Zum Inhalt springen

ADB:Müller, Joel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Müller, Joel“ von Adolf Brüll in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 512–513, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BCller,_Joel&oldid=- (Version vom 6. November 2024, 00:01 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 52 (1906), S. 512–513 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Joel Müller in der Wikipedia
Joel Müller in Wikidata
GND-Nummer 138105324
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|52|512|513|Müller, Joel|Adolf Brüll|ADB:Müller, Joel}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138105324}}    

Müller: Joel M., Dr., hervorragender Hebraist und Talmudforscher, geboren am 4. November 1827 in Ung.-Ostra, † in Berlin am 6. November 1895. M. wurde von seinem durch Gelehrsamkeit und Charakter gleich ausgezeichneten Vater, der Rabbiner war, frühzeitig in das Studium der hebräischen und talmudischen Litteratur eingeführt und war dabei mit Eifer den Gymnasialstudien hingegeben, nach deren Absolvirung er die Universität in Wien bezog, um sich dem Studium der Jurisprudenz zuzuwenden. 1853 folgte er, da er auch theologisch völlig ausgebildet war, nach dem Tode seines Vaters dem Rufe seiner Heimathsgemeinde als Nachfolger desselben im Rabbineramte. [513] 1867 tritt M. die Stelle eines Rabbiners in Böhm.-Leipa an, woselbst von ihm neben einzelnen Reden: „Die Spenden der Mutterfreude“ (1868), „Der kriegerische Stamm; Rede, gehalten zur Feier des Friedensfestes zwischen Frankreich und Deutschland“ (1871), eine Reihe von Kanzelvorträgen „Biblische Bilder“ (1869) erschienen sind. Vom Jahre 1874–1882 wirkte er unter schwierigen Verhältnissen als Religionslehrer in Wien und folgte 1882 einer Berufung als Docent für die rabbinischen Fächer an die Lehranstalt für die Wissenschaft des Judenthums in Berlin, an der er bis an sein Lebensende gewirkt hat. In Wien schon begann M. seine eigentlich litterarische Thätigkeit, die Frucht langjähriger früherer Arbeit zu entfalten und hat er sich besonders durch seine gediegenen Forschungen über die gaonäische Periode, die er vollständig beherrschte, große Verdienste erworben, die sich der Anerkennung in Fachkreisen erfreuten. Von seinen Werken sind zu nennen: „Chiluf Minhagim, Ritusverschiedenheiten zwischen den babylonischen und palästinensischen Juden“; „Maasecheth Soferim, der talmudische Tractat der Schreiber. Eine Einleitung in das Studium der althebräischen Graphik, der Massorah und der altjüdischen Liturgie nach Handschriften herausgegeben und commentirt“; „Teschuboth Geone Mizrach und Maareb“; „Die Responsen des R. Meschullam, Sohn des R. Kalonymos“. Im J. 1882 erschien von ihm: „Dr. Adolf Jellinek. Gedenkblatt zur Feier seines vor 25 Jahren am 6. October 1857 erfolgten Amtsantritts in Wien“, nebst einem Cataloge der litterarischen Productionen Jellinek’s. Von seinen in Zeitschriften zerstreuten Aufsätzen sei hier auf: „Leopold Kompert als jüdischer Geschichtsschreiber“ und auf „König Saul in Sage und Dichtung“ (Pop. wissenschaftliche Monatsblätter, Jahrg. 1888, S. 193, und Jahrg. 1891, S. 25) hingewiesen.