ADB:Kruse, Johann
Winter, Die Cistercienser im östlichen Deutschland“ zu vergleichen. Die aufstrebende Macht und der Reichthum der Nachbarstädte Lübeck, Wismar und Rostock, deren Patrizier zahlreich sich in Doberan finden, ließ die letzteren nach der Herrschaft im Kloster streben, wobei sie sich auf das fürstliche mecklenburgische Haus stützten: ebenso sehr aber suchte seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts das Mutterkloster Amelungsborn an der Weser seinen Einfluß durch Bevorzugung hingesandter Mönche aus den Niedersachsen-Landen fest zu behaupten. In dem Kloster tobte daher der Streit der „Sachsen“ und der „Wenden“, d. h. der Deutschen aus den colonisirten Slavengebieten. K., ein „wendischer“ Laienbruder, nach seinem Anhange zu schließen aus der wismarschen Patrizierfamilie stammend, war nebst seinem Genossen Hinrich Reddewisch anscheinend der Führer gegen die „Sachsen“, und speciell gegen den Abt Konrad IV. (1332–37). Vermuthlich ist durch die Wenden dem Herzoge Albrecht hinterbracht worden, daß die Sachsen ihm mit Gift und Zauberei, einem zu verbrennenden Wachsmännchen, nach dem Leben trachteten, ein Proceß, der ihn 1336 zur Austreibung dreier Sachsenmönche veranlaßte und in Folge dessen auch Abt Konrad in große Bedrängniß gerieth. Auch K. und Reddewisch hatten durch dasselbe Wachsbild (Manoleken) getödtet werden sollen. Beide hatte auch der Abt schon 1335 versucht als Ungehorsame ohne Urtheil in Haft zu setzen, doch floh K., suchte aber nachher vergeblich die Gnade des Abtes und des Vaterabtes zu Amelungsborn. Da überfiel er den Abt mit ritterlicher Hülfe und hielt ihn auf der Burg eines Helfers gefangen, wo indessen Bestechung ihn entschlüpfen ließ. Ein abermaliges Gnadengesuch Kruse’s verwies Abt Konrad an die päpstliche Curie, und Avignon sprach den Sünder ledig. Als trotzdem der Abt die Aufnahme weigerte und mit dem Kerker drohte, entrann K. abermals, überfiel das Kloster am 27. November 1336, schleppte eine Anzahl Mönche fort und hielt vier Monate lang das Kloster in Angst. Der Abt war ihm aber wieder entkommen; er hatte sich nach Amelungsborn entfernt; K. aber und Reddewisch fingen am 15. März 1337 den Prior von Doberan, den Sachsen Hinrich von Hameln, dem sie aus Rache das Bein unter dem Kniee abhieben und ihn liegen ließen. Als Sachsen und Wenden sich endlich am 11. Mai 1337 durch einen Compromiß einigten, zahlte Abt Konrad den Preis durch Entsagung der Abtswürde, K. und Reddewisch aber durch ihre Ausschließung vom Frieden, dann sind sie verschollen. Wie wichtig die Sache dem Orden war, erhellt aus der Anwesenheit der sächsischen Aebte von Zinna, Lenin, Marienthal (bei Helmstädt) und Riddagshausen neben dem Vaterabt, [265] während die Aebte von Dargun und Richtenberg (Neuenkamp) im Sinne der „Slaven“ zum Ausgleich herbeigeeilt, auch die von Eldena, Reinfeld und Stolp anwesend waren. Die Uebermacht der sächsischen Mönche war gebrochen, da Konrads zweiter Nachfolger, Abt Jacob, sogar einen Proceß wegen der großen Kosten dieser Wirren um 1345 gegen Abt Heinrich von Amelungsborn führen konnte; Doberan’s Ansehen hatte aber einen schweren Stoß erhalten.
Kruse: Johann K., Laienbruder zu Doberan ca. 1330–1337, anscheinend noch um 1345 am Leben, bietet das schlagendste Bild vom Verfall des mächtigen Cistercienserordens und von dem Treiben in seiner mächtigsten Niederlassung im Osten für die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. Mit der Gründung Doberan’s hatte der Orden eine neue, zu Reichthum und Herrschaft führende Bahn beschritten, worüber „- Vgl. Lisch, Jahrb., Bd. VII. Malchow, Gesch. des Klosters Doberan von 1300–1350. Rostock 1880. Meckl. Urk.-B. Janauschek Cistert. I.