Zum Inhalt springen

ADB:Mayer, Karl (Mediziner)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Mayer, Karl“ von Nikolaus Rüdinger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 121–122, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mayer,_Karl_(Mediziner)&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 04:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Mayer, Joseph Gabriel
Band 21 (1885), S. 121–122 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
August Franz Josef Karl Mayer in der Wikipedia
August Franz Josef Karl Mayer in Wikidata
GND-Nummer 117542547
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|21|121|122|Mayer, Karl|Nikolaus Rüdinger|ADB:Mayer, Karl (Mediziner)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117542547}}    

Mayer: Franz Joseph Karl M., Professor der Anatomie zu Bonn, wurde am 2. November 1787 zu Schwäbisch-Gmünd in Württemberg geboren. Seine Eltern, dem Kaufmannsstande angehörig, ließen ihm den Unterricht des dortigen Gymnasiums zu Theil werden und er bestand 1801 das Maturitätsexamen, trat dann in München als Hauslehrer in die Familie des Grafen von Lerchenfeld, beendete seine Universitätsstudien in Tübingen und erlangte dort am 24. October 1812 den Doctorgrad. Ein Jahr später erhielt M. einen Ruf als Prosector an die Universität Bern und wurde schon 1815 dort zum Professor der Anatomie und Physiologie befördert. Nach einer vierjährigen Lehrthätigkeit in Bern kam eine Anfrage des preußischen Ministers v. Altenstein an M., ob er geneigt sei, an die Universität Bonn zu gehen, wo ihm, nachdem seine Ernennung am 21. Februar 1819 erfolgt war, die Pflicht auferlegt wurde, vorwiegend die Experimental-Physiologie zu fördern. Die noch in engen Grenzen befindlichen Disciplinen, wie Anatomie und Physiologie, welche in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts an allen deutschen Universitäten nur einen Vertreter hatten, absorbirten die Arbeitskraft Mayer’s nicht vollständig, sondern derselbe übte auch, wenn auch nicht in ausgedehntem Maße, die ärztliche Praxis aus, wozu er am 3. Februar 1820 approbirt wurde. An der Bonner Universität währte Mayer’s erfolgreiche Wirksamkeit bis 1856. Durch Auszeichnungen verschiedener Art geehrt, überließ er Max Schultze die Anatomie und Helmholtz die Physiologie. M. starb am 9. November 1865. In die Zeit der Thätigkeit Mayer’s in Bonn fällt die Studienperiode zwei seiner bedeutendsten Schüler: Johannes Müller und Th. Bischoff, die bei ihm Vorlesungen gehört und praktisch gearbeitet haben. Th. Bischoff klagt über den damaligen Geist der medicinischen Facultät in Bonn, indem er die dort herrschende naturphilosophische Richtung mit der schon in Heidelberg aufblühenden exacten, naturforschenden Methode Tiedemanns, Gmelins u. A. verglich. Daß Bischoff mit seinem Urtheil Recht hatte, geht auch aus Mayer’s litterarischer Thätigkeit hervor. Seine Forschungen waren in weitem Rahmen angelegt, sie dehnten sich auf vergleichende Anatomie, auf Physiologie und Anthropologie aus und waren alle von dem damals herrschenden speculativen Geist durchweht. In dem 142 Nummern betragenden Verzeichniß seiner kleineren und größeren Aufsätze und Schriften sind eine Anzahl enthalten, welche nüchterne exacte Beobachtungen einschließen. Aber neben den schlichten Arbeiten über das Nabelbläschen, die Flimmersubstanz, die Bursa pharyngea, die Ganglien des Nervus hypoglossus kommen gleichzeitig andere mit ganz weitgehenden Fragestellungen vor, wie jene über das Gesetz der Schwere, die Reflexbewegung ohne Rückenmark, die Dotterfurchung an der Blutsphäre u. dgl. [122] Arbeiten, welche Ergebnisse enthalten, die charakteristisch für den Naturforscher der damaligen Zeit sind. Die Naturvorgänge wurden allzuhäufig nur verwerthet, um für aprioristische philosophische Ideen scheinbare Unterlagen zu gewinnen. – M. war zweimal verheirathet. Seine erste Frau, eine Tochter von Fothergill, starb bald und dann lebte er 42 Jahre in glücklicher Ehe mit Marie geb. Warren v. Fitzroy. Von seinen drei Söhnen ist der eine zur Zeit Justizrath in Bonn.