ADB:Krockow, Reinhold Graf von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Krockow, Reinhold Graf von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 176–177, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krockow,_Reinhold_Graf_von&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 06:16 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Krockow, Reinhold von
Band 17 (1883), S. 176–177 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Reinhold Graf von Krockow in der Wikipedia
Reinhold Graf von Krockow in Wikidata
GND-Nummer 136522459
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|176|177|Krockow, Reinhold Graf von|Bernhard von Poten|ADB:Krockow, Reinhold Graf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=136522459}}    

Krockow: Wilhelm Joachim Reinhold Graf v. K., preußischer Major, am 18. Decbr. 1767 in Sorau in Oberschlesien, wo sein Vater, der obengenannte Hans Kaspar v. K.[WS 1], in Garnison stand, geboren, erhielt eine sorgfältige Erziehung, trat in das später von Blücher befehligte Husarenregiment, machte unter diesem die Feldzüge der neunziger Jahre gegen die Franzosen mit und nahm, nachdem sein Vater Heinrich Joachim Reinhold Graf K., ein alter Offizier aus dem siebenjährigen Kriege, gestorben war, 1796 als Rittmeister seinen Abschied, um sich der Verwaltung der ihm zugefallenen Peester Güter im pommerschen Kreise Schlawe zu widmen. Glühender Franzosenhaß und aufrichtige Vaterlandsliebe gaben ihm 10 Jahre später von neuem das Schwert in die Hand. In der zweiten Hälfte des December 1806 erbat und durch Cabinetsordre vom 27. desselben Monats erhielt er die Erlaubniß, ein Freicorps zu errichten, welches er mit Hülfe der pommerschen Stände auszurüsten versprach, für welches er aber zunächst selbst nicht unbedeutende Geldopfer zu bringen hatte. Seine von Danzig ausgehenden Werbungen hatten guten Fortgang und schon Anfang Februar 1807 hatte er die nöthige Mannschaft, theils vom Militärdienst Befreite, sogen. „Eximirte“, theils ranzionirte Soldaten, beisammen; an Offizieren mangelte es, obgleich diesen der spätere Rücktritt in die Armee gewährleistet war; Bekleidung und Bewaffnung ließen noch zu wünschen übrig. Der Etat des Corps wies ein Fußjägerbataillon zu fünf Compagnien mit 821 Streitbaren, eine Schwadron Jäger zu Pferde mit 188 Streitbaren (ausschließlich Offiziere) und eine reitende Artillerie – zwei dreipfündige Kanonen – nach. Die Feuertaufe erhielt das Corps am 18. Februar in Stolpe, wo die Leibcompagnie, zum Schutze gegen die in Hinterpommern eingefallenen polnischen Insurgenten und behufs Erhaltung der Landverbindung zwischen Danzig und Colberg dahin entsandt, gegen vielfach überlegene Kräfte der ersteren ein rühmliches, aber verlustreiches Gefecht bestand; dann wurde es zur Verstärkung der Garnison von Danzig gegen den bevorstehenden Angriff der Franzosen in dieser Festung vereinigt und nahm seit Anfang März an den Gefechten, welche die Besatzung gegen die Einschließungstruppen zu bestehen hatte, thätigen Antheil. Bei einem, von Neufahrwasser aus wo das Freicorps stationirt war, ihm gegen Langfuhr zur Unterstützung eines Ausfalles am 26. März aufgetragenen Vorstoße ließ K. sich durch die Hoffnung, aus Oliva den Inhalt eines Magazins zurückbringen zu können, verleiten, seine Operation zu weit auszudehnen; er wurde abgeschnitten und fiel nach mannhafter Gegenwehr, durch 13 Wunden kampfunfähig gemacht, in feindliche Gefangenschaft. Der Verlust des Führers machte die Hoffnungen zu nichte, zu welchen die bisherigen Leistungen seines Corps; berechtigt hatten. Es glückte nicht, den ersteren durch eine geeignete Persönlichkeit zu ersetzen; die Anzeichen innerer Zersetzung wurden bald bemerkbar, der unglückliche Gang der Ereignisse verfehlte nicht, verderblich einzuwirken, die Banden der Manneszucht [177] lockerten sich, organisatorische Maßregeln verringerten den numerischen Bestand und am 17. Juni schloß die kriegerische Laufbahn der Truppe bei einem Angriff des Feindes auf Labiau, wohin sie auf dem Rückzuge der Armee gelangt war, mit einem schmählichen Davonlaufen ab. Anfangs August wurden die vorhandenen Reste, im ganzen noch 23 Offiziere und 523 Mann, aufgelöst. (Das Krockow’sche und Marwitz’sche Freicorps, im Militärwochenblatt, Berlin 1843, Nr. 26 ff.) Graf K., aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, nahm den Abschied; andere Gnadenbeweise ablehnend, bat er nur um die Erlaubniß, bei wiederausbrechendem Kriege von neuem verwandt zu werden; die Uniform seiner Jäger durfte er forttragen. Er lebte nun auf seinen Gütern, bis er im J. 1809 der Betheiligung am Tugendbunde angeklagt ward und jene mit Beschlag belegt wurden. Er ging nach Oesterreich, erbat und erhielt den Auftrag, zum Kriege gegen Napoleon wiederum ein Freicorps zu errichten und war mit der Ausführung dieser Absicht beschäftigt, als ihm ein gegen seine Person erlassener Steckbrief zu Gesicht kam, welcher seine Vaterlandsliebe und seine heiligsten Gefühle so tief verletzte, daß er nach Preußen zurückkehrte und sich den Gerichten stellte. Zwei Jahre lang saß er in Colberg in Haft; Urtheile, welche seiner Sache günstig waren, wurden unter dem Einflusse der Zeitströmungen cassirt, endlich, nachdem ein weiterer Spruch zu seinen Gunsten ausgefallen war, erhielt er die Freiheit und den Besitz seiner Güter wieder. Seinem Patriotismus that das keinen Eintrag. Als der Krieg von 1813 bevorstand, hatte er in der Stille schon wieder Mannschaften eingeübt und hoffte die Erlaubniß zur Aufstellung eines Freicorps zu erhalten, aber sein Wunsch ging nicht in Erfüllung und ebensowenig fand er anderweite Verwendung im Kampfe gegen den Erbfeind. Unter seinen Gedichten, von denen ein Theil im Druck erschienen ist, findet sich eins, welches seinem Schmerze darüber Ausdruck giebt. Nur seinen ältesten Sohn war ihm vergönnt, in demselben Regimente, in welchem er einst selbst gestanden, den Krieg mitmachen zu sehen. Am 29. Sept. 1821 starb er auf einem seiner Güter, Thyn.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Hans Kaspar von Krockow war der Gross-Vater, da dieser bereits 1759 verstarb, siehe auch die nachfolgenden Ausführungen in diesem Artikel