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ADB:Ligarius, Johannes

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Artikel „Ligarius, Johann“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 641–642, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ligarius,_Johannes&oldid=- (Version vom 11. Dezember 2024, 13:07 Uhr UTC)
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Ligarius: Johann L., lutherischer Prediger und als solcher ein unermüdeter und eifernder Vorkämpfer der Augsburger Confession, als diese in Ostfriesland und den Niederlanden von dem reformirten Bekenntniß mehr und mehr verdrängt ward. Zu Nesse in Ostfriesland geboren, studirte er auf Kosten der Stadt Emden unter Melanchthon zu Wittenberg Theologie und trat um 1560 zu Uphausen das Predigtamt an. Bald aber folgte er dem Ruf der Gemeinde zu Norden und trat von Anfang an den von Gräfin Anna begünstigten Reformirten so schroff entgegen, daß er seine Entlassung erhielt. Kurz nachher trat er wieder als Prediger zu Wolthausen auf, zog aber auf die Bitte einiger Kaufleute 1566 nach Antwerpen, wo er die lutherischen Lehren eifrigst verkündete. Bei der Ankunft Alba’s fand er ein sicheres Unterkommen und eine Feldpredigerstelle im Lager des Prinzen von Oranien. Dann nach Ostfriesland heimgekehrt, trat er 1569 das Predigtamt in seinem Geburtsorte Nesse an. Damals dominirten in Ostfriesland durchaus die reformirten, sogar die Zwinglischen Ansichten unter dem kräftigen Schutz der alten Gräfin Anna (Bd. I S. 468). L. verhielt sich daher einige Jahre ruhig. Als aber Gräfin Anna 1575 gestorben war, glaubte er, es sei eine bessere Zeit für die lutherische Lehre gekommen, da Graf Edzard II. und seine Gemahlin, die schwedische Prinzessin Katharina, der Augsburger Confession zugethan waren. Alsbald erhoben sich die Lehrstreitigkeiten. L. verweigerte 1576 die Unterzeichnung einer Kirchenordnung, welche der Befestigung der reformirten Lehren dienen sollte, und als er im folgenden Jahre vom Grafen zum Hofprediger zu Aurich und zum Inspector der ostfriesischen Kirchen ernannt war, trat er mit seinen Freunden Martin Faber, Johann von Antwerpen und Bernard Blok immer eifriger als Vertheidiger der Augsburger Confession auf. So kam es an mehreren Orten, wie zu Norden und Aurich, zu heftigen Zerwürfnissen. Umsonst bemühten sich die gemäßigten unter den Theologen, die Parteien zu vereinigen. L. wußte es dahin zu bringen, daß Graf Edzard die wöchentlichen Versammlungen der ostfriesischen Prediger, welche von a Lasko (Bd. XVII S. 736) 1544 eingeführt waren, 1583 untersagte. Bald nachher aber traf ihn die gräfliche Ungnade und er verlor seine Hofpredigerstelle. 1586 finden wir ihn wieder als Prediger zu Woerden in Holland. Dort war bis jetzt nur eine lutherische Gemeinde gewesen, ungeachtet mehrerer Versuche zur Einführung des reformirten Glaubensbekenntnisses. Umsonst hatte diese Gemeinde schon 1573 L. an sich zu ziehen versucht; jetzt trat er mit Genehmigung der holländischen Staaten nebst Segerius Koningsbergen den Dienst zu Woerden an. Als Segerius sich aber bald als heimlicher Beförderer des Calvinismus zeigte, eiferte L. umsomehr für die Aufrechthaltung der Augsburger Confession. Zu diesem Zwecke führte er auch ein neues Gesangbuch („Dat Woerdsche sangboeck“, zuletzt herausgegeben zu Utrecht bei Symon de Vries, 1647) mit einer von ihm verfaßten Vorrede ein, und es erschienen zwischen 1588 und 1591 von seiner Hand zwei kleine Schriften: „Het Christendom oft die puncte der godtsalicheyt, mittgaders sommige textuale regulen en disputatien in vrage en antwoort gestellet“ und „Het kleine Corpus doctrinae om de jonckheyt en de eenvoudige gemeente in de poincten der kleine Catechismi tot meerder verstand met frage ende antwoorde te oeffenen“. Dennoch gelang es ihm nicht seinen Zweck zu erreichen. Von den holländischen Staaten unterstützt, mehrte sich allmählich [642] der reformirte Einfluß. 1591 verklagten die Reformirten den unbeugsamen lutherischen Vorkämpfer bei der Stadtregierung, welche die Sache vor die holländischen Staaten brachte. Diese untersagten dem L. das Predigen. Gleichwol versagte der Magistrat ihm nicht ein rühmliches Zeugniß. Seine Gegner aber drangen, als er seine Abschiedspredigt hielt, in die Kirche ein und führten ihn von der Kanzel herab zur Stadt hinaus. L. kehrte nach Ostfriesland zurück, wo die Lehrstreitigkeiten immer noch fortdauerten und die Lutherischen besonders vom Grafen Edzard gestützt wurden. Auch zu Emden hielten sie jetzt ihren Gottesdienst in der „Neuen Münze“ und übertrugen nun dem wiedergekehrten L. das Predigeramt. Bald nahm auch er wieder an den Streitigkeiten seinen Antheil. 1593 verfaßte er ein heftiges Schriftchen „De rechtgeloovige predikanten van Oostfriesland“, dem die Emdener Prediger 1594 in ihrem „Reformations-Bericht“ entgegentraten. Als indessen die Verhältnisse 1595 bis zur offenen Widersetzlichkeit der Emdener Bürger wider ihren Fürsten und zur Ausweisung der Lutherischen gediehen, mußte auch L. fliehen. Kurz nachher endete dieser unruhige, aber standhafte Vertheidiger der Augsburgischen Confession sein mühseliges Leben zu Norden am 21. Januar 1596.

Vgl. Meiners, Kerkgesch. v. Oostfriesl. II. bl. 19, 83 ff., 124 ff. Schultz Jacobi[WS 1] und Domela Nieuwenhuis, Luthersche Bydr. I. bl. 44, III. bl. 89. Glasius, Godgel. Ned. und van der Aa, Biogr. Woordenb.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Schultz, Jacobi