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ADB:Loitz, Stephan (1507 bis 1584)

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Artikel „Loitz, Stephan (1507 bis 1584)“ von Gottfried von Bülow in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 320–321, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Loitz,_Stephan_(1507_bis_1584)&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 20:34 Uhr UTC)
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Band 19 (1884), S. 320–321 (Quelle).
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Loytz: Stephan und Hans L., Kaufleute. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts tritt mit Hans 1. L. († 1449) in Stettin eine Kaufherrenfamilie dieses Namens auf, aus der Michael 1. L. 1484–1494 und Hans 2. L. 1525–39 daselbst Bürgermeister waren. Letzterer war eine hervorragende Persönlichkeit in den politischen und religiösen Wirren der Stadt, wenn er auch den Intriguen der demokratischen Partei, an deren Spitze der Bürgermeister Hans Stoppelberg stand, eine Zeitlang weichen wußte. Seiner Ehe mit Anna Glieneke entstammte eine Tochter Cäcilie, mit dem späteren Stettiner Bürgermeister David Braunschweig vermählt, und vier Söhne, die das väterliche Geschäft vergrößerten und ausgedehnten Wechselverkehr trieben. Einen Vergleich mit den großen Kaufherren Süddeutschlands halten sie freilich nicht aus, obgleich man sie die Fugger des Nordens genannt hat. Die beiden ältesten, Michael 2. und Simon, standen einem Filial in Danzig vor, der dritte, Stephan 1.[WS 1] († 1557 in Stettin), war unter den Taufpathen des Herzogs Johann Friedrich von Pommern und vertrat die Handlung in Lüneburg; Factoreien bestanden in Leipzig, Frankfurt a. O., Breslau und Prag, das Hauptgeschäft aber leitete der jüngste Sohn, Hans 3., in Stettin. Hier besaßen die L. ein prächtiges, in seinen Ueberresten noch jetzt bemerkenswerthes Haus, den Loytzenhof, führten eine vornehme Hofhaltung und traten mit den ersten Familien des Landes in verwandtschaftliche und geschäftliche Beziehungen. Oeffentliche Institute, Stiftungen und Private liehen gegen hohe Zinsen ihre Kapitalien hin; es galt für ein großes Glück, mit den L. Geschäfte zu machen. Diese weitverzweigten Verbindungen bewogen namentlich Stephan 1. L., auch auf politischem Gebiet thätig zu sein. Als Graf Volrad von Mansfeld 1552 im Namen des Königs von Frankreich im Lüneburgischen Kriegsvolk zusammenzog und das Herzogthum Braunschweig verwüstete, war Stephan 1. L. an dem Zuge mitbetheiligt, wie er denn in Frankreich selbst unter dem Schein von Handelsunternehmungen im Interesse des Markgrafen Albrecht von Brandenburg thätig war. Jedenfalls geht sein Thun über das bloße kaufmännische Beschaffen von Geldmitteln hinaus. Einem auf Grund seiner Verbindung mit Albrecht erlassenen kaiserlichen Haftbefehl entging er durch Vermittelung des Herzogs Barnim 11. von Pommern. Später lag der Schwerpunkt der Unternehmungen der L. in Polen, vielleicht weil sie, soweit ersichtlich, der Reformation sich nicht angeschlossen haben. Von ihrer dortigen Pfandherrschaft Tiegenhof aus negociirten sie eine Anleihe, welche im Jahre 1569 der König Sigismund von Polen bei den pommerschen Ständen in Höhe von 100,000 Thalern machte. Da Polen den eingegangenen Verpflichtungen [321] nicht nachkam, verursachte die ausgebliebene Zinszahlung eine Panik, die im Frühjahr 1572 einen Bankerott herbeiführte, durch welchen nicht nur in Pommern, sondern auch in der Mark, in Mecklenburg, Sachsen, Preußen, Holstein mit einem Schlage Tausende ins Elend geriethen. Gleichzeitige Berichte beziffern den Gesammtverlust auf 20 Tonnen Goldes; die theilweise noch vorhandenen Schuldbriefe lassen erkennen, daß im Verhältniß zu einer nur wenig späteren Zeit damals viel baares Geld in Pommern vorhanden war. Nur der herzogliche Schloßhauptmann Jacob v. Zitzewitz scheint eine Vorahnung gehabt zu haben, er entleibte sich vier Wochen vor der Katastrophe. Hans 3. L. begab sich mit seiner Familie, darunter zwei Söhne, Stephan 2. und Hans 4., nach Tiegenhof, wo ersterer 1575 gestorben sein soll. Feindlicher Gesinnung gegen den von der Höhe Gestürzten sind die sagenhaften Erzählungen von der niederen Herkunft der Familie aus dem Dorfe Klempin bei Stargard zuzuschreiben; wo in der älteren Geschichte Pommerns der Name vorkommt, sind die Träger desselben Personen von geachteter Stellung. Neuere Forschung hat vielmehr die Identität der Stettiner Familie L. mit einer im 16. Jahrhundert blühenden Danziger Patrizierfamilie gleichen Namens und Wappens dargethan. Letzteres zeigt im quergetheilten Schilde oben einen grünen Zweig mit sieben Blättern, unten im blauen Felde drei Sterne oder Rosen; Helmzier ist eine heraldische Lilie. Stephan 2. und Hans 4. L. waren später im Besitz von Rundewiese bei Marienwerder und starben 1629 als die letzten ihres Geschlechtes. Ihr Grabstein befindet sich im Dom zu Marienwerder.

Friedeborn, Histor. Beschreibg. vom alten Stettin. Baltische Studien XI. Acten des Staatsarchivs zu Stettin.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 2.