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ADB:Nordmann, Joseph Armand von

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Artikel „Nordmann, Joseph Armand von“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 14–15, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nordmann,_Joseph_Armand_von&oldid=- (Version vom 30. November 2024, 03:22 Uhr UTC)
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Nordmann: Joseph Armand v. N., k. k. Feldmarschalllieutenant, Ritter des Militär-Maria-Theresien-Ordens, geb. am 31. August 1759 zu Molsheim im Elsaß, geblieben am 6. Juli 1809 auf dem Schlachtfelde bei Wagram, stand ursprünglich im französischen Heere, in welchem er am 24. October 1792 zum Obersten vorrückte und das Husarenregiment Bercheny befehligte. Mit diesem kämpfte er pflichtgetreu und brav in dem Jahre 1792 und anfangs 1793; doch als das wilde Treiben des Convents alle Bande der Ordnung zerrissen hatte und Nordmann’s monarchische und gesetzesachtende Gesinnungen durch die Hinrichtung Ludwig XVI. auf das tiefste verletzt worden waren, da begab er sich im Monate April mit dem größten Theile seines Regiments unter Dumouriez in das österreichische Hauptquartier nach Tournay. Seine Bitte um Einreihung in das österreichische Heer wurde schon im J. 1794 erfüllt; er kam als Oberstlieutenant in die aus Infanterie und Husaren zusammengesetzte Legion Bourbon und that sich an der Spitze derselben 1796 an der Lahn und insbesondere bei Nassau durch Bravour und vorzügliche Gefechtsleitung hervor. Bei Umwandlung der Legion 1798 in ein leichtes Bataillon erfolgte jedoch Nordmann’s Uebersetzung zum Husarenregimente Mészáros Nr. 10. Im Verbande desselben rückte er 1799 neuerdings gegen Frankreich, allerorts mit Kühnheit fechtend, besonders bei Stockach am 25. und 26. März und bei Andelfingen am 25. Mai, an welchen Tagen sein verdienstvolles Verhalten öffentliche Anerkennung fand. Bald hierauf wurde N. das Commando des leichten Dragonerregiments Nr. 11, jetzt Dragonerregiment Nr. 14, als Oberst übertragen. Diesem war N. ein in jeder Hinsicht sorgsamer Befehlshaber, unter seiner Führung erntete das Regiment nur Lob und errang sich die Ehre, am 27. Juni 1800 bei Neuburg an der Donau das Bataillon Latour d’Auvergne zu sprengen, dessen Commandant, der vielgepriesene „Erste Grenadier von Frankreich“, hierbei im Handgemenge fiel. Wie jedoch N. in den nun folgenden Friedensjahren gewirkt, ist leider nicht bekannt, ehrenvoll nennt ihn dagegen die Geschichte des Feldzuges 1805, in welchem Jahre er als Generalmajor und Brigadier in Italien commandirte. Denn sein scharfes Erfassen der jeweiligen Gefechtslagen, getragen von Festigkeit im Befehlen und begeisternder Todesverachtung fesselten siegreiche Erfolge an die Fahnen seiner Truppen. Am glänzendsten wol bei Caldiero am 29., 30. und 31. October, indem er dortselbst des Gegners Absichten rechtzeitig durchblickte, mit der Brigade Colloredo, 1 Bataillon Gradiscaner und Abtheilungen von Erdödyhusaren den Feind in Flanke und Rücken angriff, unter höchst schwierigen Verhältnissen und in concentrirtem Feuer auf einem schmalen Damme die Verschanzung bei Chiavica del Cristo besetzte, und dieselbe trotz enormer Verluste bis zu seiner am 31. October stattgehabten Verwundung vertheidigte. Würdig des ihm hierfür zuerkannten Ritterkreuzes des Militär-Maria-Theresien-Ordens kämpfte N. nun auch im Kriege 1809 und erscheint sein Name wohlberechtigt jenen Generalen angereiht, welche durch die Schlachten bei Aspern und Wagram für alle Zeiten denkwürdig geworden. Sein hervorragendes Verdienst war es, die Haltung seiner Truppen ebenso im Auge gehalten zu haben wie jene des Gegners und auf Grund dessen in die Lage gekommen zu sein, bei Aspern am 21. und 22. Mai [15] mit der Vorhut der ersten Colonne zwischen Stadlau und Aspern vorbrechen zu können, durch Besetzung der Gemeinde-Au und Bedrohung der Flanke von Aspern Napoleon zu beunruhigen, trotz schwerer Opfer in den Ort vorzudringen und an dem wechselvollen, blutigen Streite um denselben kräftigst theilzunehmen. Gleich ruhmwürdig gestaltete sich Nordmann’s Dispositionsfähigkeit und Energie vor und während der Schlacht bei Wagram am 5. und 6. Juli. Schon sein, Ende Juni rasch und umsichtig vollzogener, Aufmarsch zwischen Aspern und Eßlingen hatte das Zurückziehen des französischen 2. Corps zur Folge. Und als es am 5. Juli zum Kampfe kam, hielt N. unerschrockenen Sinnes und mit zäher Ausdauer wiederholt gegen eine zehnfache Uebermacht insolange Stand, bis er den bestimmten Befehl zum Rückzuge erhalten. Am 6. endlich, nachdem er die Entwickelung der gegnerischen Angriffscolonnen beobachtete und voll stolzer Zuversicht und glühender Kampfeslust seinen Truppen zugerufen hatte: „Jetzt kömmt an uns die Reihe, Kinder! Der Erzherzog blickt auf das IV. Armeecorps“, da fiel im gewaltigen Ringen um Markgraf-Neusiedel der „tapfere Lothringer“. Dies der Beiname des monarchentreuen, durch offensive Kriegführung, Standhaftigkeit, Selbstentsagung und persönliches Beispiel ausgezeichneten, heldenhaften Truppenleiters Feldmarschalllieutenants N.

Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterreich. 20. Thl. Wien 1869.– Hirtenfeld, Der Milit.-Mar.-Theres.-Orden etc. Wien 1857. – Szöllösy, Tagebuch gefeyerter Helden etc. Fünfkirchen 1837. – Hirtenfeld, Oesterr. Militär-Kalender. Wien 1852. – Thürheim, Gedenkblätter etc. Wien 1880.– Susane, Hist. de la cavalerie franç. Paris 1874.