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ADB:Lothar (Erzbischof und Kurfürst von Trier)

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Artikel „Lothar, Erzbischof und Kurfürst von Trier“ von Bernhard Endrulat in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 261–262, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lothar_(Erzbischof_und_Kurf%C3%BCrst_von_Trier)&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 06:01 Uhr UTC)
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Lothar, Erzbischof und Kurfürst von Trier, 1599–1623, aus dem alten jülich’schen Adelsgeschlechte der v. Metternich, wurde von dem Domkapitel zu Trier am 7. Juni 1599 zum Nachfolger des am 1. Mai gestorbenen Erzbischofs und Kurfürsten Johanns VII. (von Schönenberg) gewählt, als dessen Coadjutor er bereits einige Zeit zu großer Zufriedenheit des Volks und der Geistlichkeit gewirkt hatte. Er war ein sittenreiner, humaner und wohlwollender Mann von gelehrter Bildung, der mehrere Sprachen beherrschte. Sein Erzbisthum übernahm er hinsichtlich der religiösen Angelegenheiten in beruhigtem Zustande, da die früheren reformatorischen Bewegungen in demselben unter seinem Vorgänger unterdrückt worden waren, aber in Bezug auf Bildung und Wohlstand fand er es tief herabgekommen. Lothars erste Sorge galt der Besserung der Staatsfinanzen, welche er denn auch unter der freilich nicht sehr bereitwilligen Mitwirkung der Landstände zu Stande brachte. Nicht möglich war es ihm, der seit längerer Zeit im Erzbisthum eingerissenen Münzverschlechterung Einhalt zu thun, über welche während seiner ganzen Regierung Klagen laut wurden, ebenso wie über die ausgedehnte Bevorzugung seiner Verwandten auf Kosten des Erzbisthums. Den Verbesserungen in Kirche und Schule widmete L. sorgfältige persönliche Bemühungen; er beaufsichtigte die Prüfung der Geistlichen und merzte die unbrauchbaren aus, verbesserte die Universität und hob auch den Elementarunterricht. Einige werthvolle Erwerbungen für das Erzstift an Gütern, Rechten und Einkünften glückten ihm gleich zu Anfang seiner Regierung. So kaufte er von dem Grafen Salentin von Isenburg und dessen Gemahlin Antonia Gräfin von Arburg und Isenburg alle diesen gehörigen Hoheitsrechte, Einkünfte und Gefälle im Kirchspiel Heimbach und erwarb vom Grafen Heinrich von Sayn gleichfalls bei Heimbach ähnliche Rechte, sodann dessen Antheil am Flecken Rheinbrohl, wobei er übrigens nicht verfehlte, die Einwohner „von der calvinischen Ketzerei zum Katholicismus zurückzuführen“, und Schloß und Herrschaft Freußberg. Dagegen wurde er mit der Abtei St. Maximin, deren Abt damals der energische und hochstrebende Reinerus Biwer war, wegen der von den Ständen bewilligten, von der Abtei verweigerten Landsteuer in einen Streit verwickelt, der dem Lande zu erheblicher Schädigung gereichte, indem die Schaaren des von der Abtei zu Hülfe gerufenen Herzogs von Luxemburg im J. 1601 Ehrang, Welschbillig und die Eifel überfielen, ausplünderten und verwüsteten. Schließlich kam ein Vergleich zwischen den Streitenden zu Stande. Um das Erzstift nach Möglichkeit gegen feindliche Einfälle, die aus den in den benachbarten spanischen und niederländischen Provinzen herrschenden Unruhen zu besorgen standen, sowie vor den Räuberbanden, die damals die Rheinufer auf und ab durchstreiften, zu schützen, ordnete L. umfassende Verbesserungen der Landesvertheidigungsanstalten an. Dabei erfuhr er das Mißgeschick, daß die im J. 1603 fast vollendeten neuen Festungswerke von Ehrenbreitenstein wieder einstürzten, so daß die Bauten von neuem begonnen werden mußten. Die hervorragendste, weltgeschichtlich bedeutendste Thätigkeit entfaltete L. vom J. 1606 an, in welchem er zu Koblenz mit den Erzbischöfen Ernst von Köln und Schweikard von Mainz die Grundlinien zu dem Bündnisse der katholischen Fürsten Deutschlands zog, das der unter dem Protectorate König Heinrich IV. von Frankreich geschlossenen „Union“ der protestantischen Fürsten entgegenwirken sollte und im J. 1609 unter dem Namen [262] der „Liga“ ins Leben trat. Im Herbste des Jahres 1610, als schon die Feindseligkeiten zwischen der „Union“ und der „Liga“ entbrannt waren, begab sich L. im Auftrage des Kaisers in Gemeinschaft mit dem Reichs-Hofraths-Präsidenten Grafen Johann Georg von Hohenzollern nach Köln, um dort einen Ausgleich zwischen den Bewerbern um die ein Jahr vorher eröffnete Jülich-Cleve-Berg’sche Erbschaft zu bewerkstelligen, der ihm indessen nicht glückte. Gleichzeitig wirkte er für die Wiederherstellung des Friedens zwischen „Liga“ und „Union“, die für einige Zeit durch den Waffenstillstand von München vom 14. October 1610 erfolgte. In der nächsten Zeit nahm L. an den Vorbereitungen zur Königswahl Theil, die am 13. Juni 1612 in Frankfurt a. M. stattfand, wonach er sich im folgenden Jahre zu dem ersten von dem neuen Könige Mathias ausgeschriebenen Reichstage nach Regensburg begab. Auch behufs der Wahl eines Nachfolgers für Mathias, die am 28. August 1619 zu Frankfurt a. M. auf Ferdinand von Böhmen fiel, entfaltete L. eine lebhafte Thätigkeit. Wie hoch er selber diese schätzte und wie dankbar er war, als die bezüglichen Mühen und Beschwerden glücklich hinter ihm lagen, bewies er dadurch, daß er nach seiner Rückkehr von Frankfurt nach Koblenz für das ganze Erzstift ein 40stündiges Gebet ausschrieb. Seiner zunehmenden Körperschwäche sich bewußt, übertrug L. bald darauf seinem Neffen Karl von Metternich einen Theil der Regierungsgeschäfte, um sich in Ruhe auf sein Ende vorbereiten zu können. Aber Ruhe ward ihm in den letzten Jahren seines Lebens nicht mehr zu Theil. War doch im J. 1618 der unheilvolle große Krieg ausgebrochen, von dessen verderblichen Einwirkungen auch das Erzstift Trier nicht verschont bleiben konnte, wenngleich es in jener ersten Zeit noch nicht eigentlich durch schwerere kriegerische Ereignisse zu leiden hatte. L. starb nach langem Siechthum am 7. September 1623, im 75. Lebensjahre und im 24. seiner Regierung. Er wurde im Dome zu Trier in dem von ihm im J. 1613 errichteten Grabdenkmale beigesetzt, sein Herz aber vor dem Hochaltare der Jesuitenkirche bestattet.

Gesta Trevirorum ed. Wyttenbach et Müller, vol. III. c. 302–304. – Leonardy, Geschichte des Trierischen Landes und Volkes, S. 742–751.