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ADB:Lohrmann, Wilhelm Gotthelf

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Artikel „Lohrmann, Wilhelm Gotthelf“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 138, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lohrmann,_Wilhelm_Gotthelf&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 17:17 Uhr UTC)
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Lohrmalm: Wilhelm Gotthelf L., Astronom, geb. den 31. Jan. 1796 zu Dresden, † ebenda den 20. Febr. 1840. Er war der Sohn eines wenig bemittelten Zieglermeisters, erhielt aber doch in der Garnison- und Bauschule eine gute Bildung und ward 1817 als Conducteur bei der sächsischen Landesvermessung angestellt. Zehn Jahre später ward er, als Schmidt’s Nachfolger, Inspektor des mathematischen Salons in Dresden und bald nachher auch Vorstand der dortigen technischen Anstalt, aus welcher die heutige technische Hochschule sich entwickelt hat. L. hat in drei Heften (Dresden 1831–33) meteorologische Beobachtungen veröffentlicht, er hat eine populäre astronomische Schrift („Das Planetensystem der Sonne“, Dresden 1822.) verfaßt und sich eingehend mit der Beobachtung der Sternschnuppen beschäftigt. Nicht minder beschrieb er die seiner Obsorge anvertraute Sammlung in einer besonderen Schrift (Dresden 1822). Im J. 1836 ertheilte ihm die königlich sächsische Regierung den ehrenvollen Auftrag, die englischen Eisenbahnen zu studiren, und da er sich dieses Auftrages mit gewohntem Geschicke entledigte, so ward er häufig bei Eisenbahnbauten, z. B. bei Anlegung der oberlausitzischen Bahn, zu Rathe gezogen. Noch am 17. Januar ward ihm durch die Ernennung zum Director der Cameral-Vermessung ein neuer Vertrauensbeweis, allein schon wenige Wochen darauf erlag der völlig gesunde Mann der herrschenden Typhus Epidemie, betrauert von seiner zweiten Gattin und fünf Kindern. – Lohrmann’s Name wird in der Geschichte der beschreibenden Astronomie stets mit hohen Ehren genannt werden. Er hatte sich den Plan gebildet, die sichtbare Oberfläche des Mondes in kleinen Bezirken und mit höchster Genauigkeit darzustellen, und wenn auch, von einer ausgezeichneten Generalkarte des Mondes abgesehen, nur vier Sectionen des großen Werkes von L. selbst der Oeffentlichkeit übergeben werden konnten, so ward doch einerseits Plan und Methode von Beer und Maedler in deren „Mappa selenographica“ vollständig wieder aufgenommen, und andererseits war Julius Schmidt, jetzt in Athen, damals in Olmütz, in der Lage, die nachgelassenen Arbeiten Lohrmann’s über die Mondgebirge in seiner schönen Monographie „Der Mond“ (Leipzig 1856) zu verwerthen. Eben derselbe führte auch die unvollkommen gebliebene Mondaufnahme ganz im Geiste des ersten Autor zu Ende, so daß ein hervorragender Astronom der Neuzeit, Simon Newcomb, mit Recht sagen konnte: „Die von Lohrmann 1821 begonnene und nach Zeichnung und Messung durchgeführte, aber jetzt erst durch Julius Schmidt fertig gestellte und herausgegebene „Mondkarte in 25 Sectionen etc.“ (Leipzig 1875) stellt ersteren den tüchtigsten neueren Selenographen ebenbürtig zur Seite.“

Grunert’s Archiv d. Mathem. u. Phys., liter. Bericht CIII, CVII. – Newcomb, Populäre Astronomie, deutsch von Engelmann, S. 656.