ADB:Lüdke, Friedrich Germanus
J. J. Spalding, und verwaltete dieses Amt mit seltener Berufstreue bis zu seinem Tode. Er war, wie die Allg. d. Bibl. von ihm rühmt, ein Mann von vielen Einsichten und unermüdetem Fleiß, ein selbstdenkender und aufgeklärter Religionslehrer, dem vorzugsweise das praktische Interesse des Christenthums und Predigtamtes am Herzen lag, dabei ein fleißiger Mitarbeiter, eine Zeitlang auch theologischer Mitredacteur an Nikolai’s Allgemeiner deutscher Bibliothek, für die er in der ganzen Zeit von ihrem ersten Erscheinen bis zu seinem Tod zahlreiche Beiträge, meist Recensionen, geliefert hat. Von seinen eigenen Schriften ist die bedeutendste, die ihm „allgemeinen Ruhm zugebracht hat“, eine Schrift „Ueber Toleranz und Gewissensfreiheit, insofern der rechtmäßige Religionseifer sie befördert und der unrechtmäßige sie verhindert“, Berlin 1774. 8°; ferner eine Schrift „Vom falschen Religionseifer“, Berlin [384] 1767, worin er die symbolischen Bücher als Hindernisse der Freiheit und des Friedens bezeichnet; sowie seine „Gespräche über die Abschaffung des dem Staate entbehrlich ja sogar schädlich sein sollenden geistlichen Standes“, Berlin 1784, und „Briefe über das neue preußische Gesangbuch“, 1781. Den größten Beifall aber fand unter seinen aufgeklärten Zeitgenossen sein 1772 in erster, 1793 in vierter, verbesserter und vermehrter Auflage (mit Vorrede von J. A. Hermes) erschienenes „Communionbuch nebst einer Vorstellung wider Geringschätzung des h. Abendmahls“, 1772. 8°. Von seinen gedruckten Predigten haben ein gewisses zeitgeschichtliches Interesse: „Zwei Predigten bei der Regierungsveränderung in den preußischen Landen“, 1786 und eine „Stand- und Trauerrede auf H. Otto v. Bismark“, Stendal 1774.
Lüdke: Friedrich Germanus L., protestantischer Theolog des 18. Jahrhunderts, geb. am 10. April 1730 in Stendal, † am 8. März 1792 in Berlin. – Nach Beendigung seiner theologischen Studien hielt er sich eine Zeitlang in Danzig auf, wo er „Briefe an Freunde“ 1756 herausgab, wurde dann während des siebenjährigen Krieges Feldprediger bei dem preußischen Regiment Bornstädt, ließ 1762 zu Breslau einige Predigten drucken (z. B. von der Unsterblichkeit), wurde Diakonus und später Archidiakonus an der Nikolaikirche zu Berlin, als College und Freund des Propstes- Vgl. Denina, Prusse littéraire II, 436; Denkwürdigkeiten aus dem Leben ausgezeichneter Deutschen des 18. Jahrhunderts, S. 462; Meusel, Gel. Teutschland; Lexikon VIII, 411; Rotermund zu Jöcher 125; Döring, Gel. Theologen Deutschlands II, 388; G. Frank, Gesch. der prot. Theol. III, 21. 50. 123. Ein Bild von ihm in der Allg. d. Bibl. Bd. 63. 1785 (von Chodowiecki).