Zum Inhalt springen

ADB:Martini, Cyriacus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Martini, Cyriacus“ von Karl Alfred von Hase in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 501–503, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Martini,_Cyriacus&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 05:47 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Martini, Cornelius
Band 20 (1884), S. 501–503 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Dezember 2019, suchen)
Cyriacus Martini in Wikidata
GND-Nummer 128873779
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|20|501|503|Martini, Cyriacus|Karl Alfred von Hase|ADB:Martini, Cyriacus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=128873779}}    

Martini: Cyriacus M., Prediger und theologischer Schriftsteller zu Elbing, geboren am 28. Juli 1633 zu Reval unter schwedischer Herrschaft. Sein Vater, Schwede von Geburt, war Aeltester des Schneidergewerkes, die Mutter Tochter eines Buchhändlers Georg Puser zu Magdeburg. Seiner Erziehung nahm sich besonders an sein Pathe, der Rector des Gymnasiums Mag. Vulpius, der den befähigten Knaben in sein Haus nahm. Mit 17 Jahren bezog M. die Akademie zu Dorpat, wo er sich mit den alten Sprachen beschäftigte. Im nächsten Jahre[WS 1] machte er im Gefolge des schwedischen Gesandten eine Reise nach Moskau, später nach Stockholm und Upsala, von hier nach Greifswald und Leipzig. Im Jahre 1653 kam er nach Königsberg zur Zeit der großen Pest; in Lebensgefahr erwählte er Gott zur Ehren und seiner lieben Frau Mutter herzlichem Verlangen zu genügen das Studium der Theologie. Bereits im folgenden Jahre disputirte er öffentlich „De utilitate et necessitate [502] philosophiae ad theologiam“ und „De affectibus praecipuis eorumque cura“ zur Erlangung der Magisterwürde. Zu den Königsberger Professoren trat er in ein näheres, zum Theil dauerndes Verhältniß, insbesondere zu dem Dichter Simon Dach. In Folge der Kriegsunruhen in Lievland mittellos, wendete er sich an den schwedischen Reichskanzler Graf Erich Oxenstierna, welcher ihm eine Stelle als Secretär in der Reichskanzlei anbot, die er nothgedrängt annahm. In dieser Stellung hielt er in Polen, als der Feldprediger gefangen worden war, vor einem schwedischen Regiment eine Predigt, in Folge deren er von dem Kanzler zu dessen deutschem Hof- und Feldprediger beim Leibregiment ernannt wurde. Die Ordination erfolgte zu Königsberg am 11. Juli 1656. Wenige Monate später, nach dem Tode des Kanzlers, wurde er von dessen Bruder, dem culmischen Gouverneur Benedict Oxenstierna zum Hofprediger berufen. Aber bereits im April 1657 nahm er einen Ruf als Pfarrer der Kirche zum heil. Leichnam in Elbing an. Im September desselben Jahres hat er mit den andern Predigern Elbings ein Glaubensbekenntniß gegen den Synkretismus unterschrieben. Drei Jahre noch dauerten die Unruhen des schwedischen Krieges, durch Verwilderung und Seuchen eine schwere Zeit für die Gemeinde, deren eifriger Seelsorger M. war und von der er, wie seine Grabrede rühmt, damals manche Noth abwandte. Nach einer fast zwanzigjährigen Wirksamkeit in dieser Gemeinde berief ihn der Magistrat 1676 in die reicher dotirte Pfarrstelle von St. Marien. In Stockholm gedachte man ihn zum Bischofe der Insel Oesel zu wählen. Auch von einer Berufung in seine Vaterstadt Reval war die Rede. Ehe es dazu kam, hatte der Tod am 9. Januar 1682 ihn im Alter von 49 Jahren hinweggenommen. Lebenslauf und Parentation für sein am 15. Januar erfolgtes Begräbniß hat er selbst verfaßt mit dem erwählten Leichentext Offenb. Joh. 3, 5. – M. war zweimal verheirathet: 1657 mit Sabina Holst, der Tochter des Seniors der Elbinger Geistlichkeit und nach deren 1666 erfolgtem Tode mit der Wittwe des Gerichtsherrn Krüger in Elbing. Aus beiden Ehen wurden ihm 11 Kinder geboren, unter ihnen Zwillingsbrüder, welche beide Geistliche geworden sind. – Bei seinen Predigten war ihm Grundsatz das Wort Augustin’s: „non subtiliter sed utiliter, non eloquenter sed evidenter“. Die Wahrheit sagte er frei heraus. Nach der Sitte der Zeit sind klassische Citate häufig; durch die gelehrte schwerfällige Disposition fühlt man ein warmes Herz. Er hat das Lied gedichtet, das im Elbinger Gesangbuch steht: „Brich hindurch betrübte Seele“; auch in dichterischer Form das „Trostgespräch einer betrübten Seele mit ihrem Heiland.“ – Die Zahl seiner Druckschriften beträgt 21, darunter einzelne Predigten und Parentationen. Umfangreichere Schriften sind: „Der Reisenden Lehr-, Gebet-, Trost- und Zeitbuch für Reisende zu Wasser und zu Lande“, Jena 1665; „Der exemplarische Joseph, 47 Predigten über die Geschichte Josephs des Erzvaters“, Jena 1676. Unter den Zeitgedichten sind zu erwähnen: „Einhellige, gottwohlgefällige Königswahl und Krönung König Michaels in Polen“, aus 2. Sam. 5, 1–3, und „Unverfälschte gottgefällige Staatsregeln christl. löbl. und gewissenhafter Regenten, eine Kürpredigt aus Sach. 8, 15–17“, Elbing 1679. – Ein Brief: „De succino prussico praecipue Elbingensi an. 1676 in beati D. Hartmanni subsidium“ findet sich im Gelehrt. Preussen. Continuation 2. Quart.; ein anderer wegen des Bernsteins und anderer gelehrter Sachen an den Rathsherrn Gottfried Zamehl in Act. Boruss. T. I. p. 4; ein kurzer Entwurf des synkretistischen Streits in Elbing an einen evangelischen Prediger in Lievland, in den Preuß. Lieferungen alter und neuer Urkunden, Leipzig 1754 p. 613 bis 627. – Die Elbinger Stadtbibliothek besitzt einen starken Quartanten M. S. enthaltend über 40 Predigten Martini’s unter dem Titel „Eröffneter biblischer Lustgarten“, zusammengestellt von den Söhnen Martini’s aus dessen Nachlaß; [503] dazu Vale et Ave, Ab- und Anzugspredigt. Ferner im M. S. eine Autobiographie, 6 Bl. Fol. sowie sein Bild.

Vgl. Elbingsches Lehrer-Gedächtniß, herausg. von Tolckemit, Danzig 1753; Gadebusch, liev. Bibl. II, p. 221; Hartknoch, Preuß. Kirchenhistorie, S. 1002; Jöcher III, p. 227.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Jahren