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ADB:Märzroth

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Artikel „Märzroth, Dr.“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 225–226, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%A4rzroth&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 12:10 Uhr UTC)
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Märzroth: Dr. M., Pseudonym für Moriz Barach, deutschösterreichischer Schriftsteller und Dichter, wurde zu Wien am 21. März 1818 geboren und erhielt seine Ausbildung ebendaselbst. Nachdem er die sogenannten philosophischen Studien beendet, wandte er sich schriftstellerischen Arbeiten zu und erwies für Gedichte, Novellen und namentlich Humoresken ein hübsches Talent, weshalb er sich der Aufmerksamkeit des damals in Wien besonders hochgeschätzten M. G. Saphir sowie auch A. Bäuerle’s und des feinsinnigen Ignaz Jeitteles erfreute. Bald war B., welcher von 1838 seine Arbeiten unter dem genannten Pseudonym Dr. Märzroth veröffentlichte, Mitarbeiter vieler Wiener und ausländischer Journale, zumal in der zu jener Zeit so viel gelesenen Wiener Theater-Zeitung finden sich Jahre hindurch Verschiedene seiner Skizzen und Humoresken, ebenso in Saphir’s beliebter Zeitschrift Der Humorist. Nach 1848 und nachdem sich M. vermählt hatte, siedelte er nach Baden bei Wien über, wo er auch als Mitglied der Gemeindevertretung auf communalem Gebiete anerkannt thätig war, kehrte aber wieder nach Wien zurück. Der Tod einer geliebten Tochter, die als Musikkünstlerin große Begabung zeigte, veranlaßte ihn auch diesen Wohnsitz aufzugeben und im J. 1870 nach Salzburg zu ziehen. Dort lebte er seinen schriftstellerischen Arbeiten, aber sonst zurückgezogen, nur in einem kleingeselligen Kreise verkehrend und wurde anläßlich seines 40jährigen Dichterjubiläums viel gefeiert. Er bezog durch mehrere Schriftstellervereine eine Ehrenpension, die knapp zum Lebensunterhalt ausreichte. Ein Schlaganfall machte am 14. Februar 1888 seinem Leben ein [226] Ende. Das unter Betheiligung der ersten Kreise Salzburgs veranstaltete feierliche Leichenbegängniß besorgte die Schillerstiftung.

M. hatte schon 1847 und 1848 eine humoristisch-satyrische Veröffentlichung begründet, welche unter dem Titel: „Brause-Pulver. Album für Drollerien und Pikanterien“ mit Zeichnungen von E. Young in Wien erschien und worin neben einigen humoristischen Aufsätzen auch Beiträge in Poesie und Prosa von J. G. Seidl, O. Prechtler, Gräffer, Kaltenbrunner und anderen Wiener Schriftstellern aufgenommen waren. Außerdem gab er die Zeitschriften „Der Komet“ und „Die Komische Welt“ heraus, beide erschienen aber nur kurze Zeit. Ein besonderes Geschick bekundete M. für kleine Gedichte in niederösterreichischer und salzburger Mundart, wobei er den volksthümlichen Ton gut zu treffen wußte. Er gab in dieser Richtung heraus: „Lieder, Bilder und Geschichten. Gedichte in niederösterreichischer Mundart“ (1859). – „Bitt’ gar schö’ – Singa lass’n! Gedichte in Salzburger Mundart“ (1878; 2. Auflage 1883) und zeigte ein ursprüngliches hübsches Talent, das auch freundliche Anerkennung fand. Von hochdeutschen Gedichtsammlungen Märzroth’s sind zu nennen das „Liederbuch ohne Goldschnitt“ (1856; 2. Auflage 1882), „Satans Leier“ (1860) und das Liederbuch: „Weltlust. Historietten, Schwänke und Lieder eines heiteren Vaganten“ (1883), in dem besonders die eigentlichen lyrischen Stücke Frische und Heiterkeit aufweisen, während mancher erzählte Schwank in Versen den Leser ergötzt. – Am bemerkenswerthesten dürfte M. als Erzähler kleinerer Geschichten und Novellen zu bezeichnen sein, in denen er vielfach das Wiener Leben schildert und worin er uns mit manchen lebenswahren Gestalten aus diesem Leben bekannt macht. Viele seiner Erzählungen sind in den Münchener „Fliegenden Blättern“ erschienen. Sammlungen solcher Geschichten und Skizzen bilden die „Geister und Gestalten aus dem alten Wien“ (1868); „Schattenbilder aus Alt- und Neu-Wien“ (1872); „Lachende Geschichten“ (1880–82) 4 Hefte und „Neu-Decameron. Allerlei Geschichten“ (1887). – Außerdem hat M. einige komische Volkskalender herausgegeben und von 1864 an den einst vielverbreiteten humoristischen Kalender Saphir’s fortgesetzt. Auch ein kleines pädagogisches Schriftchen: „Zur Reorganisation des Erziehungwesens“ von M. ist zu verzeichnen. Seine Vielseitigkeit erwies er endlich durch mehrere Lustspiele wie: „Nur Raffinement“, „Compromittirt“, „Bittschriften“, „Eine unruhige Nacht“, „Lucretia Borgia“, „Der Biberhof“ und „Eine Million für einen Erben“. – Zahlreiche Feuilletons aus Märzroth’s Feder finden sich auch in der „Salzburger Zeitung“ und im „Salzburger Volksblatt“.

Wurzbach, Biogr. Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Bd. I und ausführlicher Bd. XVI. – Brümmer, Lexikon d. deutsch. Dichter u. Prosaisten, Bd. 2. – Salzburger Volksblatt 1888, Nr. 36: Nekrolog von Joh. Er. Engl.