ADB:Kruse, Friedrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kruse, Friedrich“ von August Mutzenbecher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 263–264, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kruse,_Friedrich&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 14:23 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Kruse, Johann
Band 17 (1883), S. 263–264 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Friedrich Karl Hermann Kruse in der Wikipedia
Friedrich Karl Hermann Kruse in Wikidata
GND-Nummer 116574801
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|263|264|Kruse, Friedrich|August Mutzenbecher|ADB:Kruse, Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116574801}}    

Kruse: Friedrich Karl Hermann K., geb. am 21. Juli 1790 zu Oldenburg, † am 23. August 1866 zu Gohlis bei Leipzig, besuchte zunächst das Gymnasium seiner Vaterstadt, dann in den J. 1803–1805, während welcher sein Vater Christian K. (s. o.) die Prinzen August und Georg von Oldenburg auf die Universität Leipzig begleitete, die dortige Thomasschule und darauf wiederum das Gymnasium zu Oldenburg. Er bezog 1810 die Universität Leipzig, um Theologie zu studiren, beschäftigte sich indeß zugleich vorzugsweise eifrig mit geschichtlichen Studien und wurde 1813 zum Doctor der Philosophie promovirt. Nachdem er 1815 als Inspector an der Ritterakademie in Liegnitz und 1816 als Collaborator an der von Manso geleiteten Magdalenenschule in Breslau eingetreten war, ließ er 1818 seine erste litterarische Arbeit erscheinen: „Ueber Herodot’s Ausmessung des Pontus Euxinus, des Bosporus Thraciens, Hellespontus und der Propontis, sowie der Schiffbrücken, welche Europa und Asien verbanden“, und bald nachher als erste Frucht seiner Untersuchungen auf dem Gebiete der alten Geographie Deutschlands die weitere Schrift folgen: „Budorgis oder das alte Schlesien vor Einführung der christlichen Religion“ (1819). Im J. 1821 übernahm er die Professur der alten und mittleren Geschichte zu Halle. Hier gab er von 1824 an ein „Archiv für alte und mittlere Geschichte, Geographie und Alterthümer, insonderheit der germanischen Volksstämme“ heraus, welches bis 1840 erschien, und schrieb sein als vortrefflich anerkanntes Werk „Hellas oder geographisch-antiquarische Darstellung des alten Griechenland und seiner Colonien“ (1825–27). Dann folgte er 1828 einem Rufe der russischen Regierung an die Universität Dorpat, wo er, zum Hofrath ernannt, die Professur der Welt- und der russischen Geschichte übernahm. In kurzer Zeit machte er sich die russische Sprache zu eigen, so daß er im Stande war Beiträge zu russischen wissenschaftlichen Zeitschriften zu liefern und erwarb sich durch die Gründung der historisch-antiquarischen Gesellschaften in Dorpat, Reval und Riga ein wesentliches Verdienst um die Erforschung seines neuen Heimathlandes. Auch die Schriften, welche er während seines Aufenthalts in Dorpat erscheinen ließ, haben die Geschichte und die Alterthumskunde Rußlands, insbesondere der Ostseeprovinzen, zum Gegenstande; hervorzuheben dürfte sein: „Anastasis der Waräger“ (1841); „Necrolivonica, oder Alterthümer Liv-, Esth- und Kurlands“ (1842); „Bemerkungen über die Ostseegouvernements“ (1842); „Russische Alterthümer“ [264] (1844); „Genealogische Tabellen zur Geschichte Rußlands“ (1845/46); „Urgeschichte des esthnischen Volksstammes und der kaiserlich russischen Ostseeprovinzen“ (1846) und „Chronicon Nortmannorum, Wariago-Russorum nec non Danorum, Sveonum, Norvegorum“ (1851). Im J. 1841 durch die Ernennung zum Staatsrath und die Erhebung in den Adelstand ausgezeichnet, legte K. 1853 sein Lehramt nieder, kehrte nach Deutschland zurück und lebte als Privatmann in Leipzig. Die Vollendung der seit Jahren unter vielfachen Schwierigkeiten vorbereiteten Herausgabe des „Tagebuchs des Reisenden Ulrich Jasper Seetzen“ (1854/55) und die Abfassung einer beifällig aufgenommenen Zusammenstellung: „Allgemeiner biographisch-historischer Festkalender für Gebildete und Gelehrte“ (1864) sind als Früchte der Muße seiner letzten Jahre zu verzeichnen.

Unsere Zeit, 1866, Bd. II S. 786.