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ADB:Merowech

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Artikel „Meroweus I., Frankenkönig“ von Felix Dahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 453–454, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Merowech&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 13:48 Uhr UTC)
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Meroweus I., Frankenkönig. Nach fränkischer Sage war M. der Sohn Chlogio’s, jenes Königs eines salischen Gaues, welcher von Dispargum (unbestimmbare Lage: Duisburg am Rhein? oder Duysborg zwischen Löwen und Brüssel? oder Diestem an der Demer?) aus seine Macht erheblich erweiterte, namentlich Cambrai gewann und von da aus alles Land bis zur Sumina (Somme) c. 420; dessen Sohn war M., der Vater Childerichs I. (geb. c. 436, † 481), des Vaters Chlodowechs (geb. 466, † 511: s. diese Artikel); es besteht kein Grund, an der Existenz dieses M. und der angegebenen Stellung in der Ahnenreihe der nach ihm benannten Merowinger zu zweifeln, wenn auch die Sage seine Abstammung auf einen Meerdämon zurückführt, der die am Seestrande lustwandelnde Gattin Chlogio’s überwältigend umarmt habe. Diese Stammsage des salischen Königshauses ist eine sehr wichtige Bestätigung der heroisch-mythologischen Grundlage des altgermanischen Königthums: das königliche Geschlecht galt in Geschichte oder Sage für das edelste, d. h. war (oder galt als) das älteste Adelsgeschlecht. „Adal“ bedeutet selbst „Geschlecht“ und die Edeln sind die Geschlechter καί ἐξοχήν, die ursprünglichsten Sippen der Völkerschaft oder des ganzen Volkes: daher führen die Königsgeschlechter fast alle auf Götter oder Halbgötter zurück, auf den göttlichen Stammvater des Volkes (Wotan, Donar, Freyr). Es ist nun sehr bezeichnend dafür, wie tief diese Vorstellung im Glauben der Germanen [454] wurzelte, wie unentbehrlich gerade diese Grundlage des Königthums galt, daß auch bei einer erst so spät, bei bereits beginnender Christianisirung, zu größerer Bedeutung gelangten Dynastie das Volk gleichwohl eine solche Stammsage bildete. Daß ein „Meerwicht“ der Stammvater war, enthält den echt sagenmäßigen Ausdruck dafür, daß die salischen Franken von der Meeresküste, von den Rheinmündungen her ihre Macht über Gallien ausgebreitet haben: damit würde auch die Erklärung des Namens (Meer-wicht, Mero-vecht) besser stimmen als die Ableitung von der „Merwe“. Daß der Name M. noch spät in der Sippe wiederholt wird (s. die folgenden Artikel), kann freilich nur den im Volk und Königshaus lebenden Glauben an die Stammvaterschaft, nicht diese selbst beweisen.

Gregor. Turonens. historia ecclesiastica Francorum ed. Arndt et Krusch, Hannoverae 1884, II, 10. Litteratur siehe bei Dahn, Deutsche Geschichte I, 2, S. 44, Gotha 1884.