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ADB:Liechtenauer, Johannes

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Artikel „Lichtenauer“ von Karl Bartsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 536–537, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Liechtenauer,_Johannes&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 12:50 Uhr UTC)
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Lichtenauer oder Liechtenauer, wahrscheinlich aus Liechtenau in Oberösterreich, ein berühmter Fechtlehrer des 15. Jahrhunderts, auf dessen Theorie und Schrift darüber fast alle späteren Fechtbücher zurückgehen. Sein Fechtbuch handelt insbesondere von der Führung des langen Schwertes. Er lebte um die Mitte des Jahrhunderts, die älteste datirte Handschrift ist vom J. 1452. Das Werk ist zum größten Theil Prosa, die eigentlichen Lehren aber in poetischer Form, und zwar in gereimten (leoninischen) Hexametern, die in den Handschriften mancherlei Corruption erfahren haben. Daß es speziell an die ritterliche Jugend gerichtet ist, ergiebt sich gleich aus dem Anfangsverse: „Jung Ritter, lehre (= lerne) Gott lieb haben, Frauen jo ehre“. Zahlreiche Abbildungen sind zur Verdeutlichung der Fechtregeln beigefügt. L. war Leiter einer wirklichen Fechtschule, welcher Schüler aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands, aus Danzig, Prag, Glatz, Znaim, Erfurt, Nürnberg, Krakau angehörten. [537] Bemerkenswerth ist darunter ein getaufter Jude, Namens Ott (Otto) welcher als Ringer der Herren von Oesterreich bezeichnet wird. In einer Handschrift wird L. auch die Kunst des Fechtens zu Roß zugeschrieben.

Vgl. Maßmann im Serapeum 5, 52 ff. Jacobs und Ukert, Beiträge zur älteren Literatur 3, 107 ff.