Zum Inhalt springen

ADB:Metellus von Tegernsee

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Metellus von Tegernsee“ von Edmund von Oefele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 508–509, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Metellus_von_Tegernsee&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 22:43 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 21 (1885), S. 508–509 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Oktober 2019, suchen)
Metellus von Tegernsee in Wikidata
GND-Nummer 118581406
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|21|508|509|Metellus von Tegernsee|Edmund von Oefele|ADB:Metellus von Tegernsee}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118581406}}    

Metellus (von Tegernsee) ist der Verfasser des größten Theiles der „Quirinalia“, die – halb Legende des Schutzpatrons, halb anekdotische Klostergeschichte – das Leben und den Martyrtod eines heiligen Quirinus in Rom, dessen Ueberführung nach Tegernsee und viele ihm dort zugeschriebene Wunder erzählen. Mit großer Sprachgewandtheit bringt M. den aus Schriften und mündlicher Kunde geschöpften Stoff in die Metren und Gedichtformen des Horaz, Virgil, Boethius und Prudentius, von denen er besonders den zweiten von Jugend auf gelesen, wie er auch sein Werk in „Odae“ und „Bucolica“ theilt. Erstere nur bieten dem Historiker einiges Brauchbare, während die virgilische Nachahmung in ermüdender Breite den Kampf des Klosters mit dem nicht opferwilligen, verschlagnen Aelplervolke zeigt. Ueber die Person des Dichters läßt sich nur wenig sagen. Sicher ist, daß er im J. 1167 mit den Oden beschäftigt war; denn bis zum zweiten Millenarium Roms (1247) zählt er noch 80 Jahre („lustra ter duo [et] dena“). Die später verfaßten „Bucolica“ sind eine Geistesfrucht seines höheren Alters. Zweifel aber erregt schon der Name des Dichters. Da nicht einmal die Nekrologien Tegernsee’s einen Metellus [509] erwähnen, so hat er wahrscheinlich anders geheißen. Er pflegt ja die Namen zu latinisiren und dabei auch mehr oder minder zu entstellen: Regensburg wird ihm Hyatospolis und Imbripolis, Hartmann Arthemius, Walber(g) Albarius, Glaim Cleminia u. s. w. Daß er als „Fremdling“ ins Kloster Tegernsee kam, läßt er selbst einfließen; ihn aber für einen Burgunder zu halten, weil er die Klosterstifter Adelbert und Otkar zu Herzögen von Burgund macht, von denen man dort zu Lande noch singe, geht meines Erachtens zu weit. Er widerspricht sich dabei, indem er ein anderes Mal den Adelbert als baierischen Grafen bezeichnet, auch verräth es keine genaue Kenntniß der burgundischen Sprache, wenn er behauptet, Otkar werde in jenen Liedern „Osiger“ genannt. Letzteres wäre ja „Oskar“; überhaupt aber schimmern hier pseudoturpinische Reminiscenzen durch. „Das in edlerer Blüthe, mit auserlesenen Stätten prangende Burgund“ kann ihm vorübergehend zum Aufenthalte gedient haben; an seinem Deutschthume, das er gelegentlich durch „nos Teutonici“ bekräftigt, ändert dies ebensowenig, als seine Vorliebe für den gallikanischen Ritus, welchen einst Abt Hartwich aus St. Maximin nach Tegernsee verpflanzt, oder als die Bekanntschaft mit den sehr verbreiteten Gesta Francorum, mittelst deren er einmal die Habsucht des Quirinus von Tegernsee und jene des heil. Martin von Tours vergleicht. M. scheint allerdings weit herumgekommen zu sein. Zu Regensburg in der Emeramskirche mag er noch am Grabe Herzog Arnulf’s von Baiern die Verse gelesen haben, die nur er uns überliefert; um Eichstätt (urbs Aureatensis) zeigt er sich orts- und sagenkundig; von dem bildergeschmückten Pokale im Frauenkloster zu Neuß, der das wunderwirkende Trinkgefäß eines anderen Quirinus umschloß, spricht er so lebhaft, als ob er ihn selbst gesehen. Die „Quirinalia“ Metell’s hat bereits 1601 H. Canisius im Anhange zum ersten Bande seiner „Antiqua lectio“, p. 35–184, dann 1725 Basnage in der Neuausgabe jenes Sammelwerkes, dem „Thesaurus monumentorum etc.“ tom. III, ps. II, p. 113–196 erscheinen lassen, jedoch nach einer unvollständigen Abschrift; eine bessere, die nicht blos einzelne Worte, Verse und Strophen, sondern auch sechs ganze Oden mehr hat und erst die richtige Zählung dieser Gedichte ermöglicht, bietet der Codex Nr. 267 des Klosters Admont. Die darin enthaltene Fortsetzung der „Quirinalia“, welche von den Vögten des Klosters Tegernsee handelt (vgl. Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde X, 635–638), kann jedoch aus metrischen und sprachlichen Gründen dem M. nicht zuerkannt werden.

H. Holland, Gesch. der altdeutschen Dichtkunst in Baiern, S. 80–82. Bursian, Die Quirinalia des Metellus von Tegernsee, in den Sitzungsberichten der historischen Classe der k. b. Akademie d. W. zu München 1873, S. 473–518; Ders., Geschichte der classischen Philologie I, 71–72.