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ADB:Münter, Friedrich

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Artikel „Münter, Friedrich“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 35–37, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BCnter,_Friedrich&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 09:29 Uhr UTC)
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Münter: Friedrich Christian Karl Heinrich M., gelehrter Theolog und hochgestellter Kirchenbeamter. Er war geboren in Gotha am 14. Oct. 1761 als Sohn des damaligen dortigen Hofdiaconus Balthasar Münter, nachherigen Hauptpredigers an der deutschen Petrikirche in Kopenhagen (s. o.). Mit den Eltern siedelte er als vierjähriger Knabe nach Kopenhagen über, ward dort zunächst von deutschen Privatlehrern und vom Vater unterrichtet. Neben den vorbereitenden classischen Studien trieb er Mathematik und Naturwissenschaften in weiterem Umfange, auch übte er sich, unter Anleitung des bekannten Kupferstechers Preisler, im Radiren, und nach seinem Tode sind noch einige von ihm in der Zeit radirte Platten gedruckt herausgegeben. 1778 unterwarf er sich dem sogenannten examen artium an der Universität, das er mit Auszeichnung bestand, 1780 bestand er die philosophische und 1781 die theologische Prüfung, beide mit dem ersten Charakter laudabilis. Als Student übersetzte er des dänischen Dichters Ewald Tragödie Balders Tod ins Deutsche 1780, 2. Aufl. 1785, und mehreres Andere. Von Kopenhagen ging er auf die Universität Göttingen und setzte dort noch zwei Jahre lang seine Studien fort. Er hörte hier Heyne, Koppe, Walch, Böhme, auch Spittler und las Diplome mit Gatterer. 1783 kehrte er heim ins Elternhaus, trat aber im folgenden Jahre wieder mit königlicher Unterstützung eine Reise ins Ausland an, brachte zwei Jahre in Italien und Sicilien zu, hatte in Rom Zugang zu dem Hause des Cardinals Borgia; promovirte 1784 auf der nachher eingegangenen Universität Fulda zum Dr. philosoph. und kehrte dann durch die Lombardei, Schweiz und Deutschland nach Kopenhagen zurück. Während dieser Zeit erschien von ihm „Die Offenbarung Johannis metrisch ins Deutsche übersetzt“ 1784, 2. Aufl. 1806 und in dänischer Sprache „Ueber den Fortschritt der Hierarchie unter Papst Innocenz III.“ Zurückgekehrt veröffentlichte er seine „Nachrichten über beide Sicilien“, 2 Bde. 1788, die ins Deutsche, Holländische, Italienische und Schwedische übersetzt worden sind. Daneben arbeitete er wissenschaftlich eifrigst fort. Es erschien von ihm „Specimen versionis Danielis Copticarum“. 1786. „Authentische Nachr. von den Ritter- und Brüdereingeweihten aus Asien“, 1786. „Fragmenta Patrum Graecorum fasc. I.“ 1788. „Comm. de indole versionis N. T. Sahidicae“. 1789. Im October 1788 ward er dann zum professor extraord. der Theologie an der Kopenhagener Universität ernannt und erlangte dort 1790 den Doctorgrad in der Theologie. Diss. inaug.: „De aetate versionum N. T. copticarum“. (Vom Verfasser deutsch in Eichhorns’s Bibliothek d. bibl. Litt. IV, 1 ff.). Er war von nun an fleißiger Docent und Schriftsteller und stieg zugleich von einer Ehre zur andern, 1798 ward er Mitglied der königlichen Akademie der Wissenschaften sowie der Commissionen für die Universitätsbibliothek, der besseren Einrichtung der dänischen Schulen, der wechselseitigen Schuleinrichtung, der liturgischen Commission, des Missionscollegiums, der Commission für Alterthümer u. s. w. Es erschienen in dieser Periode von ihm u. A.: „Versuch über die kirchlichen Alterthümer der Gnostiker“, 1790, 2. Aufl. 1791. „Magazin für Kirchengeschichte und Kirchenrecht des Nordens“, 2 Thle. 1792 ff. „Vermischte Beiträge zur Kirchengeschichte“, 1798. „Handbuch der älteren christlichen Dogmengeschichte“, 1801, 2 Bde., dänisch, 1804 deutsch. Ferner [36] „Statutenbuch des Ordens der Tempelherren“, 1794. „Parallelismen der Geschichte“, 1806. „Die Belagenmg von Kopenhagen im Sommer 1807“, 1807, auch ins Dänische und Italienische übersetzt. – Am 1. April wurde er zum Bischof des Stiftes Seeland ernannt und begann nun seine praktische kirchliche Wirksamkeit, setzte aber dabei seine litterarische Thätigkeit fort bis an sein Ende. 28. Juni 1808 ward er ernannt zum Ordensbischof und Mitglied des Kapitels der Ritterorden, nachdem er vorher an der Commission zur Erweiterung des Danebrogordens Theil genommen, im August ward er Ritter vom Danebrog und Danebrogsmann, 1809 Mitdirector des Königlichen Pastoralseminars zur praktischen Ausbildung der theologischen Candidaten, veranlaßte 1812 die Errichtung einer Stiftsbibliothek für die seeländische Geistlichkeit, ward im selben Jahr Commandeur vom Danebrog, nahm Theil an der Stiftung der dänischen Bibelgesellschaft 1814 und ward 1815 Vicepräsident derselben, verrichtete die Salbung bei dem Krönungsfest König Friedrichs VI., trat in die Commission zur Ausarbeitung einer neuen dänischen Uebersetzung des Neuen Testaments; 1817 Großkreuz des Danebrogordens, war zugleich Mitglied vieler gelehrten Gesellschaften, † am 9. April 1830. Als Kanzelredner hat er im Allgemeinen sich keinen besonderen Ruf erworben, dagegen galten seine Casualreden in der Regel als treffend. Als Bischof übte er für Kirche und Schule eine umfassende Wirksamkeit. Seine Detailkenntniß der Verhältnisse wurde bewundert und galt er als besonders tüchtiger Geschäftsmann. Seine gelehrten Studien setzte er eifrigst fort und ist ein fruchtbarer Schriftsteller gewesen. Die meisten seiner Schriften sind in deutscher oder lateinischer Sprache abgefaßt. Wir nennen noch: „Erklärung einer griechischen Inschrift, welche auf die samothracischen Mysterien Bezug hat“, 1810. „De schola Antiochena“, 1811 (deutsch in Stäudlin und Tzschirner’s Archiv der Kirchengesch. I, 1). „Odae gnost. Salomoni tributae“, 1812. „Observationum sacrarum ex marmoribus maxime Graec. specimen“, 1814. „Antiquarische Abhandlungen“, 1816. „Religion der Karthager“, 1816, 2. Aufl. 1821 mit Anhängen: „Sendschreiben an Creuzer über Sardische Idole, Der Tempel der himmlischen Göttin zu Paphos, Religion der Babylonier“. „Velia in Lucanien“, 1818. „Symbola veteris eccl. artis operibus expressa“, 1819. „Der jüdische Krieg unter Trojan und Hadrian“, 1821. „Narratio de Lucio primo episcopo roman.“, 1823. „De rebus Ituraeorum“, 1821. „Sinnbilder und Kunstvorstellungen der alten Christen“, 1825. „Symbolae ad interpretationem evang. Joannis ex marmoribus expr.“, 1826. „J. F. Materni de errore profanarum religionum liber edidit M.“, 1827. „Die Christin im heidnischen Hause“, 1828. „Primordia eccl. Africanae“, 1829. „Der Stern der Weisen. Untersuchungen über das Geburtsjahr Christi“, 1827. – 1794 erschien von ihm die Biographie seines Vaters in dänischer Sprache. Viele Beiträge lieferte er zu den Zeitschriften von Henke, Eichhorn, Stäudlin und Tzschirner, sowie zu den Schriften der Gesellschaft der Wissenschaften. Auch in den Studien und Kritiken 1833 sind nach seinem Tode mitgetheilt die Abhandlungen „Die altbritische Kirche“, Heft 1 und „Ueber den Ursprung und die Identität des Bischof- und Presbyteramtes“, Heft 3. Als Bischof verfaßte er zum Reformationsjubelfest 1817 eine „Epistola Encyclica“ (deutsch v. A. Neuber). Für die Kirchengeschichte Dänemarks hat er besonders viel geleistet. Schon 1802 erschien in dänischer Sprache „Die Reformationshistorie Dänemarks“, 2 Bde. Hernach in deutscher Sprache „Kirchengeschichte Dänemarks“, 1823–33 in 3 Bänden.

Dansk Conversationslex. Bd. XXI. (nach seinen eigenen Angaben). J. P. Mynster, Fr. Münter, Bischof von Seeland. Eine biogr. Skizze in Studien u. Kritiken, 1833, I, 813 ff. Nyeste blandede Skrifter III, 167 ff. [37] Erslev, Forfatterlex. II, 362. Supplement II, 470. Helvig, D. danske Kirkehist. II, 260 ff. Herzog, Realencyclopädie (von Pelt), 2. Aufl. X, 363.