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ADB:Kreysig, Friedrich Ludwig

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Artikel „Kreysig, Friedrich Ludwig“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 153–155, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kreysig,_Friedrich_Ludwig&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 01:26 Uhr UTC)
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Kreysig: Friedrich Ludwig K., Arzt, ist den 7. Juli 1770 in Eilenburg geboren, wo sein Vater als praktischer Arzt lebte. Nach Vollendung seiner wissenschaftlichen Vorbildung auf dem Gymnasium in Grimma widmete er sich dem Studium der Medicin auf der Universität Leipzig, ging behufs seiner weiteren Ausbildung, mit einem Reifestipendium ausgestattet, 1792 nach Pavia, wo er namentlich des Unterrichts von Peter Frank, Scarpa, Paletta und Spallanzani theilhaftig wurde, kehrte 1793 nach Leipzig zurück und erlangte hier, [154] nach Vertheidigung seiner Inauguraldissertation „Aristotelis de soni et vocis humanae natura atque ortu theoria“ (deutsch in Sprengel, Beiträge zur Geschichte der Medicin, I. 202), die Doctorwürde. – Er habilitirte sich in Leipzig als Privatdocent, folgte im J. 1796 einer Berufung als Prof. extraord. der Medicin und Chirurgie und als Substitut des Prof. Leonhardi nach Wittenberg, wo er sich durch die sofortige Begründung einer ambulatorischen Klinik verdient machte, und wurde hier im J. 1801 zum Prof. ord. der Anatomie und Botanik ernannt. Während seines Aufenthaltes in Wittenberg veröffentlichte K. seine erste größere Arbeit „Neue Darstellung der physiologischen und pathologischen Grundlehren“, 2 Bde. 1798, 1800, eine für jene Zeit sehr bedeutsame Schrift, in welcher er eine Kritik der Brown’schen Lehre gab und mit vieler Einsicht den Standpunkt und die Bedeutung der vitalistischen Theorien beurtheilte. – Sein Ruf als Gelehrter und Arzt verbreitete sich bald über weitere Kreise und veranlaßte seine Ernennung zum Leibarzte am Hofe des Kurfürsten (späteren Königs) Friedrich August von Sachsen nach Dresden, wohin er 1803 übersiedelte. – Mit voller Hingebung an seinen königlichen Herrn hat er an allen Schicksalen desselben Theil genommen; er begleitete den Fürsten auf seinen Reisen nach Polen und folgte ihm in die Gefangenschaft während der Jahre 1813–15 in Berlin und später in Friedrichsfelde. Eben hier hatte K. volle Muße, sich wissenschaftlichen Studien hinzugeben, und aus diesen ist seine bedeutendste Arbeit „Die Krankheiten des Herzens, systematisch bearbeitet und durch eigene Beobachtungen erläutert“, 3 Thle 1814–17 (in lateinischer Uebersetzung 1815–18, ins Italienische von Ballerini 1819 übersetzt) hervorgegangen – eine Schrift, welche sich aufs würdigste an die Arbeiten eines Vieussens und Senac anschließt, in welcher der Verfasser mit Umsicht und Kritik alle früheren Leistungen über diesen Gegenstand benutzt hat, zahlreiche eigene klinische und pathologisch-anatomische Beobachtungen mittheilt, wichtige diagnostische Winke gibt (er kennt die durch Palpation wahrnehmbaren Reibungsgeräusche bei Herzklappenfehlern und würdigt die von Corvisart gemachten Mittheilungen über die physikalische Untersuchung der Herzgegend durch Percussion), in vortrefflicher Weise die Krankheitserscheinungen, welche als Begleiter oder Folgeleiden von Herzkrankheiten auftreten, physiologisch analysirt, mit einem Worte die erste systematische Bearbeitung dieser Krankheiten gibt. – Nach Dresden mit dem Fürsten zurückgekehrt, veröffentlichte er sein (nicht vollendetes) „System der praktischen Heilkunde“, 2 Thle. 1818, 1819), und übernahm die Professur der Pathologie und Therapie und die Leitung der medicinischen Klinik an der medicinisch-chirurgischen Akademie, sowie die Stelle des Medicinalrathes bei der Landesregierung. – In Folge seiner geschwächten Gesundheit gab K. im J. 1822 seine Stellung an der Akademie, später auch (1827, nach dem Tode des Königs) die anderen amtlichen Functionen auf und lebte nun ausschließlich der ärztlichen Praxis, die in Folge des Zuzuges zahlreicher fremder Kranken, welche sein Ruf nach Dresden gezogen hatte, sehr umfangreich geworden war, und seinen Studien, namentlich seiner Lieblingsbeschäftigung mit Horticultur und Botanik. – Im J. 1838 machte er in Gemeinschaft mit dem Dr. Chaufepié aus Hamburg eine Reise nach England und Irland; nach Hause zurückgekehrt, erkrankte er im Mai 1839 an Gesichtsrose und am 4. Juni erlag er in Folge einer metastatischen Hirnentzündung. – Bei der Section fand sich eine beginnende organische Herzerkrankung. – So hoch die Verehrung, so allgemein die Liebe gewesen war, deren sich K. im Leben erfreut hatte, so tief ist die Trauer um seinen Verlust gewesen. – Von seinen litterarischen Leistungen (ein vollständiges Verzeichniß derselben findet sich in Callisen, Med. Schriftstellerlexikon, X. 389, XXIX. 349) sind neben den oben genannten Schriften [155] hervorzuheben: „Mittheilung über einen interessanten klinisch beobachteten Fall von Brustbräune nebst Sectionsbefund“ (in Horn, Archiv für med. Erfahrung 1803, III. 85), ferner mehrere kleine Abhandlungen über „Pneumonia nervosa“ (in Programmen zu Inauguraldissertationen 1796–1802), sodann ein interessanter Bericht über eine Schweißfrieselepidemie 1801 in Wittenberg (in Hufeland, Journal der Heilkunde 1801, XII. St. 3, 43 und in Salzb. med.-chirur. Zeitung 1801, II. 105), und eine Schrift „Ueber den Gebrauch der natürlichen und künstlichen Mineralwässer von Carlsbad, Ems, Marienbad, Eger, Pyrmont und Spaa“, 1825 (1828), welche ins Englische und Französische übersetzt worden ist. – Eine von K. in den letzten Jahren seines Lebens unternommene zweite Bearbeitung der Lehre von den Herzkrankheiten, in welcher er die Fortschritte, welche dieselbe in der neueren Zeit durch Laennec, Hope, Skoda u. a. erfahren hatte, berücksichtigen wollte, ist unvollendet geblieben; die Bruchstücke der Arbeit, welche sich nach seinem Tode vorfanden, sind als Opus posthumum von Kohlschütter unter dem Titel: „Die Krankheiten des Herzens im Allgemeinen und auf ihrer ersten Entwickelungsstufe“, 1845, veröffentlicht worden.

Ueber Kreysig’s Leben vgl. den Nekrolog in Sachs, Med. Almanach für das J. 1840, 412.[WS 1]


Anmerkungen (Wikisource)

  1. In der Vorlage ist die 2. Zeile der Literaturangabe ohne Einrückung dargestellt, offensichtlicher Satzfehler.