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ADB:Muffat, Gottlieb

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Artikel „Muffat, Gottlieb“ von Philipp Spitta in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 443, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Muffat,_Gottlieb&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 07:10 Uhr UTC)
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Muffat: Gottlieb M., Sohn von Georg M., geb. im April 1690 (getauft den 25. April) zu Passau, war ein Schüler von J. J. Fux in Wien, wurde am 3. April 1717 als Hoforganist angestellt und bekleidete diese Stelle bis er 1763 pensionirt wurde. Am 10. December 1770 starb er in Wien. Sein erstes, 1726 herausgegebenes Werk waren 72 Versetten für die Orgel. Von viel größerer Wichtigkeit aber sind seine „Componimenti Musicali per il Cembalo“, zu Augsburg in Querfolio prachtvoll in Kupfer gestochen (ohne Jahreszahl). Es sind sechs Folgen von frei erfundenen Musikstücken und Tänzen gleicher Tonart und eine „Ciacona“ mit 38 Veränderungen. Mit diesen Compositionen, in welchen sich französische Zierlichkeit und deutsche Gediegenheit in anziehendster Weise mischen, vermag sich M. selbst neben den Clavierwerken Bach’s und Händel’s zu behaupten. Seine Claviermusik ist durchaus originell, läßt aber eher noch eine Vergleichung mit derjenigen Händel’s zu, als mit der Bach’schen. Händel kannte die Componimenti auch sehr wohl: im Schlußchor seiner Cäcilienode hat er die Fuge aus der vierten Folge derselben frei benutzt, und in seiner Ciacona mit 62 Veränderungen verwendet er denselben Grundbaß wie M. in der seinigen. Der Verleger Johann Christian Leopold in Augsburg zeigt auf der letzten Seite der Componimenti „VII Ouverturen auf das Clavier“ von M. an. Vielleicht sind damit in ungenauer Bezeichnung eben die Componimenti selber gemeint; wäre es nicht der Fall, so hätte die Kunst einen Verlust zu beklagen, denn die „sieben Ouverturen“ sind bis jetzt nicht wieder ans Licht gekommen.

Vgl. Utto Kornmüller in den Monatsheften für Musikgeschichte, 1871, S. 128. – Ludwig v. Köchel, Die kaiserliche Hofmusikkapelle in Wien. Wien 1869, S. 111.