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ADB:Nesselmann, Ferdinand

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Artikel „Nesselmann, Ferdinand“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 445–446, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nesselmann,_Ferdinand&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:38 Uhr UTC)
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Nesselmann: Georg Heinrich Ferdinand N., Philologe und Mathematiker, geb. am 24. Februar 1811 in Fürstenau (Kreis Elbing), † am 7. Januar 1881 in Königsberg i. Pr. Die Familie N. stammt aus Lübeck, von wo ein Kaufmann Heinrich N. gegen Ende des 16. Jahrhunderts nach Elbing übersiedelte. Dessen Sohn Sigismund (1597–1660) war Leibarzt des Königs Johann Casimir von Polen. Dieser Familie gehörte der Fürstenauer Prediger Georg Ferdinand N. an und das älteste von dessen zahlreichen Kindern war unser Ferdinand. Im väterlichen Hause wurde N. 15 Jahre alt, bis dahin seine Zeit zwischen Lernen, das ihm sehr leicht fiel, und körperlichen Uebungen aller Art, in denen er Meister war, theilend. 1826 trat er in das Elbinger Gymnasium ein, 1831 bezog er die Universität Königsberg, der er bis zu seinem Lebensende getreu blieb. Dort promovirte er 1837 als Doctor der Philosophie, dort wurde er 1837 Privatdocent, 1843 außerordentlicher, 1859 ordentlicher Professor. N. hatte in seinen beiden ersten Universitätsjahren unter Jacobi und Richelot Mathematik studirt. Dann wandte er sich unter P. v. Bohlen (s. A. D. B. III, 61) der orientalischen Philologie zu, welche auch den Gegenstand seiner späteren Lehrthätigkeit vorzugsweise bildete. Wissenschaftliche Berühmtheit verschaffte ihm dagegen zuerst ein Werk aus dem Jahre 1842, seine „Algebra der Griechen“. Es war seit Kästner das erste Werk in deutscher Sprache, welches auf Grund eigener Forschung mathematisch-geschichtliche Dinge behandelte, aber es steht dabei an Gelehrsamkeit, an kritischer Einsicht, an vergleichender Spürkraft weit über allen deutschen Vorgängern. Nur Chasles, Geschichte der Geometrie (1837) und Libri, Geschichte der Mathematik in Italien (1838–1841) lassen sich mit Nesselmann’s Algebra der Griechen vergleichen und bilden mit diesem die drei Musterwerke, aus welchen alle Nachfolger auf dem gleichen Gebiete gelernt und geschöpft haben. In dem auf die Veröffentlichung dieses Buches folgenden Jahre 1843 gab N. „Die Essenz der Rechenkunst des Behaeddin“, ein nicht eben bedeutendes [446] Schriftchen etwa aus dem Jahre 1600, arabisch und deutsch heraus. Von da an hört Nesselmann’s geschichtlich-mathematische Thätigkeit leider auf und auch Vorlesungen über Geschichte der Mathematik, welche er in den Universitätsverzeichnissen ankündigte, scheinen kaum jemals zu Stande gekommen zu sein. Statt dessen warf N. sich auf einen neuen Zweig der Sprachwissenschaft. Er veröffentlichte „Die Sprache der alten Preußen“, 1845; „Wörterbuch der littauischen Sprache“, 1850; „Littauische Volkslieder“, 1853; „Deutsch-preußisches Vocabularium aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts“, 1868; „Thesaurus linguae Prussicae“, 1873, lauter Schriften, welche von Fachmännern hoch geschätzt werden.

Altpreußische Monatsschrift 1881, S. 324–331.