Zum Inhalt springen

ADB:Marstaller, Martin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Marstaller, Martin“ von Gottfried von Bülow in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 446–447, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marstaller,_Martin&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 21:50 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Marsow, Hermann
Nächster>>>
Martena, Duco von
Band 20 (1884), S. 446–447 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Martin Marstaller in der Wikipedia
Martin Marstaller in Wikidata
GND-Nummer 121568415
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|20|446|447|Marstaller, Martin|Gottfried von Bülow|ADB:Marstaller, Martin}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=121568415}}    

Marstaller: Martin M., geb. am 31. Januar 1561, † am 1. (2.?) Juli 1615 in Stettin, Dr. juris, comes palatinus, Rath des Herzogs Bogislav XIII. von Pommern und Erzieher von dessen Söhnen. Da Woken als Geburtsort Braunschweig angibt, so dürfte ein der Religion wegen aus dem Breisgau zu Luther nach Wittenberg geflohener Arzt Gervasius M., der später nach Braunschweig ging und dort 1578 starb, der Vater jener drei Marstaller, Gervasius, Protasius und unseres Martin sein, welche aus der Correspondenz des Herzogs Philipp II. von Pommern als Brüder bekannt sind. Gervasius M. der Jüngere war herzoglicher Leibarzt in Stettin und mit Emerentia Schütz vermählt; er hatte eine Tochter Clara, die sich später mit Johann Gladow verheirathete. Von Protasius M. hat man wenig Nachricht. Ein Wilhelm M., Dr. Juris und herzoglicher Rath, † am 23. September 1615 in Stettin, dürfte auch hierher gehören. Herzog Bogislav XIII. ließ auf seiner kleinen Apanage Barth neben anderen Regententugenden auch die Pflege der Wissenschaften sich angelegen sein und indem er am 19. August 1585 M. zum Lehrer seiner Söhne annahm, sorgte er dafür, daß auch sie eine tüchtige wissenschaftliche Bildung erhielten. Namentlich den damals zwölfjährigen Prinzen Philipp, den Erstgebornen, wußte M. schon früh auf Gebiete des Forschens aufmerksam zu machen, die in solchem Alter meist unbeachtet bleiben. Seltene gelehrte Werke, Münzen, Bilder, Sculpturen etc. sind es, wofür dieser kunstliebendste unter den pommerschen Fürsten sich interessirte, um derentwillen er schon damals in weitläufigen Briefwechsel sich einließ. Wie an der Liebe zu seinem Lehrer, so hat er auch an diesen Neigungen sein Lebelang festgehalten. Die fürstliche Buchdruckerei, welche der sonst sparsame Herzog Bogislav XIII. mit größter Munificenz in Barth eingerichtet hatte – das erste daselbst gedruckte Werk datirt von 1582 – bot M. vielfach Gelegenheit zu wissenschaftlicher Thätigkeit, seine meisten Werke sind in Barth gedruckt. Da die typographisch meist sehr schönen Produkte des Instituts vorzugsweise zu Geschenken benutzt wurden und kaum in den Handel kamen, so sind sie sehr selten geworden. Als der Herzog 1603 die Regierung des Herzogthums Stettin übernahm, belohnte er Marstaller’s treue Dienste, indem er ihm die Verwaltung des Amtes Lauenburg übertrug, doch blieb derselbe in der Umgebung des Herzogs als Kammerrath, wurde bei wichtigen, namentlich bei „lateinischen“ Expeditionen viel gebraucht und hatte schon jetzt als litterarisch vielseitiger Mann die herzogliche Bibliothek unter sich, für die später Herzog Philipp auf dem Münzhofe des Schlosses zu Stettin ein eigenes Gebäude errichtete. Herzog Philipps Reisebegleiter war M. außerdem schon in früheren Jahren gewesen. Seine Besoldung betrug 200 Thaler mit 30 Gulden Hausmiethe und den üblichen Naturallieferungen. Zu einer Stiftsstelle an St. Marien kam 1611 noch die Anwartschaft auf vier Kalandshufen in Garz a. O. Dieselbe Stellung verblieb ihm [447] beim Regierungsantritt seines Schülers Herzog Philipp. Von Marstaller’s Familienverhältnissen ist wenig bekannt: er war vermählt mit Margaretha Grabow, Wittwe des Heinrich Fürst, ein Sohn Martin starb ihm 1608 in jungen Jahren. Ob eine 1629 mit Friedrich v. Hülsen in Stettin vermählte Dorothea Elisabeth M. seine Tochter gewesen ist, hat nicht festgestellt werden können.

Woken, Collectio nominum plus quam C.Oelrichs, Hist.-dipl. Beiträge z. Gesch. d. Gelahrtheit in Pommern. – Oelrichs, Nachr. v. d. fürstl. Buchdruckerei zu Barth. – Mohnike, Die Geschichte der Buchdruckerkunst in Pommern.