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ADB:Nigri, Petrus

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Artikel „Schwarz, Peter“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 247–248, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nigri,_Petrus&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 16:12 Uhr UTC)
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Schwarz: Peter S. (Schwartz), lateinisch Petrus Nigri (nicht Niger), ein Dominicaner des 15. Jahrhunderts, ist der Verfasser von zwei merkwürdigen polemischen Werken gegen die Juden, die 1475 und 1477 von Konrad Fyner (A. D. B. VIII, 277) zu Eßlingen gedruckt wurden: „Tractatus contra perfidos Judaeos de conditionibus veri Messiae i. e. Christi vel Uncti, ex textibus hebraicis latinorum elementis utcunque figuratis confectus“ (6 Capitel, Folioband), und „Der Stern Meschiah“ (11 Tractate, 322 S. Quart, nicht Uebersetzung des lateinischen Werkes). In dem ersten Werke berichtet er, er habe um Ostern 1474 zu Regensburg unter freiem Himmel siebenmal je drei Stunden lang hebräisch, lateinisch und deutsch gepredigt in Gegenwart des Bischofs (Heinrich v. Abensberg)[WS 1] und anderer hochgestellter Geistlichen, der Consules der Stadt und zahlloser Gläubigen und der berühmtesten Rabbiner Deutschlands und vieler Juden; er habe die Rabbiner unter Zusicherung sicheren Geleites zu einer später zu haltenden eingehenden Disputation aufgefordert; sie seien aber nicht darauf eingegangen; auf den Wunsch des Bischofs habe er den Inhalt seiner Predigten schriftlich ausgearbeitet. Er gibt ferner an, er sei Baccalaureus in theologia formatus und habe an den Universitäten Montpellier, Salamanca, Freiburg und Ingolstadt studirt (und docirt?). In Spanien habe er mit Judenkindern heimlich (cum parvulis Judaeorum in latibulis degens) den Unterricht von Rabbinern genossen, – ob er ein geborener Jude war, ist zweifelhaft – dann aber wegen Armuth seine hebräischen Studien mehrere Jahre nicht fortsetzen können. – Joh. Eck berichtet, S. habe wiederholt zu Frankfurt, Regensburg und Worms die Rabbiner zu Disputationen eingeladen und einen Befehl des Kaisers erwirkt, daß sie seinen Predigten zu Regensburg beizuwohnen hätten. Die Predigten von 1474 waren aber durch den Herzog Ludwig den Reichen von Baiern veranlaßt, der S. zu dem Ende von Ingolstadt nach Regensburg schickte (F. Janner, Gesch. der Bischöfe von Reg., III, 572).

S. bekundet in den beiden genannten Werken eine gute theologische Bildung und tüchtige Kenntnisse des Alten Testamentes und des Hebräischen, – er sagt, er habe viele hebräische Bibeln in Händen gehabt, – auch der jüdischen Litteratur, des Targum des Jonathan Ben Ussiel, des Talmud u. s. w. Den Talmud nennt er „ein schentlich und valsches Buch, welichs die christlichen Fürsten mit nicht solten leyden in yren landen, sunder mit gewalt solten sie dise Bücher verprennen, als etwan durch das concilium ist geordiniret worden“. Dem lateinischen Buche ist ein Anhang von zwölf Seiten beigefügt: die hebräischen Namen der biblischen Bücher, das hebräische Alphabet, die zehn Gebote und einige andere Stücke in hebräischer Sprache; der Anhang zu dem deutschen Buche, gleichfalls zwölf Seiten, enthält Belehrungen über die hebräischen Consonanten und Vocale und über das Lesen des Hebräischen. Die beiden Stücke sind die ersten in Deutschland mit hebräischen Typen gedruckten und wohl auch die ältesten von deutschen Christen verfaßten Anweisungen zum Erlernen des Hebräischen. Conrad Pellikan erzählt in seinem Chronicon, herausgegeben von B. Riggenbach, 1877, S. 17, wie er den Stern Meschiah bei dem Erlernen des Hebräischen benutzte. Die darin stehende Anweisung ist abgedruckt in der „Commentatio de primis linguae hebraicae elementis“ von G. G. Beyssel und G. Chr. Schwarz, Altdorf 1764. – Später wurde S., als er in Würzburg docirte und predigte, von Matthias Corvinus an die von ihm errichtete Schule der Dominicaner zu Ofen berufen. Dem ungarischen Könige ist das dritte Buch von S. gewidmet: „Clypeus Thomistarum adversus omnes doctrinae Doctoris angelici abtrectatores“, Venedig 1481 und nochmals 1504.

[248] Peter Georg S., Prior der Dominicaner zu Eichstätt, von dem Predigten über das von Pius II. 1463 ausgeschriebene Jubiläum, ein dem Bischof Wilhelm von Eichstätt um 1474 überreichter Tractatus contra quaestores (gegen die Ablaßkrämer) und andere Schriften handschriftlich in Eichstätt sich befinden (J. G. Suttner, Bibliotheca Eystettensis, 1866, S. 5, Nr. 76; Eichstätter Pastoralblatt 1855, 182, 188), ist sicher mit unserm P. Schwarz nicht identisch.

Quétif-Echard, Scriptores Ord. Praed. I, 861. – J. Chr. Wolfii Biblioth. hebr. II, 1110; IV, 525.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Gemeint ist: Heinrich IV. von Absberg (1409–1492); Bischof von Regensburg von 1465 bis 1492.