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ADB:Looff, Friedrich Wilhelm

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Artikel „Looff, Friedrich Wilhelm“ von Max Berbig in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 65–67, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Looff,_Friedrich_Wilhelm&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 23:49 Uhr UTC)
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Band 52 (1906), S. 65–67 (Quelle).
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Looff: Friedrich Wilhelm L., sachsen-gothaischer Schulrath und vielseitiger Schriftsteller, geboren am 25. Juli 1808 in Magdeburg, † am 22. November 1889 in Langensalza. Sein Vater war Kaufmann, starb aber wenige Wochen vor der Geburt dieses, seines vierten, Sohnes. Bereits im 4. Lebensjahre konnte der Knabe lesen und besuchte daher von 1812 ab eine Privatschule. Im J. 1815 erkrankte er an den Masern und wurde nun infolge falscher ärztlicher Behandlung so leidend, daß er bis zu seinem 18. Lebensjahre häufig wochenlang das Bett hüten mußte. Von Ostern 1819 bis dahin 1827 besuchte er das Gymnasium zu „Unserer lieben Frauen“ in Magdeburg und bestand die Abiturientenprüfung mit der besten Censur. Er begab sich nach Halle, um Theologie zu studiren, hörte nebenbei aber auch mathematische, physikalische, geschichtliche und philosophische Vorlesungen. Im zweiten Semester [66] jedoch gab er die Theologie ganz auf und lag nun ausschließlich den zuletzt genannten Wissenschaften ob. Michaelis 1828 siedelte er nach Berlin über, wo er bis Ostern 1830 zu bleiben gedachte, um dann eine größere Reise durch die Schweiz und Italien zu machen und hierauf in Bonn seine Studien zu vollenden. Bereits im Herbste 1829 wurde er aber zur Vertretung des erkrankten mathematisch-naturwissenschaftlichen Lehrers an das Gymnasium zu Kottbus gesandt und beschloß nun, möglichst bald sein Examen zu machen. Er that es noch vor Weihnachten jenes Jahres, und da der Lehrer, welchen er bisher vertreten hatte, mittlerweile gestorben war, wählte man ihn, obgleich er erst 21 Jahre alt war, zu seinem Nachfolger. Die Schulverhältnisse in Kottbus sagten ihm jedoch wenig zu, weshalb er sich 1831, bald nach seiner Vermählung mit Adolfine Bruno aus Magdeburg, nach Aschersleben meldete, wo er erst Oberlehrer, später Rector der neugegründeten Realschule wurde. Unter Looff’s Leitung hob sich dieselbe bald so, daß ihre Umwandlung in ein Realgymnasium erfolgte. Neben seiner schulischen Stellung war L. auch noch in der städtischen Verwaltung und, durch finanzielle Nothlage gezwungen, fleißig schriftstellerisch thätig. So übernahm er die Redaction der pädagogischen Litteraturzeitung, schrieb ein Lehrbuch der Geometrie, mehrere arithmetische Werke, verschiedene wissenschaftliche Abhandlungen und gab ein Turnliederbuch heraus. Um finanziell besser gestellt zu werden, bewarb er sich 1845 um die Directorstellung an der Realschule in Gotha, welche ihm in der That auch verliehen wurde. Nachdem er dieselbe am 26. Juni jenes Jahres angetreten hatte, gelang es ihm schnell, sich sowohl als Schulmann als auch als Staats- und städtischer Bürger in Gotha eine angesehene Stellung zu erringen. Schon nach wenigen Jahren zeichnete ihn das Ministerium durch Verleihung des Prädicats „Schulrath“ aus. Zur Hebung und Belebung des Kunstsinnes der Bürgerschaft gründete L. den Gothaer Kunstverein. In Gemeinschaft mit Graf Thun und Professor Eggers rief er sodann die Verbindung für historische Kunst ins Leben und übernahm das Ehrenamt des Geschäftsführers derselben. In Gotha rief er ferner einen Gewerbeverein ins Leben, förderte die Turnanstalt und den Feuerrettungsverein und übernahm neben seinem Hauptamte noch die Direction der Gewerbeschule. Obgleich die von L. geleitete Anstalt trefflich gedieh, tauchte in Gotha doch der Plan auf, sie mit dem humanistischen Gymnasium zu verschmelzen, und als derselbe, trotz der Proteste Looff’s, der seiner Schule die Selbständigkeit bewahren wollte, 1859 zur Ausführung gelangte, wurde L. mit vollem Gehalte zur Disposition gestellt. Er wählte nun zu seinem ferneren Aufenthalte die nur wenige Stunden von Gotha gelegene Stadt Langensalza. Hier richtete er eine kleine Privatschule ein, welche sich später zur städtischen höheren Töchterschule entwickelte. Ferner rief er einen Gartenbau-Verein ins Leben und gründete die Loge Hermann von Salza. Vor allem aber widmete er sich litterarischen Arbeiten. So übernahm er die Neuherausgabe von Tetzner’s Leitfaden der Geographie, aus welchem Buche unter seinen Händen ein großangelegtes, sehr gründliches Werk entstand, das leider infolge von Differenzen mit dem Verleger nur einmal aufgelegt wurde. Seinen Hauptfleiß aber verwendete er auf sein wohlbekanntes und geschätztes Fremdwörterbuch, das zahlreiche Auflagen erlebt hat. Zu pädagogischer Thätigkeit gab L. noch einmal im J. 1874 die Errichtung eines Technikums in Langensalza Veranlassung, jedoch endigte dieselbe sehr bald wieder, da jene Anstalt nur wenige Jahre bestand. – Ein Verdienst erwarb sich L. ferner dadurch, daß er 60 Jahre lang drei Mal täglich meteorologische Beobachtungen vornahm und aufzeichnete, wodurch er wichtiges statistisches Material sammelte.

[67] Aufopfernd war die Thätigkeit Looff’s und seiner Familie in den Tagen der Schlacht bei Langensalza 1866. Er richtete Lazarette ein, schuf Bureaus zur Aufstellung der Verwundeten- und Todtenlisten, nahm mehrere Schwerverwundete in sein Haus auf und war mit den Seinigen überall, wo Hülfe nöthig war.

Sein Familienleben war reich an Kummer und Trübsal. Von den 13 Kindern, die ihm seine Gattin gebar, starben 3 im jugendlichen Alter, während 4 ihm als Erwachsene durch den Tod entrissen wurden. Ein Freudentag war ihm aber beschieden, als er am 10. October 1881 seine goldene Hochzeit feiern konnte. Der Spätabend seines Lebens ward ihm leider durch ein schweres Herzleiden und zunehmende Schwerhörigkeit sehr getrübt.

Aeußere Anerkennung für seine langjährige rege Thätigkeit fand L. dadurch, daß ihm mehrere hohe Orden verliehen wurden, so z. B. vom Kaiser von Oesterreich das Verdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft. Zahlreiche Künstlervereinigungen und wissenschaftliche Gesellschaften ehrten ihn durch Ernennung zum Ehrenmitgliede.

Nach einer ungedruckten Selbstbiographie im Familienbesitz.