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ADB:Merten, Jakob

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Artikel „Merten, Jakob“ von Franz Xaver Kraus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 469–470, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Merten,_Jakob&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 00:56 Uhr UTC)
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Merten: Jakob M., geb. zu Wittlich am 11. August 1809, † am 17. Februar 1872, als emeritirter Professor der Philosophie an dem bischöflichen Seminar in Trier. Seine Gymnasial- und theologischen Studien machte er zu Trier, wurde dort am 2. März 1833 Priester und wirkte zunächst, gleichzeitig mit dem späteren Professor Knoodt in Bonn, als Kaplan an der Liebfrauenkirche in Trier, dann als Pfarrer in Sehlem im Kreis Wittlich. Nachdem der Bischof Arnoldi der Hermesischen Philosophie in seinem Seminar ein Ende gemacht und der geistreiche Vertreter dieser Richtung, Dr. F. X. Biunde, als Pfarrer nach Saarburg gewandert, der an seine Stelle gesetzte Pfarrer Alff sich aber dem Posten nicht gewachsen fühlte, Andere ihn aus der Empfindung ihrer Unzulänglichkeit abgelehnt, erhielt M., der unterdessen eine Zeit lang als Privatsecretär des Bischofs fungirt hatte (1842), den Lehrstuhl der Philosopie an dem besagten Seminar (1843), womit, für lange Zeit, die Günther’sche Philosophie ihren Einzug in diese Anstalt hielt. M., der seit Jahren mit Günther, Pabst, Knoodt in enger Beziehung stand, hat zu dem Ausbau des Günther’schen Systems einen wesentlichen Baustein durch seine „Metaphysik“ (Trier 1849) geliefert. Er vertheidigte diese von einem Bonner Repetenten Caspar Frings in der Münster’schen katholischen Zeitschrift (und in der Broschüre Leben und letzte Schrift des sel. Caspar Frings) heftig angegriffene speculative Arbeit in der Münster’schen Zeitschrift sowie in einem besonderen Abdruck des dort publicirten Aufsatzes. Die ungünstige Wendung, welche in Rom die Angelegenheit des Güntherianismus nahm, hatte auch für M. ihre Folgen, dessen Metaphysik, auf Dieringer’s Veranlassung, seit 1849 von den Münster’schen Jesuiten am heil. Stuhle denuncirt worden war. Arnoldi, welcher in Köln, wo er der Ueberreichung des Cardinalshutes an Erzbischof v. Geissel beigewohnt, die Entfernung Merten’s vom Katheder noch entschieden abgelehnt hatte, weigerte sich auch während seines Aufenthaltes in Rom, auf die Zumuthung des Papstes, den Jesuiten sein Seminar auszuliefern, einzugehen; aber er versprach Pius IX. die Lehren Günther’s in demselben zu unterdrücken und schrieb M. vor, die Philosophie künftighin nach [470] dem Lehrbuche von Balmes vorzutragen (1861). Zwar wurde die „Metaphysik“ nicht gleich den Werken Günther’s censurirt, indessen fügte sich M. dem Wunsche seines Bischofs und söhnte sich, je länger er lebte, innerlich mit den Principien der großen Scholastiker aus, wenn er auch zeitlebens jener Crudität ferne blieb, mit welcher seit den sechsziger Jahren in Theologie, Philosophie, Politik von extremen Vertretern der Neuscholastik die Rückkehr zum 13. Jahrhundert gefordert wurde. Es wäre auch Unrecht, M. einer rein äußerlichen Accommodation an eine ihm innerlich widerstrebende Richtung anzuklagen. Der einfache demüthige Sinn des Mannes machte es ihm verhältnißmäßig leicht, mit seiner Vergangenheit zu brechen und sich der kirchlichen Entscheidung zu unterwerfen. Im Uebrigen fuhr er fort bis zu seiner Emeritirung 1868 die Philosophie vorzutragen, und wenn das Trier’sche Seminar durch besseren theologischen und philosophischen Unterricht längere Zeit hindurch die meisten ähnlichen clericalen Bildungsanstalten in Deutschland übertraf, so war das M. nicht in letzter Linie zu verdanken. In seinen späteren Jahren hat sich M., abgesehen von den nicht im Buchhandel erschienenen „Bemerkungen zur Systematisirung und Vervollständigung der Metaphysik von Balmes“ (Trier 1859) schriftstellerisch nur mehr mit der kleinen Gelegenheitsschrift „Die Bedeutung der Erkenntnißlehre des heiligen Augustinus und des heiligen Thomas v. Aquin für die geschichtliche Entwickelung einer Philosophie als reiner Vernunftwissenschaft“, 1865, versucht. M. war ein scharfer, logischer Denker, der, wenn er seinem Meister, Anton Günther, an Kühnheit und Originalität auch nicht gleichkam, ihn jedenfalls an Systematik übertraf. Konnte man in ihm den Gelehrten nur achten, so mußte man den Menschen höchlich verehren. M. war eine durchaus ideal angelegte Natur: anima candida, wenn irgend Einer, einfach und bescheiden, und doch immer würdevoll, den Dingen des praktischen Lebens abgeneigt und an ihnen keinen Theil nehmend; als Priester höchst gewissenhaft und von kindlicher Frömmigkeit, in jeder Hinsicht eine Zierde seines Standes und der Anstalt, welcher er angehörte. Einige Briefe von ihm und verschiedene Notizen über ihn bietet Peter Knoodt’s Biographie von Anton Günther, 2 Bände, Wien 1881.