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ADB:Messmer, Jakob Friedrich

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Artikel „Messmer, Jakob Friedrich“ von Friedrich von Weech in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 500–501, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Messmer,_Jakob_Friedrich&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 17:13 Uhr UTC)
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Meßmer: Jakob Friedrich M., Fabrikant zu Grafenstaden bei Straßburg, geb. zu Karlsruhe am 3. August 1809, † zu Grafenstaden am 17. Oct. 1881. Am Lyceum und an der polytechnischen Schule seiner Vaterstadt ausgebildet, [501] war M. zu Anfang der 1830er Jahre praktisch als Mechaniker thätig und lehrte gleichzeitig Mechanik an der polytechnischen Schule, wo u. A. Emil Keßler sein Schüler war, der sich später als Director der Karlsruher und als Begründer der Eßlinger Maschinenfabrik einen berühmten Namen machte. Nachdem M. auf Reisen in England und Frankreich, die er im Auftrage der Regierung unternahm, die bedeutendsten technischen Etablissements kennen gelernt hatte, eröffnete er in Karlsruhe Werkstätten zur Anfertigung mathematischer und physicalischer Apparate. Die namhaften Professoren Holtzmann, Keller und Schreiber an der polytechnischen Schule waren unausgesetzt mit ihm in Verbindung. In seinem Hause reichten Theorie und Praxis sich die Hand zu fruchtbringendem Zusammenwirken. Hier wurden für die ersten großen Fabriken (Spinnerei, Zuckerfabrik) in Baden die Maschinen construirt, hier wurde 1838 die dreifüßige Kreistheilmaschine beendet, welche im gleichen Jahre mit der großen Kunstmedaille prämiirt ward. Damals hatte M. seine Karlsruher Fabrik schon an seine Mitarbeiter Keßler und Martensen abgetreten, war in das berühmte Geschäft Rolle und Schwilgué in Straßburg eingetreten und Schwilgué’s Tochtermann geworden. Als dies Geschäft 1838 an eine Gesellschaft verkauft wurde, ernannte dieselbe M. zum technischen Director. Zur Erweiterung des Geschäftes wurde nun ein altes Fabrikanwesen zu Grafenstaden mit bedeutender Wasserkraft angekauft. Neben der Fabrik, die ganz neu gebaut wurde, begründete M. eine Bildungsanstalt für junge Techniker, aus welcher im Laufe der Zeit über 500 tüchtige Ingenieure hervorgegangen sind. In den Besitz des Barons Renouard de Bussières übergegangen, überstand die Fabrik glücklich, wenn auch nicht ohne große Opfer, die Krisis, welche in Folge der politischen Vorgänge in den Jahren 1848 und 1849 eintrat. Bald war die Anstalt nach allen Richtungen hin musterhaft organisirt. Unterstützungsverein, Pensionskasse, Casino mit Billards, Lesezimmer und Bibliothek wurden für die Arbeiter gegründet. Die ganze Gemeinde Illkirch-Grafenstaden wurde durch den Einfluß der Fabrik mächtig gehoben. In Allem aber gab die bedeutende und anregende Persönlichkeit Meßmer’s die ersten Impulse und im weiteren Verlauf die wichtigsten Directiven. Zuerst die französische Nordbahn, bald alle übrigen französischen Bahnen, außerdem Bahnen anderer Länder, auch Deutschlands, insbesondere Badens bezogen aus der unter Meßmer’s Leitung stehenden Fabrik ihre Locomotiven. Eine große Menge anderer Maschinen ging aus derselben hervor, die seit 1855 auf allen großen Ausstellungen preisgekrönt wurde. Ende des Jahres 1867 trat M. nach 30jährigem Wirken in Grafenstaden die Direction der Fabrik seinem Schwager und Schüler Brauer ab und lebte fortan in ehrenvoller Muße, allen technischen Fortschritten das wärmste Interesse bewahrend in dem Orte, der seine zweite Heimath geworden war, bis ihn 72jährig ein sanfter Tod abrief. Seine Lebhaftigkeit und Originalität verließ ihn bis zu seinen letzten Lebenstagen nicht.

Bad. Biographien II,74 ff.