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ADB:Albrecht VII. (Erzherzog von Österreich)

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Artikel „Albrecht, Erzherzog von Oesterreich“ von Joseph Albert Alberdingk Thijm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 290–292, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Albrecht_VII._(Erzherzog_von_%C3%96sterreich)&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 21:16 Uhr UTC)
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Albrecht: Albert, Erzherzog von Oesterreich, sechster Sohn Kaiser Maximilians II. und der Maria von Oesterreich, der Tochter Kaiser Karls V., geb. zu Wiener Neustadt 13. Nov. 1559, † nach der gewöhnlichen Angabe 13. oder 15. Juli 1621. Dem geistlichen Stand bestimmt, ward er zuerst von Busbeck (s. d.) erzogen, 1570 aber an den Hof seines mütterlichen Oheims Philipps II. von Spanien geschickt, der ihn sehr gut aufnahm. Schon 1577 erhielt er vom Papst Gregor XIII. den Cardinalshut und von K. Philipp das Erzbisthum Toledo, in dessen Leitung er jedoch erst 1594 als Coadjutor und Primas von Spanien eintrat. Nach Portugals Unterwerfung durch Alba sandte ihn Philipp 1583 als Vicekönig dorthin und er bekundete hier so viel staatsmännisches und militärisches Talent, daß, als nach Erzherzog Ernsts Tode 1595 die Statthalterschaft der Niederlande anderen Händen anvertraut werden mußte, Philipp ihn für diese schwierige Aufgabe erwählte. Im Februar 1596 [291] traf er über Italien in Brüssel ein und übernahm die Regierung aus den Händen des Grafen Fuentes. In den Nordstaaten war unter Wilhelm von Oranien seit 1579 durch die Utrechter Union der Grund der Unabhängigkeit von Spanien und der Lostrennung von den Südstaaten gelegt worden. Anfangs wollten auch Theile des katholischen Südens beitreten; sie zogen sich aber zurück, als sich der religiöse und politische Charakter der Union schroffer geltend machte. Auch im Norden wollten sich der Obmacht von Holland und Utrecht die anderen Provinzen nicht sogleich fügen; Groningen z. B. ward erst 1598 durch Waffengewalt zum Beitritt gezwungen. In den Nordstaaten aber, welche den Namen der Republik der vereinigten Niederlande angenommen hatten, standen sich 2 Parteien schroff gegenüber: die Orangisten, jetzt unter Wilhelms zweitem Sohne, Moritz v. Oranien, welche jeder Nachgiebigkeit gegen Spanien abgeneigt, nur durch Fortsetzung des Krieges die Freiheit und Macht der jungen Republik mit ihrer reformirten Kirche sicher stellen zu können glaubten; und die Oldenbarneveld’sche Partei, welche auf billige Bedingungen zuvörderst Frieden oder doch längeren Waffenstillstand zu erreichen trachtete, um auf diesem Wege die Wohlfahrt und die Kräfte des Landes zu heben. – Neben solchen Schwierigkeiten im Norden sah sich A. nach der anderen Seite dem Kriege mit Frankreich gegenüber, dessen Fortdauer natürlich seitens der Nordstaaten mit Genugthuung betrachtet ward.

A. hatte sich bei seinem Abgang von Spanien nicht nur mit genügenden Geldmitteln versehen lassen, um dem Soldmangel abzuhelfen, der die Truppen demoralisirte und dem schon sehr ausgesogenen Lande schwere Lasten auferlegte, sondern er hatte auch, um den Nordstaaten sogleich mit einem Act der Versöhnlichkeit entgegenzutreten, K. Philipp zur Freigebung der gefangenen niederländ. Marinesoldaten und des seit 1567 gefangenen Prinzen Philipp v. Nassau – er war der älteste Bruder des Prinzen Moritz – bewogen. Prinz Philipp ward jedoch seines katholischen Glaubens wegen in den Niederlanden mit Mißtrauen aufgenommen. Auch im Uebrigen hielt es für A. schwer und dauerte lange, bis er für die Gesinnungen der Milde und Nachgiebigkeit gegen die Nordstaaten, die er während seiner ganzen Regierung festzuhalten suchte, einigen Boden fand.

Den Krieg gegen die Franzosen eröffnete A., sobald er seine Armee reorganisirt hatte, mit Glück; er nahm Calais, Ardres, Ham und Guines; selbst Amiens fiel durch List auf kurze Zeit in seine Hände. Am 2. Mai 1598 beendigte aber der Friede von Vervins den Krieg mit Frankreich. Zu gleicher Zeit beschloß Philipp II. den Niederlanden eine äußerliche Selbständigkeit zu geben: er übertrug seine Rechte daran seiner Tochter Isabella Clara Eugenia, und bestimmte ihre Hand dem Erzherzog. Nur wenn ihre Ehe unbeerbt bliebe, sollten die Lande an die Krone Spanien zurückfallen. A. legte nach eingegangenem päpstlichen Dispens zu Hal seinen Cardinalshut nieder, übertrug die Verwaltung der Niederlande ad interim dem Cardinal Andreas v. Oesterreich, ward in Ferrara per procura getraut und (Philipp II. war inzwischen am 13. Sept. 1598 gestorben) am 18. April 1599 mit der Gemahlin verbunden, und kehrte mit ihr im Sept. 1599 nach Brüssel zurück. Die Erzherzogin war eine Frau von Geist und Charakter, aber damals schon 32 Jahr alt, was mit Beziehung auf jenen für den Fall ihrer Kinderlosigkeit festgesetzten Rückfall der Lande an Spanien besorglich erschien, ja es verlautete sogar, der Erzherzog bleibe, trotz des Austritts aus dem geistlichen Stande, seinem priesterlichen Gelübde gegenüber der Gemahlin treu. Daß ohnehin der spanische Einfluß nach wie vor der bestimmende blieb, lag in der Natur der Verhältnisse. Inzwischen entbrannte aber der Krieg mit den Nordstaaten in erneuter Heftigkeit. Unerwartet war Moritz 1600 bei Nieuwport gelandet, wo ihm A. persönlich gegenüber trat; beide entwickelten großes Feldherrentalent. Moritz behielt die Oberhand, aber [292] A., die Einnahme des Städtchens verhindernd, nöthigte ihn dennoch zur Wiedereinschiffung. 1601 unternahm darauf A. jene berühmte Belagerung von Ostende, die, freilich erst nach 3 Jahren, 3 Monaten und 3 Tagen, wie man berechnete, und nach furchtbaren Verlusten die Stadt als einen Trümmerhaufen in seine Hände brachte. Mittlerweile eroberte aber auch Moritz mehrere Plätze, wie Rijnbeck, Grave in Geldern, Sluis in Flandern, und Albrechts Truppen schmolzen bedenklich zusammen. Da erschien 1606 Ambrosius Spinola mit einem neuen starken Heer aus Spanien, worauf Rijnbeck u. a. Orte sogleich wiedergewonnen wurden. – Allmählich aber begannen auch Albrechts Bemühungen um den Waffenstillstand in den Nordstaaten bessern Fortgang zu gewinnen. Er bot ihnen an, mit ihnen zu unterhandeln „in Qualität und sie für freie Staaten und Provinzen haltend, auf welche sie (A. und Isabella) nichts prätendiren“. Er bot Unterhandlungen über einen ewigen Frieden, event. einen Waffenstillstand von 20, 15 oder 12 Jahren an. Nach einer vorläufigen Waffenruhe kam es 1609 zum Abschluß des 12jähr. Waffenstillstands.

A. benutzte die Zeit der Ruhe, um die durch lange Wirren und Kriege in allen Theilen des öffentlichen Lebens eingerissenen Schäden durch eine umsichtige und weise Regierung zu heilen. Bald sah man auch in Staat und Kirche Ordnung und Zucht wieder einkehren. Die Wohlfahrt, der Handel hoben sich, Kunst und Wissenschaft, von großen Namen getragen, blühten überraschend schnell auf. Mit schwerer Besorgniß sah A. dem Ende der 12 Ruhejahre entgegen, um so mehr, als mittlerweile in Deutschland der Krieg ausgebrochen war. In den Nordstaaten, wo Oldenbarneveld auf dem Schaffot geendet hatte und die Orangisten zur vollen Macht gelangt waren, fanden seine neuen Friedensvorschläge, wie entgegenkommend sie auch sein mochten, kein Gehör. So begann denn aufs neue der Kriegszustand und ein spanisches Heer von 30000 Mann sammelte sich zwischen Tongern und Maestricht. Die den deutschen Parteien gegenüber trotz vielfacher Unterhandlungen doch dem Schein nach noch bewahrte neutrale Stellung der Niederlande zeigte sich schon nach beiden Seiten hin unhaltbar; denn während im Norden Mansfeld einen Einfall machte, beschwerte sich Tilly in Brüssel über Mangel an Unterstützung. Diesen wachsenden Sorgen erlag A., unter einem Gichtanfall im Alter von 61 Jahren. Bei seinem feierlichen Leichenbegängniß in Brüssel zeigte sich eine allgemeine und aufrichtige Trauer. Ein Fürst von mildem, wohlwollendem edlen Charakter ist er unbeirrt durch alles, was seine guten Absichten kreuzte, seinen Grundsätzen stets unwandelbar treu geblieben.

Miraeus, Elog. Alberti. Ch. D., Historie d’Albert et Isabella, Liège 1847.