Zum Inhalt springen

ADB:Kuefstein, Hans Ludwig Graf von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kufstein, Hanns Ludwig von“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 304–305, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kuefstein,_Hans_Ludwig_Graf_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 15:14 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Kufner, Godehard
Band 17 (1883), S. 304–305 (Quelle).
Johann Ludwig von Kuefstein bei Wikisource
Johann Ludwig von Kuefstein in der Wikipedia
Johann Ludwig von Kuefstein in Wikidata
GND-Nummer 118567535
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|304|305|Kufstein, Hanns Ludwig von|Franz von Krones|ADB:Kuefstein, Hans Ludwig Graf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118567535}}    

Kufstein: Hanns Ludwig v. K., geb. 1587, † am 26. Sept. 1657 in Linz, niederösterreichischer Landstand und Diplomat. Er stammte aus einem alten, schon seit dem 13. Jahrhundert im Viertel o. d. Manhardsberge urkundlich bekannten, auf Feinfeld altersher seßhaften Geschlechte, von raschem Emporkommen, das frühzeitig der protestantischen Lehre anhing, und war der jüngste der vier überlebenden Söhne Hannsen Georgs v. K. († 1610), der 1602 als der erste seines Hauses die freiherrliche Würde erworben. Der älteste Bruder, Hans Jakob († 1633), gleichwie der zweitjüngste, Hanns Lorenz († 1626), gehörten der gemäßigten Partei im niederösterreichischen Protestantenadel an, welche im Bewegungsjahre 1620 loyal blieben und im kaiserlichen Dienste ihre Tage schlossen; der zweite Sohn, Hanns Wilhelm, fand als Kriegsmann den Tod in Ungarn (1618), beim Ausbruche der Kämpfe mit Gabriel Bethlen. K., in den Hochschulen zu Tübingen und Straßburg gebildet, bereist, Gatte des Ritterfräuleins Grabner, Erbherr auf Puchberg im Kampthale, war ein feder- und wortgewandter Vertreter der ständischen Interessen Niederösterreichs, [305] wurde im Juni 1619 mit Wolf Rauber an die oberösterreichischen Standes- und Glaubensgenossen entsendet, um mit ihnen über eine Conföderation und ein Bündniß zu unterhandeln, worüber sein handschriftliches Tagebuch vorliegt. Bald darauf betraute ihn die niederösterreichische bewaffnete Adelsconföderation zu Horn mit der Botschaft an Erzherzog Albrecht in die Niederlande, um diesem, als ihrem „natürlichen Erbherrn“ die ständischen Beschwerden über Ferdinand vorzubringen. Doch unterblieb diese Mission; dagegen erhielt er im Spätherbste 1619 als tauglichste Persönlichkeit das Vertrauensamt eines Sendboten an die „correspondirenden“ Fürsten der Union nach Nürnberg. Auch über diese Sendung, die er am 8. Nov. antrat und am 18. Decbr., allerdings ohne eigentlichen Erfolg beendigte, liegt sein Tagebuch vor. Bald darauf Mitte Februar 1620 finden wir K. bei der Ausgleichsbotschaft an Kaiser Ferdinand II., welche den 4. März stattfand. Am 31. März führte er Beschwerde über die Niederbrennung seiner und der Brüder Besitzungen durch die kaiserlichen Truppen und bekam als loyaler, wenngleich rühriger Ständepartner eine gnädige Antwort. Keine untergeordnete Rolle spielte er bei den weiteren Unterhandlungen des April und Mai 1620, wie sein sorgfältig geführtes Tagebuch berichtet. Aber durch die kaiserl. Resolution vom 28. Mai wurde der Bruch zwischen dem Landesfürsten und der protestantischen Adelspartei, welche mit der böhmischen Conföderation gleichen Schritt zu halten entschlossen war, – sogut wie entschieden. Nur die Mittelpartei, die Legitimisten, zu denen K. zählte, machte nochmals einen Ausgleichsversuch mit dem Kaiser, zu welchem K. ausersehen ward. Die Sache war schwierig und, wie voraussichtlich, der gute Wille unfruchtbar. Als die Katastrophe nach der Schlacht am weißen Berge (8. Nov. 1620) auch über das protestantische Ständethum des Landes Oesterreich ob und unter der Enns hereinbrach, entgingen wol die K. den vernichtenden Wirkungen, aber sie bequemten sich auch, wie viele, der Rekatholisirung, den einen, Hanns Lorenz v. K., ausgenommen, welcher nach wenigen Jahren als Protestant starb. K. wechselte, zum zweiten Male und abermals mit einer Protestantin, Gräfin Susanne Eleonore Stubenberg, vermählt, in Gemeinschaft mit ihr den Glauben. Es war dies im J. 1627. Im folgenden Jahre sehen wir ihn als kaiserlichen Gesandten den Weg nach Constantinopel einschlagen. Schwieriger noch war sein Amt als Landeshauptmann Oberösterreichs, das er 1630, nach dem Tode des verhaßten baierischen Statthalters, Adam v. Herberstorf, bekleidete. Als solcher verstand er es, den neuen durch den Schwedensieg des J. 1632 angefachten Bauernaufstand im ersten Aufflammen zu ersticken. Auch in der Rekatholisirungscommission begegnen wir ihm. 1634 in den Reichsgrafenstand erhoben und geheimer Rath geworden, rechtfertigte er das Vertrauen der Regierung angesichts neuer Erhebungsversuche der unzufriedenen, aufgewiegelten Bauernschaft in den J. 1636, 1641, 1645, 1648. Reichbegütert starb K. (26. Sept. 1657) zu Linz und wurde hier in der Minoritenkirche bestattet.

A. Wolf, Geschichtsbilder aus Oesterreich, I. 1878, V. 238–305. Vgl. auch Wißgrill, Schaupl. des landst. niederösterr. Adels, V. 300 ff.