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ADB:Linck, Wenceslaus

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Artikel „Linck, Wenzeslaus“ von Adolf Brecher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 661–663, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Linck,_Wenceslaus&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 09:10 Uhr UTC)
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Linck: Wenzeslaus L., lutherischer Theolog, geb. am 8. Januar 1483 zu Colditz in Sachsen, wo sein Vater ein wohlhabender Rathsherr war, genoß wahrscheinlich in Magdeburg zusammen mit Luther den ersten höheren Schulunterricht (1497), trat frühzeitig in den Augustinerorden (wol in Waldheim in Sachsen), bezog im Herbst 1503 die Universität Wittenberg, ward bald darauf Magister, begann sich 1508 unter dem Decanate Johann Staupitz’ auf die höheren theologischen Grade vorzubereiten, ward unter desselben Vorsitz am 16. September 1511 mit drei anderen Augustinern zum Doctor der Theologie promovirt, trat am 4. October in den theologischen Senat der Universität und hielt Vorlesungen, bekleidete daneben von 1512–15 oder 16 das Amt des Priors des Wittenberger Augustinerklosters, als dessen Supprior in derselben Zeit Luther einmal genannt wird, wurde im October 1516 auf kurze Zeit als Augustinerprediger nach München und, nachdem er Staupitz einige Zeit auf einer Visitationsreise begleitet hatte, 1517 in derselben Eigenschaft nach Nürnberg gesandt, wo er in dem geistig reich belebten Kreise der Freunde Staupitz’ und Luther’s bald eine hochangesehene Stellung einnahm. Schon damals entsprachen seine Predigten, die großen Anklang fanden, ganz dem Geiste Luther’s, mit dem er auch brieflich einen lebhaften Verkehr unterhielt. Durch ihn wurden [662] in Nürnberg die 95 Thesen und Luther’s Resolutionen zu denselben zuerst verbreitet, ebenso vermittelte er Eck’s Gegenbemerkungen darauf, die „Obelisken“ an Luther. Dieser widmete ihm zum Dank dafür seine Antwort, die „Asterisken“. – Als Luther zur Verantwortung vor Cajetan über Nürnberg nach Augsburg reiste, versah ihn L. nicht nur mit einer neuen Kutte, sondern begleitete ihn auch selbst dorthin (October 1518). Ohne Furcht hat L. mit Staupitz in jenen Tagen zu Luther gehalten, den er bewunderte, wenn er ihn auch nicht immer verstand. – Am Tage St. Augustini (28. August) 1520 wurde L. an Staupitz’ Stelle, der sein Amt niedergelegt hatte, auf dem Capitel zu Eisleben zum Generalvicar des Augustinerordens in Deutschland erwählt. Es war ihm damit eine einflußreiche und für den Fortgang der Reformation wichtige Stellung anvertraut. L. hat sie nie gegen Luther ausgebeutet; nur mildern oder vermitteln wollte er, wo dieser nach seiner Meinung allzu rasch und allzu heftig vorging. Eine seiner ersten Amtshandlungen war, auf Betrieb Miltitz’, der in Eisleben dem Orden beunruhigende Vorstellungen wegen der Luther drohenden Bannbulle gemacht hatte, in Gemeinschaft mit Staupitz jenen in Wittenberg aufzusuchen und ihn zur brieflichen Erklärung an den Papst zu veranlassen, daß er nie beabsichtigt habe, diesen persönlich anzugreifen (September 1520). Luther erfüllte ihren Wunsch ohne Bedenken. – Auch der Bann vermochte an dem Verhältniß Linck’s zu Luther nichts zu ändern. Mit warmen, freundschaftlichen Worten dedicirte ihm Luther die Antwort auf die Schmähschrift des Ambrosius Catharinus (1. April 1521). – Indessen galt es für L. gegenüber den Veränderungen, welche sich um diese Zeit im Wittenberger Augustinerkloster und bald auch in anderen Klöstern zutrugen, amtlich Stellung zu nehmen. Er sah bald ein, daß er an dem Laufe der Dinge nichts ändern könne. Das Evangelium wollte sein Recht haben. Nach längerem Schwanken kam er zur persönlichen Entscheidung. Als der Kurfürst Friedrich von Sachsen ihm die bisher von dem evangelisch gesinnten Gabriel Zwilling verwaltete Pfarrstelle in Altenburg anbot, nahm er sie auf den Rath seiner lutherischen Freunde kurz entschlossen an (28. Januar 1523), vermählte sich bald darauf und legte sein „ruhmreiches Vicariat“ nieder. – In Nürnberg konnte man ihn jedoch nicht vergessen. Sobald die dortigen Augustiner ihre Gemeinschaft auflösten und ihr Kloster dem Rath übergaben (22. März 1523), berief derselbe ihn in das Predigtamt an der Heiligen-Geist-Kirche (26. April). – Damit begann die zweite große Aufgabe seines Lebens, die kirchlichen Verhältnisse in Nürnberg gemäß dem Evangelium umzugestalten. Andreas Osiander hatte nach dieser Richtung vor ihm gewirkt und blieb jetzt an seiner Seite. Aber L. war der erste Geistliche, den der Rath ausgesprochenermaßen zur Evangelisirung berufen hatte. Es war nicht leicht, mit dem hochfahrenden und herrschsüchtigen Osiander im Frieden auszukommen. L. verstand es jedoch, sich nicht nur das Vertrauen des Rathes und der Gemeinde zu erwerben, sondern auch in allen wichtigen Angelegenheiten sich Luther’s Beistimmung zu versichern. So besonders in dem heftigen Streite über das Bannrecht, über Beichte und Absolution in der neuen Kirchenordnung von 1532. – So hoch er selbst die Privatabsolution schätzte, so fand er es doch für angemessen, sich, entgegen den Forderungen Osiander’s, den Wünschen der Gemeinde zu accommodiren und die allgemeine Beichte zuzulassen. Er selbst entwarf das Formular zu derselben. Doch ganz ohne Anstöße scheint es nicht immer abgegangen zu sein. 1535 im Frühjahre schrieb er an Luther, daß er sich gar sehr aus Nürnberg nach Sachsen zurücksehne. Und doch konnte er an der Liebe seiner Gemeinde und des Rathes nichts verloren haben. Als er 1539 zur Einführung der Reformation vom Herzog Heinrich nach Sachsen verlangt wurde, ließ man ihn nicht ziehen. 1540 war er mit Osiander und den Nürnbergischen [663] Gesandten beim Gespräch zu Worms, wahrscheinlich auch zu Hagenau, wie er auch bei allen wichtigeren Acten der kirchlichen Constituirung in der Umgebung Nürnbergs gebraucht wurde. Er starb am 12. März 1547.

Vgl. G. A. Will, Nürnbergisches Gelehrten-Lexikon, 2. Thl. 1756, S. 445 ff. – H. W. Caselmann, W. Linck’s Leben in Meurer’s Leben der Altväter der luth. Kirche, 3. Thl, S. 321 ff., welche beide auch über seine litterar. Produkte Auskunft geben. Außerdem Th. Kolde, Die deutsche Augustiner-Congregation und Johann Staupitz, 1879, S. 355 ff.