueste Auflage 1819), das „Lesebuch in zwei Abtheilungen mit biblischer Geschichte, Glaubens- und Sittenlehre und Lebensregeln für Kinder“ (3. Aufl. 1808), „Katechismus der katholischen Religion“ (neueste Auflage 1849), „Muster und Beispiele zur Schreibübung für die Jugend“ (2. Aufl. 1803), „Neues Rechenbuch zum Gebrauch der Jugend“ (neueste Aufl. 1825). In seinem „Methodenbuch“ (1786) gibt K. an, nach welchen methodischen Grundsätzen und Kunstgriffen er den Unterricht überhaupt und in jedem Unterrichtsfache insbesondere ertheilt wissen will. So mangelhaft die fast ausschließlich das Gedächtniß in Anspruch nehmende Methode in mancher Beziehung war, so bezeichnete sie doch für die damalige Zeit einen großen Fortschritt; sie gab zum ersten Mal bestimmte Vorschriften und brachte System in den Unterricht. So wurde K. durch seine Schulschriften und die Normalschule der Begründer der neueren Schule und der hochachtungswerthe Vorarbeiter Pestalozzi’s und P. Girard’s für einen großen Theil der katholischen Schweiz. Die Normalschule fand zwar 1785 eine Unterbrechung, wurde aber 1799 als Lehrerbildungscurs wieder eingeführt, und der würdige K., welcher 1787 Adjunct des Statthalters auf dem St. Urbanischen Schlosse Herdern, 1789 Pfarrer von Pfaffnau, 1794 Subprior des Klosters geworden war, wieder zum Director berufen. Er starb aber schon am 8. Sept. 1799.

Küttel, P. Nivard Krauer, Conventual zu St. Urban (O. Hunziker’s Geschichte der schweizerischen Volksschule, Bd. I, S. 233–248).