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ADB:Müller, Andreas (Kirchenmaler)

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Artikel „Müller, Andreas (Historienmaler)“ von Eduard Daelen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 495–496, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BCller,_Andreas_(Kirchenmaler)&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:07 Uhr UTC)
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Müller: Andreas M., Historienmaler, ebenso wie sein jüngerer Bruder Karl, eine Hauptstütze der kirchlichen Malerei, wurde am 19. Februar 1811 als Sohn des Hofmalers Franz Hubert M. in Hessen-Kassel geboren. Seine Jugenderziehung erhielt er auf dem Gymnasium in Darmstadt, wo sein Vater 1871 als Galeriedirector fungirte. Die ersten Studien in der Kunst machte er unter der Leitung seines Vaters, dem er zugleich bei seinen Arbeiten eine hülfreiche Hand leisten konnte. Nach vier solcher Lehrjahre bezog er 1833 die Akademie in München, um sich hier unter der bewährten Leitung von Julius Schnorr v. Carolsfeld und Peter v. Cornelius weiter auszubilden. Da es ihn aber trieb, der Oelmalerei eine größere Aufmerksamkeit zu widmen, so siedelte er schon im nächsten Jahre nach Düsseldorf über, dessen Akademie unter Schadow’s Directorium in malerischer Beziehung seit einigen Jahren einen bedeutenden Ruf erworben hatte. Unter seinem Lehrer C. Sohn wandte er sich zunächst dem romantischen Genre zu, und sein erstes Oelbild war dementsprechend „Der Knab vom Berg“ nach dem Uhland’schen Gedicht. Durch den Umgang mit Ernst Deger beeinflußt, kehrte er aber bald zur religiösen Malerei zurück, der schon seine ersten Arbeiten in München gewidmet waren. Sein nächstes Bild „Drei singende Engel“ (1836) wurde von dem Herzog von Cambridge in Hannover angekauft. Das dritte Bild „Ein lesender Mönch in einem Klosterhofe“ kaufte der Kunstverein für Rheinland und Westfalen (1837). Durch diese Erfolge wurde es ihm ermöglicht, schon im Herbst 1837 eine Reise nach Italien anzutreten, wo er bis zum Frühjahre 1840 verweilte und diese Zeit in redlicher Pflichterfüllung zum Studium ausnutzte. Inzwischen hatte er vom Grafen von Fürstenberg-Stammheim den Auftrag erhalten, gemeinschaftlich mit Deger, Ittenbach und seinem Bruder Karl die St. Apollinariskirche bei Remagen auszumalen. Die Arbeit wurde im J. 1843 in Angriff genommen und 1851 vollendet. Wigmann zählt diese Gemälde „mit zu den erhabensten und vollendetsten, die auf dem Gebiete der kirchlichen Kunst seit Jahrhunderten entstanden sind“. Andreas war dabei die Aufgabe zugefallen, auf vier großen Wandflächen das Leben des heiligen Apollinaris darzustellen. Ferner schuf er dort eine Reihe von Bildern der Familienheiligen [496] des Fürstenbergischen Hauses, sowie über der Orgelbühne die idealen Gestalten der heiligen Cäcilia und des königlichen Sängers David.

Im J. 1855 wurde Andreas als Professor der Düsseldorfer Kunstakademie, nach der Pensionirung des Professors Mosler zum Zeichenlehrer der Elementarclasse, zum Conservator der Kunstsammlungen und zum Lehrer der Kunstgeschichte ernannt, welchen Aemtern er mit außerordentlicher Gewissenhaftigkeit oblag. Bei dem großen Brande der Akademie in der Nacht vom 19.–20. März 1872 wurden mehrere seiner Arbeiten, namentlich ein fast vollendetes Altarbild und viele Mappen mit werthvollen Studien ein Raub der Flammen. Der unermüdliche Künstler malte das Altarbild, einen heiligen Josef, nach dem Brande zum zweiten Male und wurde 1877 damit fertig. Ein anderes Altarbild, die Mutter Gottes und Heilige darstellend, wurde für die Pfarrkirche in Lank im Auftrage der Gräfin Czerklaes gemalt. Ferner entstanden: 1867 eine lebensgroße heilige „Barbara“, im Auftrage des Fürstbischofs Dr. Förster von Breslau gemalt, dann zwei Altarbilder für die Kirche in Zyfflich an der holländischen Grenze, das Rosenkranz- und das Josefbild. Im Auftrage des Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg malte er das Reliquiarium, welches in Kreuzform das Leiden Christi darstellt und das, später in größerem Maaßstabe ausgeführt, jetzt im Besitz der Nationalgalerie zu Berlin sich befindet.

Einen großen Theil seiner Tätigkeit widmete er dem Unterricht an der Akademie und den Kunstsammlungen. Auf dem letzteren Gebiete beschäftigte er sich auch litterarisch und verfaßte die im J. 1860 erschienene Schrift: „Ein Kupferstich von Rafael in der Sammlung der kgl. Kunstakademie zu Düsseldorf, beschrieben von dem Conservator dieser Sammlung, Andreas Müller, Historienmaler und kgl. Professor. Düsseldorf, Buddäus 1860“. In den 60 er Jahren beauftragte ihn der Fürst Karl Anton von Hohenzollern mit der decorativen Ausschmückung des Kunstsaales des fürstlichen Schlosses zu Sigmaringen. Für den Fürsten Adolf von Schaumburg-Lippe führte er die Restauration der vielen werthvollen alten Bilder aus. Seine Geschicklichkeit auf diesem Felde bekundete er namentlich durch die wohlgelungene Wiederherstellung des berühmten Bildes von Rubens: „Mariä Himmelfahrt“, des einzigen bedeutungsvollen Bildes, das Düsseldorf als Rest seiner einstigen großen Galerie erhalten blieb. Die Restauration der Schloßcapelle in Bückeburg konnte M. nicht mehr ganz vollenden. Im J. 1881 traf ihn ein Schlaganfall, der ihn bis zu seinem Tode der freien Bewegung seiner Glieder und der Sprache beraubte. Er starb am 29. März 1890.