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ADB:Lonicerus, Adam

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Artikel „Lonicerus, Adam“ von Wilhelm Stricker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 157–158, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lonicerus,_Adam&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 06:38 Uhr UTC)
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Lonicerus: Adam L., Sohn des Johannes L. (s. u.), geb. zu Marburg am 10. October 1528, † zu Frankfurt a/M. am 29. Mai 1586; erlangte schon im 13. Jahre das Baccalaureat und im 16. die Magisterwürde. Er bekam darauf ein Lehramt an dem Gymnasium zu Frankfurt a/M. unter Micyllus, kehrte aber wegen der Kriegsunruhen schon nach einem Jahre nach Marburg zurück. Dort und in Mainz, wo er Hauslehrer bei einem Dr. Osterod war, studirte er Medicin, wurde 1553 Professor der Mathematik in Marburg und 1554 daselbst Dr. der Medicin. In demselben Jahre verheirathete er sich mit Magdalena, der Tochter des Buchdruckers Christian Egenolph in Frankfurt und wurde nach dem Tode des Stadtphysicus Graff am 4. October 1554 zum Physicus in Frankfurt ernannt. Neben dieser Stelle besorgte er auch die Correcturen in der Buchdruckerei seines Schwiegervaters. L. war ein fruchtbarer Schriftsteller, der sich auf dem Gebiet der Arithmetik (1570, 1581), Geschichte der Medicin, Heilkunde, Staatsarzneikunde (Pestilenzordnung 1572, Hebammenordnung 1573) etc. versucht hat. Von großem Einfluß waren seine botanischen Schriften, weshalb Linné auch seinen Namen im Genus Lonicera verewigt hat. Seit 1550, wo er das Kräuterbuch des Eucharius Rhodion (Röslin) neu herausgab, hat er sich mit dieser Wissenschaft beschäftigt. Sein „Kräuterbuch“ in Folio, welches 1555 in lateinischer, 1578 in deutscher Sprache erschien, ist in der deutschen Ausgabe sehr populär geworden, so daß noch 1783, also nach [158] mehr als 200 Jahren, eine neue Ausgabe davon in Augsburg erschien. Das Kräuterbuch gab außer den deutschen und lateinischen Namen der Pflanzen auch die griechischen, französischen, italienischen und spanischen an, und lieferte eine Anleitung zum Destilliren.

Ein Sohn von ihm, Johann Adam L., getauft am 23. Novbr. 1557 in Frankfurt, der sich Teucer oder Teucrius oder Teucrides Annaeus L., Poesos et Medicinae candidatus, auch Poeta nannte, lebte als Litterat in Frankfurt bis Ende des Jahrhunderts, hat mancherlei compilirt und übersetzt und auch mehrere Schriften seines Vaters herausgegeben. 1583 hatte er bereits den größten Theil seines Erbes durchgebracht, 1585 war er civiliter nicht mehr zu belangen und wurde in den Schuldthurm gesetzt. In dieser Zeit muß er katholisch geworden sein, denn 1585 publicirte er ein Werk über die katholischen Orden (Frankfurt, 4°) und am 28. October 1588 wird er Rector (paedagogus) der Domschule und hat nach dem Chatechismus Canisii zu unterrichten. Im Juli 1589 hat er diese Stelle schon wieder verloren, 1599 geht er durch nach Helmstädt, wo er verschollen ist.

Strieder, Hessische Gelehrtengeschichte, VIII, wo indeß Teucer (S. 87) mit Johann Adam L. (S. 88) identisch ist. Frankfurter Archiv.

Ein Bruder des Arztes Adam L. war Philipp L., welcher am 23. November 1568 Rector des Gymnasiums in Frankfurt wurde, am 27. Juli 1576 um seinen Abschied bat und entlassen wurde. 1582 wurde er Prediger in Friedberg und starb am 30. Juli 1599. Er hat die „Chronica turcica“ in drei Bänden 1584 herausgegeben.

Strieder a. a. O., VIII. 78. Lersner, Chronik von Frankfurt, 2. Bd., 2. Abth. S. 111. 112.