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ADB:Marienburg, Lukas Josef

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Artikel „Marienburg, Lukas Joseph“ von Georg Daniel Teutsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 380–381, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marienburg,_Lukas_Josef&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:14 Uhr UTC)
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Marienburg: Lukas Joseph M., Schulmann, Geograph und Historiker, in Kronstadt im Siebenbürger Sachsenland am 4. Juli 1770 geboren, besuchte, nachdem er das Gymnasium seiner Vaterstadt absolvirt, vom October 1789 an bis 1791 die Universität Jena, wo er unter Anderem Griesbach, Döderlein, Adelung hörte. Vom November 1791 als Lehrer am Kronstädter Gymnasium angestellt, erhielt er 1801 das Rectorat der Anstalt, die er ein Jahrzehnt hindurch auf der Bahn rüstigen Fortschritts leitete. Durch eine neue Klasseneintheilung und eine neue, von ihm selbst verfaßte, viele Jahre im Gebrauch gebliebene Fibel sorgte er für Verbesserung des Elementarunterrichts. In der höchsten Klasse des Obergymnasiums erweiterte er, schon seit er erster Lector geworden (1800), den geschichtlichen Unterricht durch besondere siebenbürgische Geschichte; seine „Anweisung zum deutschen Styl“, ein Leitfaden für Lehrer und Lernende (Leipzig 2 Bändchen 1796 und Erfurt 2 Bändchen 1797) zeigte für diesen Gegenstand neue Wege, wie es dem Schüler Adelung’s ziemte. Auch auf anderen Gebieten sorgte er für bessere Lehrmittel, wie sie die damalige pädagogische Litteratur Deutschlands bot; Niemeyer’s Handbuch für die oberen Religionsklassen, Döring’s Anleitung zum Uebersetzen ins Lateinische wurden eingeführt; mit der Anschaffung von physikalischen Apparaten wurde ein Anfang gemacht, wie denn M. lebhaft mit dem Plane umging, Naturgeschichte und Naturlehre unter die ordentlichen Lehrgegenstände des Gymnasiums aufzunehmen. Der Versuch, ein für sich bestehendes Landschullehrerseminar neben dem Gymnasium zu begründen, scheiterte in der Folge an der Gelddevalvation des Jahres 1811. – Im Juni 1810 wurde M. zum Pfarrer von Rothbach gewählt; später (Juli 1813) berief ihn die Gemeinde Marienburg in ihr Pfarramt; hier legte er, in Folge von wiederholten Schlagflüssen an Geist und Körper gelähmt, selbst Hand an sein Leben (8. August 1821). Seine litterarische Thätigkeit ist namentlich auf dem Gebiet der siebenbürgischen Geschichte und Geographie nicht erfolglos geblieben. Seine „Kleine siebenbürgische Geschichte“ (Pest 1806) legt namentlich auch im „historisch-kritischen Apparat“ von dem neuen erfreulichen Aufschwung dieser Studien Zeugniß ab. Einige kleinere Mittheilungen von ihm in der Siebenbürgischen [381] Quartalschrift und in den Provinzialblättern sind auch heute nicht werthlos durch die darin enthaltenen urkundlichen Stücke. Er dachte sogar an ein diplomatisch genaues Urkundenbuch für das Burzenland; eine sehr inhaltreiche Sammlung von Urkunden und anderen Geschichtsquellen, die er in 32 Handschriftenbänden zusammengestellt, befindet sich im ungarischen Nationalmuseum in Pest. Als Lehrer am Kronstädter Gymnasium hatte M. auch Unterricht in vaterländischer Geographie zu ertheilen; gerade auf diesem Feld trat ihm der Mangel eines entsprechenden Handbuchs überaus fühlbar entgegen. Mit vieljähriger Mühe sammelnd versuchte er diese Lücke der Wissenschaft auszufüllen; im J. 1813 (Hermannstadt bei M. Hochmeister) erschien seine „Geographie des Großfürstenthums Siebenbürgen“ in zwei Bänden, deren erster die allgemeine Geographie, der zweite die Geographie und Topographie des Landes enthielt. Es ist ein den Anforderungen an die Wissenschaft, wie sie damals gestellt werden konnten, ganz entsprechendes Werk und hat durch einige urkundliche Beigaben noch erhöhteren Werth erhalten; heute noch kehrt der Forscher in vielen Fällen zu ihm zurück. Um seiner wissenschaftlichen Verdienste willen ernannte die herzoglich mineralogische Gesellschaft zu Jena M. am 9. December 1804 zum Mitglied und am 8. Mai 1805 zum auswärtigen Beisitzer. Beide Diplome tragen die Unterschrift des Präsidenten Goethe.

Joseph Dück, Geschichte des Kronstädter Gymnasiums. Kronstadt 1845, S. 104. Trausch, Schriftstellerlexikon der Siebenbürger Deutschen. Kronstadt 1870, II, 387.