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ADB:Müller, Aegidius (katholischer Theologe)

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Artikel „Müller, Aegidius“ von Otto Schell in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 494–495, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BCller,_Aegidius_(katholischer_Theologe)&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 16:20 Uhr UTC)
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Müller: Johann Jakob Aegidius M., geboren am 26. Januar 1830 zu Bergheim an der Erft. Nach Absolvirung seiner Studien und Erlangung der priesterlichen Weihen am 1. September 1858 war er Hausgeistlicher auf Schloß Roßberg bei Bonn von 1859–61, dann Vicar zu Teveren bei Geilenkirchen und Vicar zu Gladbach bei Düren. Am 4. Februar 1871 ward er als Pfarrer nach Immekeppel im Decanate Deutz berufen. Schon früh hatte sich M. den geschichtlichen Studien des Niederrheins zugewandt. Diese Vorliebe empfing in dem neuen Wirkungskreise neue Impulse. Das kleine Kirchdorf Immekeppel, an der Sülz gelegen, reizte schon durch seinen eigenartigen, von der Sage anmuthig ausgedeuteten Namen und seine reiche historische Vergangenheit zum weiteren Versenken in die Geschichte der neuen Heimath. Aber bei dem bald liebgewonnenen Orte und seiner Vergangenheit blieb M. nicht stehen. Die alten Ortschaften des Thales, die Klöster, zahlreichen Schlösser und Ruinen lockten zu immer weitergehenden Forschungen, wobei die wenig anspruchsvolle pfarramtliche Thätigkeit in der kleinen Gemeinde wesentlich in Betracht kam. In allen Höfen und Hütten der Gemeinde war M. bald ein bekannter Gast, der nicht nur das Seelenheil seiner Gemeindeglieder im Auge hatte, sondern auch überall nach der Geschichte und ihren Belegen, nach Sagen und anderem Volksgut, Umschau hielt. Und gar manches hat er da gesammelt und gesichtet. Davon zeugen seine zahlreichen Werke und der bedeutende handschriftliche Nachlaß, in dem sich viele werthvolle Urkunden befinden. Später wurde M. gelähmt. Ein Unterkommen fand er im Augustinerkloster an der Severinsstraße in Köln, wo er lange Jahre im Lehnstuhle zu sitzen gezwungen war, bis ihn der Tod am 1. Mai 1898 von dieser Erde abrief. Trotz seines schweren Leidens verließ ihn sein heiterer Sinn niemals, und ein fröhlicher Scherz war ihm des Lebens Würze bis an sein Ende.

M. darf als einer der eifrigsten Erforscher der niederrheinisch-bergischen Geschichte bezeichnet werden, als ein liebenswürdiger Mensch, erfüllt von warmer Liebe zum Bergischen, wo er eine zweite Heimath gefunden hatte.

Durch sein Leiden lange Jahre ans Zimmer gefesselt, gab er sich mit rastlosem Eifer der weiteren Erforschung, namentlich des Kreises Mülheim am Rhein, in dem Immekeppel liegt, hin. Kaum eine Ortschaft desselben ist seinem Blick entgangen und von ihm nicht in den Kreis seiner Untersuchungen gezogen worden. Die Frucht dieser Arbeiten sind die vielen Aufsätze, welche er in der Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins erscheinen ließ und welche dort in den nächsten Jahren noch zum Abdruck kommen werden. In diesen Arbeiten zeigt sich der echte Forscher, etwas nüchtern zwar, aber um so zuverlässiger.

Von den größeren Werken Müller’s kommt zunächst „Siegburg und der Siegkreis“ in Betracht. Der Untertitel ist bezeichnend; er lautet: „Seine Sagen und seine Geschichte von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart“. 2 Bde. Siegburg 1859/60. Zum ersten Bande hat der Verfasser einen werthvollen Urkundenanhang gegeben. Die allgemeine Geschichte, besonders des Bergischen, ist stark in die Darstellung verwoben. Besonders werthvoll sind die speciellen Nachrichten über einzelne Ortschaften, Burgen, Familien u. s. w., [495] welchem Forschungsgebiet der Verfasser bis zu seinem Lebensende treu blieb. Dieses umfassendste Werk, welches von M. im Druck erschienen ist, ist heute längst überholt, theilweise durch des Verfassers eigene Arbeiten, vor allen Dingen aber durch die Thätigkeit der verschiedenen historischen Vereine (Bergischer Geschichtsverein in Elberfeld, Historischer Verein für den Niederrhein in Köln) und einzelner Forscher (Heinekamp, Geschichte von Siegburg) u. s. w. Ferner gab M. heraus: „Anno II., der Heilige, Erzbischof von Köln und dreimaliger Reichsverweser von Deutschland 1056–1075“, ein Werk, das auch heute noch Beachtung verdient. Auch hier dürfen neuere Arbeiten nicht außer Acht gelassen werden. Ferner müssen genannt werden: „Beiträge zur Geschichte des Herzogthums Jülich“, 2. Bd., Bochum 1868; „Beiträge zur Geschichte der Cistercienserabtei Altenberg“, Bensberg 1882, mit einem Anhang ungedruckter Urkunden; „Das Marterthum der thebäischen Jungfrauen in Köln“, Köln 1896; „Beiträge zur Geschichte der Herrschaft Sayn-Hachenburg und Sayn-Altenkirchen sowie Geschichte des Klosters Marienthal“. Wissen (o. J.). Die handschriftliche Sammlung Müller’s mit vielen Originalurkunden und umfangreichen Collectaneen ging in den Besitz des Herrn Fabrikanten Eugen Becker in Bialystock (Rußland) über, welcher einen Theil dieses werthvollen Materials dem königl. Staatsarchiv in Düsseldorf überwies.