Zum Inhalt springen

ADB:Marxsen, Eduard

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Marxsen, Eduard“ von Carl Krebs in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 224–225, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marxsen,_Eduard&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 04:28 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Märzroth
Band 52 (1906), S. 224–225 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Eduard Marxsen in der Wikipedia
Eduard Marxsen in Wikidata
GND-Nummer 103922253
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|52|224|225|Marxsen, Eduard|Carl Krebs|ADB:Marxsen, Eduard}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=103922253}}    

Marxsen: Eduard M., Componist und Clavierpädagoge. M. ist in Nienstädten bei Altona am 23. Juli 1806 geboren. Sein Vater war dort Organist und unterrichtete ihn selbst in der Musik, wollte aber, daß er Theologie studire und gestattete ihm erst im 19. Jahre, seinem starken Trieb [225] zur Tonkunst zu folgen. Unverdrossen wanderte der lernbegierige Jüngling den zwei Meilen weiten Weg von Nienstädten nach Hamburg, um bei Joh. Heinr. Clasing Unterricht zu nehmen, doch soll er, da ihm die Vertretung seines kränklichen Vaters an der Orgelbank anvertraut war, in drei Jahren nicht mehr als 70 Lectionen gehabt haben. 1830 ging er nach Wien, um sich bei Seyfried in der Theorie und bei Bocklet im Clavierspiel weiter zu bilden und ließ sich dann in Hamburg als Clavierlehrer nieder. Er war ein vorzüglicher Spieler und lag dabei auch fleißig der Composition ob. Ueber hundert Werke hat er geschrieben, von denen siebzig veröffentlicht sind: eine Operette „Das Forsthaus“, Symphonien, Ouvertüren, Männerchöre, neun Sammlungen Lieder und sehr viele Clavierstücke, namentlich Variationen und Phantasien, auf „Brillanz“ zugeschnittene viel gespielte Sachen. Er hatte auch den Einfall, Beethoven’s Kreuzersonate zu instrumentiren und das fehlende Scherzo durch den zweiten Satz der B-dur-Sonate op. 106 zu ersetzen. Diese „Symphonie“ wurde in Leipzig aufgeführt und von R. Schumann merkwürdig milde beurtheilt (Ges. Schr. 4. Aufl. II, 17 f.); nur gegen die Einfügung des Scherzos wendete sich Schumann sehr energisch. Drei Impromptus für die linke Hand allein (op. 33) waren Dreyschock gewidmet und haben nach Schumann (a. a. O. II, 178) einen ziemlich gelegentlichen, flüchtigen Anstrich, während drei Stücke (Pièces fugitives) günstiger beurtheilt werden. Seine „Hundert Variationen über ein Volkslied“ ließ sein Schüler Brahms hinter seinem Rücken 1883 drucken und machte ihm damit eine große Freude. M. ist weiteren Kreisen erst dadurch bekannt geworden, daß er Brahms im Clavierspiel und in der Composition unterrichtet und seine ersten Schritte mit hohem Verständniß und liebender Sorgfalt geleitet hat. Mit dem Ruhm des Schülers wuchs zugleich der des Lehrers.

Vgl. La Mara, Musikalische Studienköpfe in „Brahms“, und Max Kalbeck, Johannes Brahms, I, 26 ff.