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ADB:Mertens, Franz Karl

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Artikel „Mertens, Franz Karl“ von Wilhelm Olbers Focke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 470–471, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mertens,_Franz_Karl&oldid=- (Version vom 18. November 2024, 16:44 Uhr UTC)
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Mertens: Franz Karl M., geb. zu Bielefeld am 3. April 1764, † zu Bremen am 19. Juni 1831, war der Sohn eines ausgedienten preußischen Feldwebels, der eine bescheidene Civilversorgung erhalten hatte. Durch eigenen Fleiß und durch die Unterstützung einflußreicher Freunde gelang es dem begabten jungen Manne, sich so weit vorzubereiten, daß er im Herbst 1781 die Universität Halle beziehen konnte, wo er sich, mit vielen Entbehrungen kämpfend, dem Studium der Theologie widmete. Im Frühjahr 1784 wurde er an die Erziehungsanstalt des Pastors Milow in Wandsbeck berufen, um dort vorzüglich in neueren Sprachen zu unterrichten, deren Kenntniß er sich im Wesentlichen erst jetzt aneignen mußte. Nachdem die Schwierigkeiten, welche ihm auf diesem neuen Arbeitsfelde entgegentraten, überwunden waren, fand er bald große Freude an der mit Erfolg geübten Lehrthätigkeit. Seinen Eltern zu Liebe nahm er 1787 eine Stelle als Schulrector und Prediger in Bielefeld an, folgte aber schon im Herbst 1788 einem Rufe an das Pädagogium zu Bremen, in welcher Stadt er nun dauernd ansässig blieb und wo er sich 1790 mit der ältesten Tochter des Pastors Milow verheirathete. Mit der Lehrthätigkeit an der Schule verband er längere Zeit die Leitung eines privaten Erziehungsinstituts für junge Ausländer. Auf das geistige Leben seiner neuen Heimath übte er sowol im Privatverkehr und durch Unterricht, als auch durch öffentliche Vorträge einen vielseitig anregenden Einfluß aus. Im J. 1817 wurde ihm bei der Reorganisation des Pädagogiums die Leitung der Handelsschule übertragen, einer der Abtheilungen, in welche die alte Gesammtanstalt zerfiel; schon 1795 hatte er den Professortitel [471] erhalten. Als Lehrer zeichnete sich M. durch Geist und Frische aus; er unterrichtete vorzüglich in Geschichte und neueren Sprachen. Seine wissenschaftliche Bedeutung beruht übrigens einzig und allein auf seinen botanischen Studien. Zu der ernsteren Beschäftigung mit der Pflanzenwelt wurde er um 1790 durch den Bremer Garten- und Blumenfreund Dr. Schultz, bald aber in höherem Maße durch den gelehrten Botaniker Dr. Roth in Vegesack angeregt. Durch Schiffscapitäne, frühere Schüler und andere Freunde gelang es ihm, reiche Sendungen von getrockneten Pflanzen, namentlich auch von Seetangen, aus fremden Ländern und Meeren zu erhalten. Die zahlreichen Doubletten verwendete er zum Tauschverkehr, durch den er einerseits sein eigenes Herbar bereicherte, andrerseits in Beziehung trat zu vielen der berühmtesten Botaniker seiner Zeit. In späteren Jahren machte er auch auf Reisen nach Frankreich (1816), England (1816), Dänemark (1820) u. s. w. die persönliche Bekanntschaft vieler dieser Männer. Vorzugsweise widmete er sich dem Studium der Algen; mit Hilfe seines reichen Herbars erwarb er sich durch Correspondenz und durch vielfaches Bestimmen fremder Sammlungen allmählich den Ruf eines der tüchtigsten Kenner dieser großen Pflanzengruppe, obgleich er verhältnißmäßig wenig darüber veröffentlicht hatte. Das Manuscript seines Hauptwerkes, einer „Synopsis Algarum“, der Frucht langjähriger Arbeit, ging ihm mit allen zugehörigen Zeichnungen und Belegeexemplaren verloren, als er es seinem Freunde Turner in England zusenden wollte. Wegen seiner durch anhaltendes Mikroscopiren erworbenen Augenschwäche war es ihm nicht möglich, die Arbeit nochmals anzufangen und den Verlust zu ersetzen; er wandte sich jetzt mehr den Blütenpflanzen zu und unternahm in Verbindung mit Dr. W. D. J. Koch die Herausgabe einer neuen Bearbeitung von Röhling’s Werk: Deutschlands Flora. Die Arbeit, welche im Wesentlichen eine durchaus selbständige war, gilt als eine der grundlegenden für die Kenntniß der mitteleuropäischen Pflanzenwelt. Mertens’ reiches Herbar wurde nach seinem Tode vom kais. Botan. Garten zu St. Petersburg erworben. Mehrfach sind neu unterschiedene Pflanzengattungen Mertensia genannt worden; geblieben ist der Name einem von Roth aufgestellten Genus der Borragineen.

Biographische Skizzen Brem. Aerzte und Naturf. S. 239 ff.