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ADB:Lange, Friedrich

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Artikel „Lange, J. Friedrich“ von Emilie Ringseis in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 631–632, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lange,_Friedrich&oldid=- (Version vom 28. November 2024, 23:28 Uhr UTC)
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Lange: J. Friedrich L., geb. am 5. April 1811 zu Kassel, wo sein Vater die Stelle eines Wasserbaumeisters inne hatte, wurde 1824 in die Quarta des Lyceums seiner Vaterstadt aufgenommen, machte auch die Tertia durch und verließ die Anstalt, um sich auf der höheren Gewerbschule und darnach auf der Akademie der Künste daselbst zum Architekten auszubilden. Nachdem er auf kurze Zeit Jacob Grimm und Otfried Müller in Göttingen gehört, begab er sich auf Reisen in die Rheinprovinz, nach Italien und England, um die dortigen Kunstdenkmale des Alterthums und des Mittelalters zu studiren und kehrte mit reichem Ertrag an Wissen und Kunsturtheil in die Heimath zurück. In den Jahren 1839 bis 1851 als Zeichnenlehrer am Gymnasium zu Fulda angestellt, fand er Zeit, weitere Studien über Architektur und Archäologie der Künste zu machen. Was er an wissenschaftlichem und künstlerischem Streben in sich trug, zeigt ein in der Zeitschrift für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. IV, XXVIII gedruckter Entwurf zu einer historisch-artistischen Darstellung der hessischen Kunstdenkmale, vom Jahre 1844, und das Schriftchen „Baudenkmale und Alterthümer Fulda’s“, 1847. Der Erfolg einer ihm von dem Ministerium des Innern aufgetragenen Restauration der Kirche in Hayna im J. 1848 bestimmte dieselbe Behörde, einen Bericht über die Restauration der Elisabethkirche zu Marburg von ihm einzuholen, und dieser wurde für so tüchtig befunden, daß ihm bald darauf die Ausführung derselben aufgetragen ward. Andererseits ward er auf Antrag der philosophischen Facultät zu Marburg durch kurfürstliches Rescript vom 7. März 1851 zum Universitätsarchitekten und außerordentlichen Professor ernannt. Nicht Geringes ist in dieser Stellung von L. geleistet worden. Die Restauration der Elisabethkirche und die gleichzeitig unternommene der Michaeliskapelle zu Fulda hat ihn als einen für die Blüthezeit des gothischen Stils begeisterten und hochbegabten, freilich von gewaltsamem Purismus nicht freien Künstler erwiesen. Auch die in den ersten Semestern regelmäßig, später seltener gelesenen Collegien über descriptive Geometrie, Steinconstructionslehre, Kunstgeschichte und Verwandtes haben erwünschten Beifall gefunden. Aber die Verbindung der Professur mit dem zeitraubenden Amte eines Universitätsarchitekten hatte bei seiner Gemüthsart für ihn die traurigsten Folgen. Seine auf jenen Reisen und weiterhin ihrem Belieben ganz überlassene Künstlernatur konnte sich in die Prosa namentlich der Rechnungsgeschäfte der untergeordneten Architektenstellung nicht finden, und er gerieth bei der Reaction der Behörde in eine Verstimmung, ja in ein von ihm selbst genährtes Empörtsein, welches nicht nur seine wissenschaftliche Arbeitskraft, sondern sein gesammtes inneres Sein und Leben lähmte. Zwar wurde er im J. 1860 von den laufenden Geschäften des [632] praktischen Amtes entbunden, aber der Schade, welchen im Einzelnen zu schildern oder zu beurtheilen hier nicht am Platze sein würde, war geschehen und wirkte unaufhaltsam weiter. Von all’ den litterarischen Aufgaben, die er sich früher gestellt hatte, ist auch nicht eine einzige zur Ausführung gekommen. Selbst die von ihm begonnene treffliche Fortsetzung des bekannten Hoffstadt’schen Werkes ist Fragment geblieben. Schwer beklagt von seinen Freunden starb er zu Marburg am 1. September 1870.

Die Acten der Universität Marburg.