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ADB:König, Heinrich

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Artikel „König, Heinrich Josef“ von Julius Riffert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 513–514, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:K%C3%B6nig,_Heinrich&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 01:04 Uhr UTC)
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Band 16 (1882), S. 513–514 (Quelle).
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König: Heinrich Josef K., geb. am 19. März 1790 zu Fulda, gehörte zu jenen dichterischen Talenten unseres Jahrhunderts, welchen die geistigen, namentlich die politischen Kämpfe desselben insofern verhängnißvoll wurden, als diese ihre poetische Thätigkeit zu ihrem Nachtheil beeinflußten und trübten. Auch seine persönlichen Schicksale ließen eine harmonische Entwickelung nicht zu. Die Knaben- und Jünglingsjahre, für das Gedeihen eines Dichters fast die wichtigsten, waren trübe, was K. wohl ungünstigen Umständen zuzuschreiben hatte, aber auch seinem eigenen Leichtsinn, indem er, noch Student und kaum 20 Jahre alt, sich zu einer Ehe entschließen mußte, aus Gründen, die wohl analog denen waren, welche den jungen Shakespeare an Anna Hathaway fesselten. Erst spät endete der Tod der Frau dieses unglückliche Verhältniß. Hervorgegangen war Heinrich König aus einer armen, den unteren Ständen angehörigen Familie des 1790 noch souveränen Bischofssitzes Fulda; seine Mutter, Wittwe, wollte ihn bei einem Schneider in die Lehre geben; dank dem Scharfblick eines Schulmeisters, der Besseres in ihm ahnte, kam er ins Jesuiten-Lyceum, woselbst Klosterkost und Klosterzucht den Knaben zum Mönch erziehen sollte, was die Energie seines Geistes jedoch vereitelte. K. fand seit seiner Verheirathung seine Laufbahn in der Verwaltung; er war zuerst Schreiber, 1813 Accisekontroleur in Fulda, 1816 Finanzsecretär, ward 1819 nach Hanau versetzt; aber jetzt beginnt sich seine amtliche Thätigkeit mit der politisch freiheitlichen des Deutschen jener Jahre zu verwirren, bis der Knoten sich allmählich dahin entwirrte, daß K. als Abgeordneter und Poet schließlich allein dastand. 1832–33 wählte man ihn zum (hessischen) Landtagsabgeordneten; als solcher zählte K. zur liberalen Opposition. Als Mitglied dieser, da er zugleich kurfürstlicher Beamter war, mußte er zweien Kurfürsten zum Blitzableiter ihres Zornes gegen den Liberalismus dienen. Als er 1839 neu gewählt ward, verweigerte man ihm den nöthigen Urlaub und versetzte ihn nach Fulda als Obergerichtssecretär. Dieser Plackereien müde, nahm er 1847 seinen Abschied, ging nach Hanau zurück, anfangs noch als Abgeordneter thätig. Hier lebte er, von aller Welt zurückgezogen, bis 1860, in welchem Jahre seine zweite Frau starb, worauf er nach Wiesbaden übersiedelte, wo er am 23. September 1869 an Altersschwäche starb. – Als Dichter kommt bei Heinrich K. vorwiegend der Romancier in Betracht. Zwar fing er als Dramatiker an, aber von den Dramen pflegte der Poet selbst, in richtiger Selbstkritik derselben, als von Anstrengungen, die verfehlt und verschmerzt waren, zu sprechen. Es sind dies: „Wyatt“, Tragödie, 1818. „Otto’s Brautfahrt“. Schauspiel, 1826. „Der Bischof-Ritter.“ „Die Stiftung.“ „Womit wir [514] scheiden.“ Dramen 1829. „Des Zufalls Launen“ 1832. „Die Bußfahrt“, Trauerspiel 1836. In König’s Nachlasse soll sich noch ungedrucktes Dramatisches vorfinden, dessen Druck der Dichter aber selbst verweigerte. Von seinen Romanen gilt das, was ich zu Anfang über König’s Charakter als Künstler gesagt habe: die Zeit, in der er lebte, hat sie geschädigt. Sie sind zu subjectiv gehalten; der Dichter gibt seinem politischen Groll und Haß zu sehr nach, um nicht die Objectivität der Poesie zu schädigen. Zwar wählt König historische Stoffe, aber die Romane sind mehr reflexiv über die Zeit als aus der Zeit des Stoffes heraus geschrieben. Des Verfassers Stil ist kein glänzender, aber ein solider, kerniger, witzsprudelnder, gerundeter. Diese Romane und Novellen sind folgende: „Die Wallfahrt“, Novelle 1829. „Die hohe Braut“, Roman 1833. „Die Waldenser“, Roman 1836. „Williams (Shakespeares) Dichten und Trachten“, Roman 1839, 1850, 1864. „Die Busennadel“, Novelle 1842. „Deutsches Leben in deutschen Novellen“, 1842–44. „Die Clubisten in Mainz“, Roman 1847. „Spiel aus Liebe“, Novelle 1849. „Seltsame Geschichten“ 1856. „Familienabende. Ein Novellenkranz“ 1857, 1862. „Marianne oder Um Liebe leiden“ 1858. „Deutsche Familien. Novellen aus dem Leben“ 1862. „Von Saalfeld bis Aspern“, Roman 1864. „Eine Pyrmonter Nachcur“, Roman 1868. Am bleibendsten gestaltet sich König’s Thätigkeit als Historiker, Literarhistoriker und Publicist. In der Eigenschaft eines solchen geht seine ganze kräftige Persönlichkeit auf: das Geschriebene wird von dem Schreibenden nur zum Vortheil des ersteren beeinflußt, nicht zum Schaden, wie bei den Dichtungen. Es ist da zu nennen: „Rosenkranz eines Katholiken“ 1829 und „Der Christbaum des Lebens. Eine Festgabe für sinnige Frauen und Freunde“ 1831 – beides eine Sammlung von Artikeln, die K. auf Wunsch des Frankfurter Predigers Friederich für dessen Zeitschrift „Der Protestant“ schrieb, welche ihm am 25. Juni 1831 – K. war Katholik – die Excommunication eintrugen. „Saga. Ein Taschenbuch der Geschichte für die gebildete Jugend“ 1830. „Literarische Bilder aus Rußland“ 1837. „Aus dem Leben“ 1840. „Auch eine Jugend“ 1852 – beides König’s Autobiographien. „Haus und Welt. Eine Lebensgeschichte“ 1852 – nämlich die von Georg Forster. „Was ist die Wahrheit von Jesu? Zeitfrage und Bekenntniß“, 1867. Seine „Gesammelten Schriften“ erschienen 1854–1868. Leipzig, F. A. Brockhaus. Ein vollständiges Verzeichniß von König’s Schriften gibt Goedeke im Grundriß III. S. 725–727. Aus den zuletzt genannten Schriften lernt man auch König’s Charakter als Mensch kennen und schätzen: eine kräftige, männliche, edle Natur, welche sich, infolge der mannichfachen Lebensschicksale und der Nackenschläge die ihr Träger erlitten, zum Herben und Scharfen vorwiegend entwickelt hatte. Seine politische Gesinnung, für die er gekämpft und gelitten, war die der Altliberalen vom Schlage der Jordan, Welcker, Itzstein, Leißler u. a.: leider sollte K. nicht mehr die Frucht reifen sehen, welche seine Partei für Deutschland hatte zeitigen helfen. Er starb ein Jahr vor dem völkerbewegenden und staatenumgestaltenden Jahre 1870.

Ueber Heinrich König vgl. noch: R. Prutz, Die deutsche Literatur der Gegenwart. Leipzig 1860. 2, 159–174 und die beiden Nekrologe: in der „Allgemeinen Zeitung“ 1869. Nr. 273. Donnerstag den 30. September. S. 4215 und in den „Blättern für literarische Unterhaltung“ Nr. 41 ff.