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ADB:Merkel, Johann

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Artikel „Merkel, Johann“ von Ernst Mummenhoff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 435–437, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Merkel,_Johann&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 10:21 Uhr UTC)
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Band 21 (1885), S. 435–437 (Quelle).
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Merkel: Johann M., geb. in Nürnberg am 18. November 1785, Sohn des Kaufmanns und Marktvorstehers Paul Wolfgang Merkel. Seine Bildung erhielt er am Gymnasium dortselbst, das er aber schon nach seiner Confirmation verließ, um die Kaufmannschaft zu erlernen. Bevor er aber seine Lehrzeit in einer bedeutenden Handlung seiner Vaterstadt antrat, wurde er Ende 1799 von seinem Vater mit einem vertrauten Gehülfen des Geschäfts auf eine Handlungsreise nach Baiern, Tirol und Italien entsendet. Nachdem er seine Lehrzeit mit Fleiß und Erfolg bestanden, trat er in das väterliche Geschäft ein, dem er seine ganze Thatkraft widmete. Je früher M. den bildenden Einwirkungen des humanistischen Unterrichts entzogen war, um so tiefergehend zeigte sich nunmehr sein Lernbedürfniß und Bildungstrieb. Mit Gleichgesinnten trat er zur Bildung einer Gesellschaft, Eos oder später Hesperus genannt, im Jahre 1805 zusammen, deren Mitglieder gegenseitige geistige Anregung und Vervollkommnung durch Vorbringung von Arbeiten in gebundener und ungebundener Rede, Uebersetzungen und Auszügen wissenschaftlicher und schöngeistiger Schriften bezweckten. Im selben Jahre schloß sich M. der 1792 durch das Verdienst seines Vaters gegründeten Industriegesellschaft an (s. folg. Art.). Als Mitglied und später als Vorstand war er unausgesetzt bemüht, den Zweck der Gesellschaft fördern zu helfen, insbesondere aber richtete sich sein Bestreben darauf, den Arbeiten des Nürnberger Kunst- und Gewerbefleißes ihren eigenthümlichen Charakter zu wahren. Ohne Zweifel hing es mit diesem Bestreben auf das Innigste zusammen, daß er im Interesse der Handwerker und ihrer Producte stets als der entschiedenste Gegner großer Fabrikanlagen, dagegen als warmer Befürworter und Anwalt des selbständigen Handwerks in die Schranken trat. Wiederholte Reisen nach Oesterreich, Ungarn, Böhmen, Sachsen und Preußen in den Jahren 1810 und 1811, [436] besonders aber die nach einem glücklich überstandenen rheumatischen Leiden mit einem Freunde, dem Sohne eines verwandten Wiener Handlungshauses Gottlieb von Scheidlin, im Mai 1815 über die Niederlande nach England unternommene, die sich bis in das Jahr 1816 hinausdehnte, waren geeignet, seinen geistigen Horizont nach jeder Richtung hin zu erweitern. 1818 vermählte er sich mit der Tochter des Rugamtssecretärs Held, die ihn in glücklicher Ehe mit 10 Kindern beschenkte. Nach dem Tode seines Vaters, der am 16. Januar 1820 eintrat, übernahm er mit seinem Bruder das Handelsgeschäft. Es war wie ein Erbtheil von seinem Vater, daß Johann Merkel in der Beurtheilung öffentlicher Angelegenheiten, den Fragen der Verwaltung und des politischen Lebens besondere Befähigung an den Tag legte. 1816 berief ihn die Polizeidirection in den Wohlfahrtsausschuß, der, zur Linderung der Theurungsnoth ins Leben gerufen, in ihm eines seiner rührigsten und ausgezeichnetsten Mitglieder sah. 1818 wurde er zum Marktsadjuncten und weiterhin zum Mitglied des neuorganisirten Magistratscollegiums erwählt. Als er dann 1825 Marktsvorsteher geworden, mußte er seine Stelle als Magistratsrath niederlegen. 1833 wurde er zum Gemeindebevollmächtigten und zum Vorstand dieses Collegiums erwählt. In den Jahren 1822, 1825 und 1828 vertrat er seine Vaterstadt im Landtag und war seit 1832 sechsmal als Mitglied des Landraths thätig. An den Verhandlungen des Landtages nahm er wiederholt als Redner und Referent thätigen Antheil. Hauptsächlich waren es die Fragen des Finanz-, Handels- und Zollwesens, die ihn zur Mitarbeit anregten. In den Landrathsverhandlungen fand er noch reichlicher Gelegenheit zu einer gedeihlichen Mitwirkung. In jeder Sitzungsperiode zum Secretär gewählt, konnte er auf den ganzen Lauf der Verhandlungen einen oft bestimmenden Einfluß gewinnen, zumal ihm noch jene große Fähigkeit eigen war, auseinandergehende Meinungen zu vermitteln, Aeußerungen localer und individueller Wünsche und Bestrebungen in ein Bett zu leiten und überall das höhere Ziel und den allgemeinen Zweck als Leitstern zu betrachten. Auch als Mitglied der Generalsynode i. J. 1836 entwickelte er eine ähnliche, wenn auch nicht ebenso durchgreifende Thätigkeit. Ende 1835 berief ihn das Vertrauen seiner Mitbürger auf den Posten des zweiten Bürgermeisters, den höchsten, der ihm vermöge seines Bildungsganges in seiner Vaterstadt erreichbar war, zugleich aber mußte er seine Stellung als Marktvorsteher aufgeben. Den Anforderungen des Bürgermeisteramts, das er am 24. März 1836 übernahm, zeigte er sich in außerordentlicher Weise gewachsen. Seine eigenthümlichen Anlagen und die Schule, die er bis dahin im öffentlichen Leben durchgemacht, erleichterten ihm die verantwortungsvollen Aufgaben, die ihn als den Verwalter des Vermögens und der Stiftungen der Stadt, sowie als den zweiten Vorstand des Magistrats erwarteten. Trotz seines Körperleidens – das im Herbst 1836 mit einer heftigen Halsentzündung beginnend in eine Wucherung der Lymphdrüsen ausartete und dem sich Ende 1837 noch ein Blasenrothlauf gesellte, welchen Leiden er am 25. Januar 1837 erlag – füllte er seinen Wirkungskreis im vollsten Umfange aus und wußte sich, den mannigfaltigen Pflichten seines Amtes bis an sein Lebensende mit regem Eifer obliegend, die anerkennende Verehrung und aufrichtige Zuneigung seiner Mitbürger zu erwerben. M. war in jeder Beziehung ein ganzer Mann, ausgezeichnet durch vielseitige Bildung, die er eigenem Streben und vielfacher Arbeit verdankte, echt religiösen Sinn und streng moralischen Wandel. Als Familienvater war ihm liebevolle Sorgfalt für die Seinen, im Geschäfts- und öffentlichen Leben unermüdliche Thätigkeit und strenge Rechtlichkeit eigen. Er war, um uns des zusammenfassenden Urtheils der Stadtchronik zu bedienen, „ein deutscher Biedermann von echtem Schrot und Korn“.

[437] Zum Andenken Johann Merkel’s, Kaufmanns und zweiten Bürgermeisters in Nürnberg. Nürnberg 1838, Campe. Geschriebene Nürnberger Stadtchronik.