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ADB:Medicus, Ludwig Wallrad

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Artikel „Medicus, Ludwig Wallrad“ von Carl Leisewitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 168–170, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Medicus,_Ludwig_Wallrad&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 06:44 Uhr UTC)
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Medicus: Dr. Ludwig Wallrad M., königlich baierischer Hofrath, ordentlicher öffentlicher Professor der Land- und Forstwirthschaft sowie der Technologie an der Ludwig-Maximilians-Universität zu Landshut resp. München, correspondirendes Mitglied der königlich baierischen Akademie der Wissenschaften und Mitglied anderer gelehrten Gesellschaften, † am 18. September 1850. Er wurde zu Mannheim den 8. August 1771 geboren und war der Sohn des Regierungsrathes und Directors des botanischen Gartens Dr. med. F. Casimir M. Nachdem er sich in seiner Vaterstadt eine höhere Schulbildung erworben hatte, bezog er die Universität Heidelberg, widmete sich dort während der Jahre 1789–1791 dem Studium der ökonomisch-politischen Wissenschaften und besuchte dann noch die damalige Handlungsakademie zu Hamburg. Schon in Heidelberg befaßte er sich auch recht eingehend mit mathematischen, mineralogischen und bergmännischen Studien, benutzte die Ferien zu Instructionsreisen in den pfälzischen Bergwerksbezirken wie im Gebiete des Harzes. Nach seiner Rückkehr von Hamburg wandte er sich sodann der Forstpraxis zu, welche er in den Jahren 1792 und 1793 theils in der Rheinpfalz unter Anleitung des Hofkammerrathes v. Kling, theils an württembergischen Forstämtern unter Forstrath v. Jäger zu erlernen suchte. Während der Zeit, welche er seiner forst- und bergmännischen Schulung widmete, ließ er sich auch keine Gelegenheit entgehen, mit der Landwirthschaft vertraut zu werden. Die erste Frucht dieser Bemühungen bildete eine Preisschrift über „Die Stallfütterung“, welche von der Patriotischen Gesellschaft in Nürnberg mit dem ersten Preise gekrönt wurde. Als er demnächst noch im J. 1794 eine Instructionsreise durch alle Cantons der Schweiz vollführt und deren Resultate in einer Schrift über „Die Alpenwirthschaft“ niedergelegt hatte, wurde er gegen Ende 1795 zum außerordentlichen Professor an der staatswirthschaftlichen hohen Schule zu Heidelberg durch den Kurfürsten Karl Theodor ernannt. Seine Lehraufgabe erstreckte sich auf Vorlesungen über Landwirthschaft und Cameralencyklopädie; außerdem wurde ihm bald noch die Erhebung zum kurpfälzischen Bergrathe zu Theil, in welcher Eigenschaft er auch Mitglied des kurfürstlichen Oberbergamtes in Mannheim wurde, ohne dadurch von seinem Lehramte entbunden zu werden. Von der Universität Heidelberg inzwischen zum Dr. philos. creirt, folgte er 1804 nach Auflösung der Kurpfalz einem Rufe an die Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg, wo er eine ordentliche Professur für Land- und [169] Forstwirthschaft sowie für Bergbaukunde an der staatswirthschaftlichen Section zu bekleiden hatte. Die politischen Wandlungen jener Zeit gönnten ihm hier nur kurze Frist zur befriedigenden Wirksamkeit unter dem Schutze des vaterländischen Regentenhauses, denn mit der schon 1805 erfolgten Abtretung des Fürstenthums Würzburg an den Großherzog von Toscana war auch die Universität an die Fremdherrschaft überantwortet worden. Aus der ihm damit bereiteten fatalen Situation erlöste ihn ein von der Ludwig-Maximilians-Universität zu Landshut erhaltener Ruf, welchen er 1806 mit der ihm eingeräumten Professur für Landwirthschaft, Bergbau- und Forstwissenschaft annahm. Dort fand er willkommene Gelegenheit, nicht nur als Docent und in verschiedenen akademischen Ehrenämtern zu wirken, sondern auch bei der Verwaltung der Universitätswaldungen seine forstlich technischen Kenntnisse im Interesse der Universität zu verwerthen. Seine Leistungen in den ersterwähnten Richtungen fanden ebenso ehrenvolle Anerkennung, wie auch seine Verdienste in letzterer Hinsicht vollauf gewürdigt wurden. Auf dem Gebiete der Litteratur hatte er seit 1802, wo seine „Anleitung zum forstwissenschaftlichen Studium“ als Forsthandbuch erschienen war, unter dem hemmenden Einfluß der kriegerischen Unruhen längere Zeit unthätig bleiben müssen; erst 1809 trat er wieder mit einem neuen Werke an die Oeffentlichkeit und dies war sein „Entwurf eines Systems der Landwirthschaft“, ein compendiarisch gehaltenes Lehr- und Hilfsbuch, für die Bedürfnisse des akademischen Studiums berechnet. Nachdem ihm im J. 1822 in Folge der Erledigung einer anderen Professur noch der Lehrauftrag für Technologie, Civilbaukunst und Handelswissenschaft interimistisch zugetheilt worden war, ging M. 1826 mit der Verlegung der Ludwig-Maximilians-Universität nach München gleichfalls an den neuen Sitz dieser Hochschule und konnte hier seine Lehrthätigkeit wieder auf die Behandlung der Disciplinen für Land- und Forstwirthschaft nebst Technologie beschränken. Nun durfte er sich auch der besonderen persönlichen Huld des Königs Ludwig I. erfreuen, indem er 1828 zum königlichen Hofrath ernannt und mit anderen Beweisen des allerhöchsten Vertrauens bedacht wurde. Ungeachtet der besseren Zusammenfassung seiner Lehraufgaben stellte sich jedoch für seine Wirksamkeit keine Vereinfachung ein, denn hatte er schon seit Anfang der 20er Jahre an der Gründung des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern mitgewirkt und nach dessen Constituirung ein Mandat zur Mitgliedschaft im Generalcomité dieses Vereins mit reger Activität ausgeübt, so fielen ihm auch noch anderweitige Aufgaben durch die Berufung zum Mitgliede der königlichen Akademie der Wissenschaften zu. Daneben arbeitete er litterarisch weiter, schrieb außer verschiedenen kleineren Abhandlungen noch eine „Geschichte des künstlichen Futterbaues in naturhistorischer wie landwirthschaftlicher Hinsicht“ (Nürnberg 1829), worin eine instructive Darstellung des Entwickelungsganges jener Kulturart mit einem Reichthum an historischen Daten und Quellennachweisen dargeboten war. Gegen Ende 1845 vollendete er sein 50. Dienstjahr und beging noch arbeitsfreudig die ihm bereitete Jubelfeier im Kreise vieler Freunde und Verehrer; ihm wurde dabei auch die Auszeichnung durch eine hohe Ordensdecoration zu Theil. Bald darauf befiel ihn jedoch Kränklichkeit und Altersschwäche, so daß er nach wenigen Jahren seine Lehrthätigkeit aufgeben mußte. Uebrigens ließ er von den ihm liebgewordenen Studien nicht ab und hat bis in die letzten Wochen vor seinem Tode wissenschaftliche Aufgaben verfolgt. – Er war ein gewissenhafter, passionirter und tüchtiger Lehrer, ungeachtet der großen Mannigfaltigkeit seiner Lehraufgaben wußte er die Gründlichkeit in der Behandlung des Lehrstoffs doch so gut zu wahren, daß er nicht nur den Lehrzwecken vom Standpunkte des cameralistischen Studiums vortrefflich zu entsprechen, sondern auch Techniker im Forst- und Bergbaufache heranzubilden vermochte. Durch sein wissenschaftliches [170] Streben, seinen großen Eifer und mannhaften Ernst in der Ausübung des Lehrberufs gelang es ihm stets seine Hörer zu fesseln und deren dankbare Verehrung für immer zu erwerben. Sein Familienleben war ein musterhaftes, schon früh verwittwet nahm er als Vater von sieben Waisen die ganze Summe der Elternpflichten allein auf seine Schultern. Er theilte seine Zeit in die Sorge für das Wohl der Familie und in die Erledigung der Berufsaufgaben, suchte in dem Bewußtsein dieser doppelten Pflichterfüllung reiche Genugthuung und wußte in einem gewählten geselligen Verkehr willkommene Erholung, sowie in der öffentlichen Anerkennung den schönsten Lohn zu finden.

Vgl. Neuer Nekrolog der Deutschen, 28. Jahrg., S. 603, außerdem mehrere Schriften von M.