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ADB:Michell, Abraham Ludwig

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Artikel „Michell, Abraham Ludwig“ von Reinhold Koser in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 694–695, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Michell,_Abraham_Ludwig&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 10:19 Uhr UTC)
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Michell: Abraham Ludwig M., preußischer Diplomat, einer der zahlreichen Schweizer, die sich im achtzehnten Jahrhundert in preußischen Diensten ausgezeichnet haben. Geboren zu Vevey als Sohn des Stadtrathes Abraham Augustin M., übernahm er in seiner Vaterstadt die Stellung eines Justiziars des Cantons Bern, und begab sich dann nach London, wo er von dem preußischen Gesandten Andrié, seinem Landsmanne, als Secretär engagirt wurde und am 20. Mai 1741 den Diensteid leistete. Als nach der Abberufung des Gesandten von Klinggräffen 1750 der Londoner Posten nicht wieder besetzt wurde, fiel die Erledigung der laufenden Geschäfte und die regelmäßige Berichterstattung dem zurückbleibenden Legationssecretär zu. M. erwarb sich, zumal während des Confliktes mit England wegen der Schädigung der preußischen Kauffahrtei durch englische Kreuzer, die Zufriedenheit des Königs in dem Grade, daß dieser im April 1753 das auswärtige Amt anwies, in den Rescripten an Michell selbst geringfügige Erinnerungen und Zurechtweisungen ganz zu unterlassen, „da des Königs Majestät bisher noch allemal gedachten Michell ganz exact und zuverlässig gefunden hätten“ – in Friedrichs des Großen Munde ein ebenso seltenes wie schwerwiegendes Lob. Als die Ereignisse des Jahres 1755 Preußen und England wieder näherten, wurde der Abschluß des folgenschweren Westminstervertrages [695] (16. Januar 1756) in Michell’s Hände gelegt; er erhielt bei diesem Anlasse den Charakter als Geschäftsträger. Seit 1758 stand er dem Gesandten Dodo Heinrich von Knyphausen (Bd. XVI S. 341) zur Seite, ohne daß seine eigne Thätigkeit in den Hintergrund getreten wäre; er behauptete die Gunst des Königs während des ganzen Verlaufs des siebenjährigen Krieges in vollem Maße und wurde nach Knyphausens Abgange 1760 als residirender Minister beglaubigt. 1764 von seinem Posten abberufen, erhielt M. die Vicegouverneurwürde in Neufchatel. Den Abend seines Lebens brachte er in Berlin zu, wo er am 23. April 1782 im siebzigsten Lebensjahre starb.

Erman, Mémoires pour servir à l’histoire des réfugiés VIII. Politische Correspondenz Friedrichs des Großen V. VI. VIII. ff. Schäfer, Geschichte des siebenjährigen Krieges (vgl. Forschungen zur deutschen Gesch. XVII, 96). Acten des Geh. Staatsarchivs.