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ADB:Lange, Adolf

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Artikel „Lange, Adolf“ von Franz Schnorr von Carolsfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 621–622, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lange,_Adolf&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 03:11 Uhr UTC)
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Lange: Ferdinand Adolf L., Uhrfabrikant, geb. zu Dresden am 18. Febr. 1815, wo sein aus Schlesien eingewanderter Vater, Johann Samuel L., zur Zeit seiner Geburt Büchsenmacher bei der Leibgarde war, † zu Glashütte in Sachsen am 3. (nicht 5.) December 1875. Sein Kindesalter war dadurch getrübt, daß er von seinem Vater mit unnatürlicher Strenge behandelt wurde und Gattin und Kind sich von diesem seiner Gewaltthätigkeiten wegen trennen mußten. Er genoß den Unterricht der Volksschule, besuchte später die von W. G. Lohrmann geleitete technische Bildungsanstalt in Dresden und kam 1830 daselbst zum Uhrmacher Gutkäs in die Lehre. Nach einer sechsjährigen Lehrzeit begab er sich auf Reisen und hielt sich vier Jahre in Paris auf, wo er bei dem Uhrmacher Winnerl die Stelle eines Werkführers versah, aber sich auch der wissenschaftlichen Seite seines Berufes mit Eifer widmete, indem er bei Arago physikalische Vorlesungen hörte. In die Vaterstadt zurückgekehrt ward er hier am 6. October 1842 Meister in der Uhrmacherinnung und heirathete eine Tochter seines ehemaligen Lehrherrn. Als kurz darauf unter der armen Bevölkerung des sächsischen Erzgebirges, namentlich in dem Müglitzthale, ein allgemeiner Nothstand ausgebrochen war, ward L. die Veranlassung, daß dort die bekannte Uhrenindustrie begründet wurde. Mit Unterstützung der Staatsregierung eröffnete er am 7. December 1845 in Glashütte eine Lehrwerkstätte für Uhrmacher, in welcher er arme, elternlose Kinder, die sich bis dahin nur mit Strohflechten und Feldbau beschäftigt hatten, aufnahm und zu geschickten Uhrmachern ausbildete. Aus [622] solchem Anfange entwickelte sich in der genannten Stadt unter seiner Leitung bald ein Erwerbszweig, der nicht weniger als den fünften Theil ihrer Einwohnerschaft ernährte und durch sein Gedeihen auch das Emporblühen der Stadt selbst herbeiführte. Ein so großartiger Erfolg wurde dadurch möglich, daß L. den Glashütter Uhren durch wichtige eigene Erfindungen, welche er an ihnen zur Anwendung brachte, sowie durch die Sorgfalt, mit welcher bei Herstellung jeder einzelnen verfahren ward, sehr bald Berühmtheit und ein bis in überseeische Länder reichendes Absatzgebiet verschaffte. Er führte in der Uhrfabrikation die Neuerung ein, daß selbst die kleinsten Triebe und Zapfen nicht mehr mit dem nur unvollkommen arbeitenden Drehbogen, sondern mit einem kleinen Schwungrade bearbeitet wurden; die von ihm erfundenen Meßinstrumente gestatteten auch die feinsten Gegenstände, z. B. Zapfen, bis auf den hundertsten Theil eines Millimeters genau zu messen; mit Hilfe einer neuen Maschine lehrte er die theoretisch richtige Zahnform an Rädern und Trieben, auch der kleinsten Art anzubringen; und zum Schneiden der Zähne verwendete er statt der früher üblichen, sehr zerbrechlichen Messer eigenthümlich construirte Fraisen. Anderes, was er zur Vereinfachung und zugleich Vervollkommnung der Construction seiner Ankeruhren neu einführte, muß hier übergangen werden: der unten angeführte, unvollendet gebliebene Aufsatz Rich. Lange’s im „Journal der Uhrmacherkunst“ bespricht mehrere solcher Verbesserungen, u. A. auch seine bekannte Remontoiruhr. Neben seinen ausgezeichneten technischen Leistungen sind jedoch auch die schon angedeuteten Verdienste zu erwähnen, welche er sich als Wohlthäter einer armen Bevölkerung erwarb. Wie sehr er der persönliche Mittelpunkt der Stadt Glashütte ward, nachdem er hier seine (noch heute unter der Firma A. Lange u. Söhne fortbestehende) Uhrfabrik begründet hatte, ersieht man auch daraus, daß er 18 Jahre lang das Bürgermeisteramt daselbst verwaltete und vom Jahre 1869 an bis zu seinem Tode Vertreter des dortigen Wahlkreises in der Zweiten Kammer des sächsischen Landtags war.

Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst, herausgeg. von Emil Schneider, Jahrg. 1, Naumburg a/S. 1876, Nr. 1 S. 3 f. (Nekrolog), Nr. 5–11 („Meines Vaters Erfindungen und Verbesserungen. Von Richard Lange“). Dresdener Logenblatt VI. Jahres Nr. 3, December 1876, S. 390 f. Die Gartenlaube, Leipz. 1879, Nr. 13 S. 219–222 („Karl Bruhns, Die Uhrenfabrikation von Glashütte.“ Mit Lange’s Porträt). Schmidt-Weißenfels, Zwölf Uhrmacher, Berlin, o. J. S. 145–154.