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ADB:Müller, Sophie

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Artikel „Müller, Sophie“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 674, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BCller,_Sophie&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 19:40 Uhr UTC)
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Müller: Sophie M., tragische Schauspielerin, geb. 19. Januar 1803, † am 20. Juni 1830 zu Hietzing bei Wien. Der kurze Lebenslauf dieses in der deutschen Theatergeschichte unvergeßlichen Mädchens umschließt eine Fülle von Licht, edlen und schönen künstlerischen Freuden. M. war ein Schauspielerkind, – die Tochter Karl Müller’s am Mannheimer Hoftheater und der Sängerin Marie Boudet – so kam es, daß sie schon im dritten Jahre als Genius auf der Bühne erschien und im fünften das „Hännschen“ in Kotzebue’s Erbschaft spielte. Ihr Talent entfaltete sich rasch und glänzend, bereits 1816 machte Johanna Schopenhauer auf das kaum den Kinderschuhen entwachsene Mädchen aufmerksam. Im März 1818 gastirte Sophie mit Erfolg in Karlsruhe, 1821 in München und Wien. Ein Engagementsanerbieten nach Braunschweig, welches sie 1822 erhielt, blieb erfolglos, dagegen folgte sie noch im selben Jahre einem Ruf an das Burgtheater nach Wien und debütirte dort am 5. August 1822 als „Rutland“ in Essex, eine Rolle, die ihr schon in Mannheim großen Beifall gebracht hatte. M. wirkte nun bis zum 11. April 1829 am Wiener Burgtheater, von Jahr zu Jahr der Vollendung sich mehr nähernd. Sie war von schöner Erscheinung, hatte ein prachtvolles Organ, ernsten Eifer für die Kunst und eine nicht gewöhnliche Bildung. Der Idealität und poetischen Weihe ihrer Darstellungen auf der Bühne stand ihre fleckenlose Tugend und eine bezaubernde Anmuth und Güte im Leben zur Seite. Zeitgenossen rühmen ihr edlen Anstand, höchsten Adel nach, die sie, trotzdem sie ihre Rollen nicht spielte, sondern lebte, nie die Grenze des Schönen überschreiten ließen. Ganz Wien trauerte bei ihrem Tode und ihr Andenken erhielt sich Jahrzehnte; ein Porträt von ihr als Prinzessin Eboli wurde der Galerie hervorragender Schauspieler des Burgtheaters einverleibt. Während der Dauer ihres siebenjährigen Engagements in Wien gab M. auch verschiedene erfolgreiche Gastspiele, so 1824 in Graz, 1826 in Prag und Dresden, 1827 und 1828 in Berlin. Als die vollkommensten ihrer Darstellungen werden gerühmt: „Chrimhild“ (Raupach’s Nibelungen), „Lady Milfort“ (Kabale und Liebe), „Rosaura“ (Leben ein Traum), „Ophelia“, „Preciosa“, „Semiramis“ (Raupach’s Tochter der Luft), „Porzia“, „Zaire“, „Hedwig“, „Julia“ (Romeo und Julia) etc.

Vgl. Blätter der Erinnerung an etc. Sophie Müller. (Wien 1830). – Mailáth, Leben der Sophie Müller. (1832, mit Porträt.)