ADB:Meyer, Rudolf
Dietrich und Bruder des Konrad M. (o. S. 564 u. 608). Mit unverdrossenem Eifer hat M. den Unterricht seines Vaters gelohnt, aber die Entwickelung des Künstlers wurde schon früh durch körperliche Leiden gehemmt. 1629 begab er sich in die Lehre des Matthäus Merian in Frankfurt a. M. und ein Jahr darauf nach Nürnberg, wo er sich bei einem „Herrn Johann Flauctor, Maler und Gemäldkrämer“ bethätigte. Spätestens 1633 muß er wieder in seine Vaterstadt zurückgekehrt sein. Unter den Angehörigen der Meyer’schen Familie, welche die Kunst vertraten, ist M. unstreitig der beweglichste gewesen. Mit Vorliebe hat er Allegorien und Sittenbilder gegeben und gelegentlich auch das Gebiet der legendarischen Schilderungen betreten. Seine bedeutendste Leistung in ersterer Richtung war eine Folge von Todesbildern, die in erster Ausgabe mit Supplementen des Bruders Konrad im J. 1650 erschienen und auch noch zwei spätere Auflagen, Zürich 1657 und 1759 Hamburg und Leipzig erlebten. Diese Bilder sind originell erfunden, frisch radirt und von kräftiger Wirkung der breiten Licht- und Schattenmassen. Ebenfalls von M. stammen die Illustrationen zu Murer’s Helvetia sancta, deren meiste er nach Entwürfen des Constanzer Malers Hans Asper radirte, und eine Reihe zum Theil lebensvoller Schilderungen aus dem Soldaten-, Bauern- und Räuberleben, die vermuthen lassen, daß der Meister zum guten Theile aus den Erinnerungen an Selbstgesehenes geschöpft haben möchte. Auch Scenen lasciver Art und Porträte sind in seinem Werke vertreten. Zwei Oelgemälde, ein männliches Bildniß und „Die Verläugnung Christi“ besitzt die Künstlergesellschaft in Zürich. Sie bestätigen aber das günstige Urtheil nicht, das Füßli in seiner Geschichte der besten Künstler in der Schweiz über ein drittes Bild, des Meisters Selbstporträt, gefällt hat.
Meyer: Rudolf M. von Zürich, 1605–1638, Maler und Radierer, Sohn des- Zur Litteratur vgl. Dietrich Meyer. J. R. Rahn im Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1882, S. 117 ff.