ADB:Lobkowitz, Wenzel Eusebius Fürst von

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Artikel „Lobkowitz, Wenzel Eusebius von“ von Adam Wolf in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 52, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lobkowitz,_Wenzel_Eusebius_F%C3%BCrst_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 02:18 Uhr UTC)
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Lobkowitz: Wenzel Eusebius v. L., geb. am 20. Januar 1609, † am 22. April 1677, Fürst und Regierer des Hauses L., Herzog von Sagan, gefürsteter Graf von Sternstein, Herr zu Chlumetz, Raudnitz u. a., stammte aus dem altadeligen böhmischen Geschlechte der L. und zwar von der Chlumetzer Linie der Popel-Lobkowitz. Sein Vater war Zdenko L., Oberstkanzler von Böhmen und der erste Fürst dieses Namens (1558–1626), seine Mutter Polyxena von Sternstein, verw. Gräfin Rosenberg, welche Raudnitz an die Familie brachte. L. studirte, machte größere Reisen, warb 1631 ein Regiment Arkebusiere, diente noch zur Zeit Wallenstein’s in Böhmen und Schlesien, später am Niederrhein und in Westphalen, entsetzte 1639 Prag, versah mehrere Missionen und eröffnete die böhmischen Landtage von 1643–49. Bereits 1636 wurde er Hofkriegsrath, 1640 Feldzeugmeister, 1644 Vicepräsident des Hofkriegsrathes, 1645 geheimer Rath, 1652 Präsident des Hofkriegsrathes, 1665 Obersthofmeister und 1669 nach dem Sturze des Fürsten Auersperg Präsident des geheimen Rathes. Er hatte schon 1657 die Wahl König Leopolds I. als deutscher Kaiser durchgesetzt, war dessen Vertrauensmann und erster Minister. Er veranlaßte 1668 den ersten geheimen Theilungsvertrag mit Frankreich wegen der spanischen Erbschaft, schloß 1671 den Vertrag mit Frankreich und unterstützte die französische Politik; er unterdrückte die ungarische Verschwörung 1672 und führte in Ungarn eine absolute Regierung ein. Der Wechsel der kaiserlichen Politik gegenüber Frankreich und in Ungarn, sowie die Hofintriguen brachten den allmächtigen Minister zu Falle. Er wurde am 16. October 1674 ohne Verhör und Proceß entlassen und nach Raudnitz verwiesen, wo er 1677 starb. Er war ein freimüthiger rücksichtsloser Herr, ein Gegner der Jesuiten, loyal für den Kaiser und Oesterreich und ein guter Wirthschafter; noch 1674 vereinigte er seinen Besitz zu einem Fideicommiß. Seine erste Frau war 1638–1650 Johanna Myska v. Zlunic, die zweite Auguste Sophie, geb. Pfalzgräfin von Sulzbach, welche als Protestantin niemals am Wiener Hofe erschien und 1682 in Nürnberg starb. Lobkowitz’ Sohn Ferdinand August (1655–1715) wurde Obersthofmeister der Kaiserin Amalie, Gemahlin Kaiser Josephs I.

Wurzbach, Biograph. Lexikon, XV. Hormayr’s Taschenbuch, 1830. A. Wolf, Fürst Wenzel Lobkowitz, Wien 1869.