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ADB:Müller, Karl Friedrich Johann von

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Artikel „Müller, Karl Friedrich Johann von“ von August Wintterlin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 647–648, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BCller,_Karl_Friedrich_Johann_von&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 14:58 Uhr UTC)
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Müller: Karl Friedrich Johann von M., Maler, geb. den 2. Oct. 1813 in Stuttgart, † am 27. April 1881 zu Frankfurt a./M., war der Sohn des Kupferstechers Joh. Friedr. Wilh. M. (s. S. 617). Nach dem Tode des Vaters im J. 1816 ging die Mutter mit ihm und einem Schwesterchen von Dresden wieder nach Stuttgart zurück und wurde mit den Kindern von dem alten Johann Gotthard M. in sein Haus aufgenommen. Im J. 1822 verheirathete sie sich wieder mit dem Stuttgarter Stadtpfarrer Nath. Köstlin, starb aber schon 1823. Der junge M. war inzwischen von dem Großvater einem Präceptor (Lehrer der Lateinschule) in dem Städtchen Nürtingen ins Haus gegeben worden, wie es scheint, um ihn den Anregungen zur Kunst zu entziehen, welche er in des Großvaters Hause und bei dem Großoheim Dannecker allerdings reichlich fand. Das Schicksal des Sohnes hatte den sorglichen Greis so erschreckt, daß er den Enkel vor einer Künstlerlaufbahn bewahren wollte. Später – wohl nach der Wiederverheirathung der Mutter(?) – kam Karl in das elterliche Haus und fand an seinem Stiefvater einen liebevollen Erzieher; zuletzt nahm ihn der Großvater wieder auf und gab ihm in den Freistunden des Gymnasiums Zeichenunterricht, wie schon vorher Dannecker gethan hatte. Man ließ nun seine Neigung zum Künstlerberufe gewähren und ihm auch Unterricht in der Malerei durch den Professor der Kunstschule Joh. Friedr. Dieterich (vgl. Bd. V, S. 156) geben. Nach dem Tode des Großvaters (1830) ging M. nach München (1831), um in der Akademie unter Cornelius eine regelmäßige Malerschule durchzumachen. Er hielt aber dort nicht die volle Zeit aus, sondern kam noch einmal auf die Stuttgarter Kunstschule zurück, um sich sodann im J. 1833 nach Paris zu wenden. Dort trat er bei Ingres als Schüler ein und malte unter dessen Leitung einen „Herkules am Scheidewege“ und die „Abschiedsscene von Romeo und Julia“, ein mit vielem Beifall in Paris aufgenommenes und später öfter von ihm wiederholtes Bild (ein Exempl. besitzt die Stuttgarter Staats-Gallerie). Als Ingres im J. 1837 Director der französischen Akademie in Rom geworden war, folgte ihm M. dorthin und hielt sich elf Jahre lang in Rom auf. Er malte dort seine besten Werke, zwei Oelgemälde mit lebensgroßen Figuren, „das Octoberfest in der Villa Borghese in Rom“ (1848, gestochen von Martinet und unter dem Namen Il Saltarello von dem Pariser Kunsthändler Goupil verbreitet) und als Seitenstück „der römische Carneval“ (1850), beide im Besitze des König Karl von Württemberg (in der k. Villa bei Berg). Als er die Bilder nach Stuttgart brachte, blieb er eine Zeit lang dort, lebte dann zwei Jahre in Frankfurt und kehrte von da nach Paris zurück, welches er fortan als seine eigentliche Heimath ansah. Im Vereine mit der feingebildeten Gattin Emma geb. Stumm von Neunkirchen, welche er im J. 1855 heimführte, benützte er die glückliche Sicherheit seiner äußeren Verhältnisse dazu, um in Paris ein Haus zu machen, dessen liebenswürdige Gastlichkeit auch bei vielen deutschen Landsleuten in dankbarer Erinnerung steht. Die Stoffe zu seinen Bildern wählte er sich leider nicht mehr aus dem Gebiete des modernen Lebens, das sich ihm einst so dankbar gezeigt hatte, sondern meist aus der Mythologie, welcher er bei aller Eleganz der Technik doch keine originelle Seite abzugewinnen wußte, weder in [648] der Auffassung noch in der malerischen Behandlung. (Ein „Urtheil des Paris“ besitzt die Stuttgarter Staats-Gallerie; eine „Schlafende Bacchantin“ haben wir dort vor Jahren im Privatbesitz gesehen.) Dagegen trat in diesen Bildern allen, sowie in den anderen Zweigen der Malerei, die er pflegte, z. B. in seinen vielen Studien-Köpfen (für Goupil in Paris gezeichnet und in Lithographie verbreitet), seinen Oel-Porträts und namentlich in den Porträt- und Landschafts-Skizzen, welche er zahlreich zu zeichnen und theilweise mit Wasserfarben zu coloriren liebte, das künstlerische Erbtheil des Vaters und Großvaters, ein außerordentliches Zeichentalent, unverkennbar zu Tage. Im J. 1867 vertauschte er Paris mit Frankfurt a./M. als bleibendem Wohnsitz und das J. 1870 schnitt auch für ihn, den die Franzosen lange Zeit als einen der Ihrigen gelten ließen, den Zusammenhang mit Paris fast in allen Fäden durch. Seine Anhänglichkeit an die schwäbische Heimath hat M. damit bewährt, daß er auf den 6. März 1877 die in seinem Besitze befindlichen Handzeichnungen seines Vaters und Großvaters, 19 Nummern, dem k. Kupferstich-Kabinet in Stuttgart zum Geschenke machte, wo sie seit 1881 in einem besonderen Zimmer ausgestellt sind. M. wurde aus dieser Veranlassung unterm 12. Juli 1877 in den erblichen Adelstand erhoben. Aus Dankbarkeit stiftete er in die im J. 1878 zusammengestellte Gemälde-Gallerie auf dem königl. Schlosse Rosenstein bei Stuttgart sein letztes Oelgemälde „Faust und Helena“.

Vgl. außer den Künstlerlex. Hackländer, Der Roman meines Lebens. Bd. 1, bes. S. 243–44; d. Nekrolog von M. Blanckarts in der Schwäb. Kronik, Jahrg. 1881, S. 857 u. wenig verändert im Beibl. z. Zeitschrift f. bild. Kunst XVI (1881), S. 534; Meyer, Gesch. d. mod. franz. Malerei, S. 541; Deutsches Kunstblatt, Jahrg. 1851 ff. (im Reg. unter: Karl M. Paris).