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ADB:Moewes, Heinrich

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Artikel „Möwes, Heinrich“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 418–420, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Moewes,_Heinrich&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 06:32 Uhr UTC)
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Möwes: Heinrich M. wurde am 25. Februar 1793 zu Magdeburg geboren. Als nach dem frühen Tode seines Vaters seine Mutter sich wieder verheirathete, nahm sich ein Onkel, welcher Prediger im Magdeburgischen war, seiner an und schickte ihn auf die Domschule in Magdeburg. Hier gewann er an einem Mitschüler Karl Blum einen Freund, mit dem er fortan aufs engste verbunden war; diese Freundschaft war für seine weitere Entwickelung von entscheidender [419] Bedeutung; in ihr fand der alleinstehende und glaubenslose Jüngling sein Ideal und seinen Halt. Die Freunde gingen mit einander nach Göttingen, wo er Theologie studirte, ohne doch dem Christenthum innerlich näher zu treten. Als Napoleon Elba verlassen hatte, wurden M. und Blum von der patriotischen Begeisterung mit erfaßt; sie traten in ein westphälisches Jägercorps. Bei Ligny wurde Blum tödtlich verwundet und M. mußte sich von ihm nach vergeblichem Versuche, ihn zu retten, wie es schien, auf immer trennen. Bei der Einnahme von Paris erwarb M. sich durch seine persönliche Tapferkeit das eiserne Kreuz. Auf dem Rückwege fand er in Charleroi seinen Freund wieder; tödtlich verwundet hatte derselbe in einem Privathaus Aufnahme und Pflege gefunden und M. durfte dort bei ihm bis zu seiner völligen Herstellung bleiben. Er setzte darauf das Studium der Theologie in Halle fort. Nach beendetem Studium ward er Lehrer an der Domschule in Magdeburg und blieb in dieser Stellung, bis er im J. 1818 vom Grafen von der Schulenburg-Angern zum Prediger in Angern und Wenddorf berufen ward. Nun heirathete er die Schwester seines Freundes Blum. In seinem Amte wandte er sich zunächst mit Eifer der Verbesserung der Schulen zu, vor Allem indem er sich mit den Lehrern in Verbindung setzte und für deren Ausbildung wirkte. Aber je ernster er es mit seinem Beruf nahm, desto eifriger fing er nun auch an die heilige Schrift zu studiren, und so kam er selbständig immer völliger zur Erfassung der göttlichen Wahrheit derselben. Hernach haben die Schriften von Dräseke, Menken und von Meyer ihn besonders gefördert. Lebendiger Glaube an Christum und ein auf diesem ruhender Muth zeichnen ihn fortan aus und geben ihm eine wunderbare Macht über andere Menschen. Sein Amt ist nun seine Freude und besonders wandte er auf seine Predigten großen Fleiß. Im J. 1822 berief ihn der Graf von Schulenburg-Altenhausen auf die Pfarre in Altenhausen und Wenrode, wo sich ihm ein größerer Wirkungskreis eröffnete. Nachdem er hier sechs Jahre in wachsendem Segen und unter den erfreulichsten Verhältnissen gewirkt hatte, begann im Herbste 1828 sich ein Leiden bei ihm einzustellen, das sich immer deutlicher als ein Brustübel zeigte und seine Kraft bald so brach, daß er das Predigen aufgeben mußte. – Im J. 1830 legte er sein Amt nieder und zog (im August) nach Magdeburg in der Hoffnung, dort eine Stelle als Beamter zu finden, die er trotz seiner immer heftiger auftretenden Krankheit noch ausfüllen könne. In mannigfacher Weise betheiligte er sich dort an dem öffentlichen Leben; hatte er schon früher, namentlich in der Zeit seiner schlimmsten Leiden, seine Empfindungen in Gedichten ausgesprochen, die jedoch größtentheils zunächst nicht weiter bekannt geworden waren, so veranlaßten ihn jetzt die revolutionären Bewegungen des Jahres 1830 „Die Lieder eines preußischen Landskindes zu dichten“ (erschienen im Beginne des Jahres 1831 – als Einzeldruck? –) und ebenso ließ er beim Erscheinen der Cholera im J. 1831 „ein Trostlied“ ausgehen (– wol zuerst in einer Zeitung? –). Um dieselbe Zeit schrieb er eine Novelle „Der Pfarrer von Andouse“, welche in Magdeburg 1832 erschien. Seine Gesundheit schien sich zu befestigen und da die gewünschte Anstellung ausblieb, zog er nach Altenhausen zurück, um in der ihm so lieben Gemeinde zu Leben, und im J. 1834 konnte er dort sogar wieder mehrmals predigen. Schon glaubte er es wagen zu dürfen, sich nach einem Amte in der Kirche wieder umzusehen und so bewarb er sich um die Superintendentur in Weferlingen, als plötzlich die Krankheit in neuer Heftigkeit wieder ausbrach und nach einigen Monaten schweren Leidens seinem Leben am 14. October 1834 ein Ende machte. Seine Gedichte wurden nach seinem Tode von einem Freunde (wahrscheinlich Friedrich Arndt, dem am 8. Mai 1881 gestorbenen Prediger an der Parochialkirche in Berlin – nach Anderen Aug. Wilh. Appuhn? –) nebst einem Abrisse seines Lebens herausgegeben, Magdeburg 1836 (2. Aufl. Berlin [420] 1837, 3. Aufl. 1838 mit einigen Predigten vermehrt, 4. Aufl. Magdeburg 1843 als zweiter Theil der sämmtlichen Werke, deren erster Theil ein Neudruck des Pfarrers von Andouse ist). Seine Gedichte haben, wie schon die immer neuen Ausgaben zeigen, nicht geringe Verbreitung gefunden und werden von manchen denen eines Spitta und ähnlicher Dichter an die Seite gestellt. Was sie auszeichnet ist der Heldenmuth des Glaubens, der sich in allen Leiden verklärt und fast an ihnen seine Freude hat und dabei ein offenes Auge für die verschiedensten Lebensverhältnisse behält. Und so wird M., trotzdem seine Gedichte in der Form keineswegs vollendet sind, noch lange ein Lieblingsdichter Leidender bleiben. Eins und das andere seiner Lieder sind auch in Gemeindegesangbücher aufgenommen; so das Gebet in Noth und Tod „Der Himmel hängt voll Wolken schwer“ und, wenn wir nicht irren, auch das Charfreitagslied: „O Tag, so schwarz und trübe, wie düstre Mitternacht“.

Der schon genannte Lebensabriß vor der Ausgabe seiner Gedichte. – Koch, Geschichte des Kirchenliedes u. s. f., 3. Ausg., VII, S. 247 ff. – Barthel’s Vorlesungen über die deutsche Nationallitteratur der Neuzeit, 9. Aufl., S. 970 ff. – Goedeke, Grundriß, III, S. 730, Nr. 205.